Wer soll den verletzten Marc-André ter Stegen im Tor der deutschen Nationalmannschaft vertreten? t-online-Kolumnist Stefan Effenberg wird deutlich zu Forderungen nach Manuel Neuer – und verrät seinen Favoriten.
Nach der schweren Verletzung von DFB-Torwart Marc-André ter Stegen, der mit einem Patellasehnenriss wohl für die gesamte restliche Saison ausfällt, beschäftigt Fußball-Deutschland die Frage nach dem Ersatz. Ex-Nationalkeeper Sepp Maier forderte erst am Montag bei t-online ein Comeback von Manuel Neuer. „Neuer zurückzuholen, wäre jetzt die beste Lösung. Wenn er die volle Unterstützung bekommt, dann macht er das ganz bestimmt noch mal. Der ist ja noch topfit und noch kein alter Mann“, erklärte der langjährige Torwarttrainer der Nationalmannschaft und des FC Bayern. Neuer war erst im August aus der DFB-Elf zurückgetreten.
Der Rücktritt sollte auch weiter Bestand haben, sagt nun Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg in seiner neuen, am Freitag erscheinenden Kolumne für t-online. „Ich bleibe dabei, dass es kein Comeback von Manuel Neuer geben sollte, wie es vereinzelt bereits gefordert wird“, erklärt der 56-Jährige. „Ein Rücktritt vom Rücktritt ist für mich in keiner Sportart eine gute Idee.“
Mehr noch: „Neuer würde seine Glaubwürdigkeit verlieren, wenn er jetzt – und auch noch nach so kurzer Zeit – wieder zurück in die DFB-Elf wollte.“ Effenberg ist aber überzeugt, dass auch Neuer selbst nicht an eine Blitz-Rückkehr denkt: „Ich glaube, dass er sich jetzt voll auf seine letzten ein, zwei Jahre bei Bayern München und eventuell darüber hinaus konzentrieren will. Er wird und muss zu seinem Wort stehen.“ Auch von Bundestrainer Julian Nagelsmann wäre es „das ganz falsche Signal an die Torhüter hinter ter Stegen, jetzt wieder auf den 38-jährigen Neuer zu setzen.“
Effenberg hat dagegen einen Favoriten auf den ter-Stegen-Ersatz: „Perspektivisch wäre es meiner Meinung nach die beste Entscheidung, auf Alexander Nübel zu setzen. Der hat schließlich bereits in der letzten Saison sehr, sehr stark für den VfB Stuttgart gehalten – und ist diese Saison in der Champions League auf höchstem Niveau gefordert, seine Leistungen weiter so konstant abzurufen.“
Ohnehin müsse sich Deutschland im Tor traditionell keine Sorgen machen: Hinter Nübel warte „mit Oliver Baumann noch ein absolut zuverlässiger Schlussmann, der seit vielen Jahren schon stark für die TSG Hoffenheim hält. Ich finde es schade, dass er nie den Schritt zu einem großen Team mit Titelchancen gemacht hat. Allein die Tatsache, dass er trotzdem seit so langer Zeit schon im Kreis der Nationalmannschaft spielt, ist deshalb eine herausragende Leistung.“ Effenberg bringt weitere Namen für den DFB-Kreis ins Gespräch: „Dazu gibt es dann auch noch einen Bernd Leno vom FC Fulham, einen Stefan Ortega von Manchester City, vielleicht sogar einen Noah Atubolu vom SC Freiburg in der Hinterhand.“
Ter Stegens Verletzung sei indes „ein extremer Schlag, den er da erlitten hat, und enorm bitter.“ Immerhin könne sich der 32-Jährige aber an einem Punkt aufrichten: „Er verpasst zumindest kein großes Turnier mit der DFB-Elf“, meint Effenberg. Denn: „Die Qualifikation für die WM 2026 beginnt zwar bereits im März 2025, die heiße Phase mit insgesamt sechs Spielen aber läuft erst im Herbst des kommenden Jahres an – bei einem optimalen Heilungsprozess und voller Genesung wäre er dann wieder zurück.“
Er gehe „fest davon aus, dass ter Stegen wieder zurückkommt und dann wieder wie gehabt zu 100 Prozent seine Leistung in alter Stärke bringen wird. Er hat jetzt ein Jahr Zeit, um sein Comeback für die kommende Saison vorzubereiten und dann seinen großen Traum von einer WM als deutscher Stammtorwart zu erfüllen.“
Wichtig sei aber auch: Der DFB müsse ter Stegen nun stets klar vermitteln: „Wir warten auf Dich, Du bist auch nach Deiner Rückkehr unsere Nummer eins. Die ersten Äußerungen von Nagelsmann und DFB-Sportdirektor Rudi Völler gingen bereits in diese Richtung, das ist absolut zu begrüßen. Denn das hat ter Stegen auch verdient.“