Es ist eine faszinierende Geldanlage: Gold. Und es ist teuer wie nie. Der Kurs könnte sogar weiter steigen, obwohl das eigentlich einigen Grundregeln widerspricht.
Es ist ein wahrer Goldrausch. Die Notierung des gelben Edelmetalls bricht seit Monaten einen Rekord nach dem anderen. Schön für all jene, die Gold im Depot haben. Hoffentlich gehören Sie auch dazu. Die Rallye seit Jahresbeginn war mit einem Plus von mehr als zwölf Prozent wirklich beeindruckend.
Im März knackte der Goldpreis erstmals die Marke von 2.000 Dollar, liegt aktuell sogar bei mehr als 2.300 Dollar. Über fünf Jahre hinweg hat das Edelmetall sogar den Weltaktienindex MSCI World geschlagen. Das ist beachtlich, und auch überraschend. Zumindest auf den ersten Blick.
Jessica Schwarzer ist Finanzjournalistin, Bestsellerautorin und langjährige Beobachterin des weltweiten Börsengeschehens. Die deutsche Aktienkultur ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mitte März 2024 ist ihr siebtes Buch „Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien“ im Börsenbuchverlag erschienen. Bei t-online schreibt sie über Investments und Finanztrends, die eine breit gestreute Basis-Geldanlage ergänzen. Sie erreichen sie auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.
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Denn eigentlich gilt doch: Hohe Zinsen sind Gift für den Goldpreis. Denn das Edelmetall wirft keine Zinsen ab. Bringen sichere Anleihen wieder höhere Renditen, dann verliert Gold an Glanz. Aber das stimmt anscheinend nicht mehr, zumindest wenn wir uns die Entwicklung in der jüngsten Vergangenheit anschauen.
Genau genommen hat sich dieser Zusammenhang seit Anfang 2022 sogar ins Gegenteil verkehrt. Mit der Zinswende in den USA und etwas verzögert auch in Europa stiegen die Renditen von Anleihen, auch von den supersicheren. Die Kupons von neuen Papieren waren endlich wieder nennenswert. Damit ist die Anlageklasse attraktiver geworden.
Eigentlich hätte – folgt man der alten Gewissheit – der Goldpreis in diesem Umfeld fallen müssen. Das tat er aber nicht. Im Gegenteil.
Und noch eine alte Regel stimmt offenbar nicht mehr: Ist der Dollar stark, schwächt das den Goldpreis – und umgekehrt. Der Dollar hat nämlich seit Jahresbeginn aufgewertet. Das gelbe Edelmetall wird trotzdem immer teurer.
Verkehrte Welt? Ja und nein. Es mag etwas verwundern, dass die alten Zusammenhänge oder gar Gewissheiten nicht mehr stimmen. Aber es lässt sich relativ einfach erklären. Die Zentralbanken in den Schwellenländern gehören seit Längerem zu den größten Goldkäufern am Markt, allen vorweg die chinesische Zentralbank.
Aber auch Indien und die Türkei stocken ihre Goldbestände massiv auf. Und so kommt es, dass die weltweite Goldnachfrage extrem hoch ist, im ersten Quartal lag sie laut World Gold Council bei 1.238 Tonnen, ein Plus von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Die Käufer seien vor allem Zentralbanken. Während nämlich die Währungshüter der Industriestaaten bereits vor Jahrzehnten gigantische Goldreserven angehäuft haben, bauen die Schwellenländer ihre Bestände gerade erst auf. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate gehören zu den großen Käufern. Ein Ziel dabei ist oft, die hohen Währungsreserven in Dollar, beispielsweise in US-Staatsanleihen, abzubauen.
Diesen Trend gibt es seit einigen Jahren. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine wurde er verstärkt. Das Auslandsvermögen der Russen (auch in US-Anleihen) ist eingefroren, auf sein Gold kann Putins Regime noch zugreifen. Die Devise lautet also vielerorts: Raus aus dem Dollar, rein in Gold.
Das erklärt, warum das alte Zusammenspiel zwischen Anleihen und Gold, aber eben auch zwischen dem Dollar und dem Goldpreis sich verändert hat.
Hinzu kommt die Nachfrage privater Investoren. Vor allem die Chinesen lieben Gold-Investments. Für westliche Anleger ist es vor allem ein „sicherer Hafen“, eine Versicherung für Krisenzeiten, eine Krisenwährung also.