Jos Leijdekkers
Ermittler spüren Mocro-Mafia-Boss auf – doch es gibt ein Problem
Aktualisiert am 27.01.2025 – 00:45 UhrLesedauer: 3 Min.
Der Niederländer Jos Leijdekkers wird seit Jahren von europäischen Fahndern gesucht. Jetzt haben Ermittler ihn lokalisiert. Doch es gibt ein Problem.
Ermittlern ist nach jahrelanger Suche ein Erfolg gelungen: Sie konnten den Niederländer Jos Leijdekkers – auch „Bolle Jos“ (zu Deutsch: „Pummeliger Jos“) genannt – ausfindig machen. Er ist einer der meistgesuchten Drogenbosse Europas. Leijdekkers ist eine Schlüsselfigur des internationalen Kokainhandels und müsste eigentlich eine lange Haftstrafe absitzen.
Doch nun stehen die Fahnder vor einem Problem. Denn der 33-Jährige befindet sich mit großer Sicherheit in dem westafrikanischen Land Sierra Leone. Das teilte die niederländische Polizei mit. Es sei allerdings schwierig, den Gesuchten in die Niederlande zu schaffen, da es mit Sierra Leone kein Auslieferungsabkommen gebe und Leijdekkers möglicherweise die Staatsangehörigkeit des Landes angenommen habe, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender NOS in den Abendnachrichten „Een Vandaag“ am Samstag.
Wie NOS weiter berichtete, sei der Drogenboss auf Bildern gemeinsam mit dem Präsidenten des westafrikanischen Landes gesichtet worden. Der niederländische Sender zeigte eine Videosequenz, die den Kriminellen neben der Tochter des Präsidenten in einer Kirche zeigen soll. Sierra Leone habe eine Scharnierfunktion im Kokainhandel zwischen Südamerika und Europa.
Der Gesuchte steht auf der EU-Liste der meistgesuchten Kriminellen. Er wurde im vergangenen Jahr in den Niederlanden in Abwesenheit wegen des Schmuggels von knapp sieben Tonnen Kokain und der Anordnung eines Mordes zu 24 Jahren Haft verurteilt. Ein belgisches Gericht verurteilte ihn im September wegen Drogenhandels und Körperverletzung zu zehn Jahren Gefängnis. Zuletzt hatten die Fahnder ihn in der Türkei vermutet.
Leijdekkers soll in dem Fall um das Verschwinden und den Tod von Naima Jillal verwickelt sein. Jillal, eine Kokainschmugglerin, verschwand am 20. Oktober 2019, nachdem sie in Amsterdam in ein Auto gestiegen war. Abgefangene Nachrichten enthüllten, dass Leijdekkers eine wichtige Rolle bei Jillals Verschwinden spielte. Lange Zeit fehlte von der Frau mit marokkanischen Wurzeln jede Spur, bis auf einem beschlagnahmten Telefon Fotos gefunden wurden. Die Fotos zeigen, dass sie höchstwahrscheinlich gefoltert wurde und wohl nicht mehr lebt.
Die Behörden gehen davon aus, dass der 33-Jährige mit dem Kokainschmuggel insbesondere über die Häfen Rotterdam und Antwerpen Dutzende Millionen Euro verdient hat. Für Hinweise, die zu Leijdekkers Festnahme führen, wurde eine Belohnung von 200.000 Euro ausgelobt.
Leijdekkers gilt auch als ein Nachfolger des ehemaligen Bosses der sogenannten Mocro-Mafia, Ridouan Taghi. Taghi soll neben Kokain-Schmuggel für 70 Morde verantwortlich sein. In den Niederlanden wurden im vergangenen Jahr mehrere führende Köpfe des Netzwerks zu hohen Haftstrafen verurteilt. Der 46-jährige Taghi erhielt im Februar 2024 nach jahrelangem Prozess lebenslang, zwei weitere Hauptdrahtzieher des Bandennetzwerks wurden ebenfalls zur Höchststrafe verurteilt, 14 weitere Angeklagte müssen für bis zu 29 Jahre ins Gefängnis. Nur wenige Monate später sprach ein Gericht auch Delano G., den Mörder des niederländischen Journalisten Peter R. de Vries, schuldig und kassierte 28 Jahre hinter Gittern. De Vries, ein Kriminalreporter, war auf offener Straße erschossen worden.
Europol spricht im Fall der niederländischen und belgischen Banden nicht von einer Mafia, sondern von zahlreichen kriminellen Netzwerken, die sich um diverse Schlüsselfiguren gebildet hätten. „Diese Netzwerke sind hauptsächlich im Kokainhandel und in geringerem Umfang im Cannabishandel sowie in der Geldwäsche tätig“, heißt es in einem im April 2024 vorgestellten Report. „Sie sind in mehr als 40 Ländern vertreten, wobei sie in der EU vor allem in Belgien, Deutschland, den Niederlanden und Spanien aktiv sind.“