Jugendwörter im Wandel
Diese Wörter können verraten, welcher Generation Sie angehören
Aktualisiert am 19.10.2024 – 12:42 UhrLesedauer: 3 Min.
Sie wollen zu geiler Mucke abhotten? Klingt so, als könnten Sie vor 1980 geboren worden sein. Wir verraten, welche Jugendwörter wann angesagt waren.
Besonders Wörter und Wendungen prägen die Jugendsprache einer Generation. Was früher einmal als bombastisch, urst oder geil bezeichnet wurde, ist für die heutige Jugend lit oder wild. So kann die Verwendung von bestimmten Wörtern auch einen Hinweis darauf geben, wann jemand aufgewachsen ist. Welche Slangwörter in welcher Generation typisch sind beziehungsweise waren, hat die Sprachlern-App Babbel für t-online ermittelt.
„Slangbegriffe sind quasi eine Spiegelung von größeren gesellschaftlichen Bewegungen oder Ereignissen“, sagt Todd Ehresmann, Sprachwissenschaftler bei Babbel. „Besonders in der digitalen Welt sehen wir über die Generationen hinweg eine Entwicklung von ‚analogen‘ Begriffen, die die Freizeitaktivitäten der Babyboomer-Generation reflektiert haben, bis hin zur Generation Z, wo fast alle Slang-Begriffe entweder direkt oder indirekt mit den digitalen Medien beziehungsweise der digitalen Kommunikation verbunden sind.“
Man könne also auch an den Mustern der Jugendwörter sehen, wie sich die Gesellschaft entwickelt hat.
Die geburtenstarke Generation der Nachkriegszeit erlebte das Wirtschaftswunder, die Mondlandung, die Studentenbewegung der 1960er. Jeans waren in, genauso „Party-Treffpunkte“ wie die Milchbar. Deutschland war geteilt in Ost und West. All das spiegelte sich in den Soziolekten dieser Generation wider. An diesen zehn typischen Slangwörtern aus den 1960er und frühen 1970er Jahren kann man die Babyboomer zum Beispiel erkennen:
Ausdruck | Bedeutung |
---|---|
poofen | schlafen |
flippig | locker, flott, leicht verrückt |
schwofen | tanzen |
steil | cool |
steiler Zahn | attraktive Person, Frau |
Fete | Party |
bombastisch | klasse, toll |
Röhren | Jeans |
Gammler | Hippie |
Koreapeitsche | Slang für die Männerfrisur Bürstenschnitt |
Die Generation X wurde mit steigenden Arbeitslosenquoten, dem Wettrüsten und der atomaren Bedrohung groß. Für Ablenkung und starkes Markenbewusstsein sorgte nicht nur die bunte Werbewelt, sondern auch die Geburtsstunde der Musiksender. Computer, Handys und Co. gab es kaum, die Freizeitaktivitäten waren also Disco, Tanzen und Kino, die Popkultur stand im Mittelpunkt. Die Generation X prägte etwa diese Wörter:
Ausdruck | Bedeutung |
---|---|
hotten, abhotten | tanzen |
anbaggern und aufreißen | flirten |
oberaffengeil, geilomat und voll geil | das heutige „mega“ |
urst | cool |
miteinander gehen | eine Beziehung führen |
hacke und voll breit | betrunken |
Mucke | Musik |
pauken, Pauker | lernen, Lehrer |
abhängen | chillen |
Menschen der Generation Y kennen sich in Sachen digitale Medien aus. Sie beherrschen Smartphone und Social Media nicht nur in der Freizeit, sondern auch für Arbeitszwecke. Arbeit und Leben sind eng miteinander verwoben. Die Zeichenlimits einer SMS (und später bei Twitter) führten dazu, dass alles abgekürzt wurde – zunächst schriftlich und mit Emojis, dann auch verbal. Online-Dienste wie MSN und Myspace brachten eine Chatkultur mit einem ganz eigenen Slang hervor. Auch fanden immer mehr Anglizismen Einzug in die Alltagssprache. Einige Beispiele:
Ausdruck | Bedeutung |
---|---|
knorke | cool, geil |
fett | cool, geil |
gruscheln | Kombination aus „grüßen“ und „kuscheln“; geprägt durch die Online-Plattform Studi.vz |
lol | laughing out loud |
YOLO | you only live once |
gut getankt, richtig voll | betrunken |
Fail | Versagen, wie etwa „Das war ein Fail“ |
chatten | sich unterhalten (auf MSN, ICQ & Co.) |
daddeln, zocken | Computerspiele spielen |
hartzen | nichts machen, rumhängen |
HDGDL | Hab dich ganz doll lieb |
BF, ABF | best friend, allerbester Freund |
ever | jemals, etwa: „die beste Reise ever“ |
merkeln | untätig bleiben, nichts tun |
TikTok, Instagram und die immer größer werdende Informationsflut des digitalen Zeitalters prägen diese Generation. Durch negative Schlagzeilen und die bewusste Wahrnehmung der Klimakrise, schaut sie nicht mehr so optimistisch in die Zukunft und sehnt sich nach Sicherheit und Nachhaltigkeit – ist aber auch bereit, einen Beitrag dafür zu leisten. Gleichzeitig nimmt die persönliche Verwirklichung einen hohen Stellenwert ein.
Zum Alltag dieser Generation gehören US-Serien auf Netflix und Co., zudem folgt sie den Lieblingsstars auf Instagram: Denglisch und Anglizismen sind in ihrem Jugendjargon quasi unausweichlich. An diesen Jugendwörtern kann man die „Zoomer“ erkennen:
Ausdruck | Bedeutung |
---|---|
lost | verwirrt, verloren, komisch |
stabil | cool, in Ordnung |
triggern | sich aufregen, sich provozieren lassen |
lit | cool, geil |
wild, wyld | cool, geil |
cray | Kurzform von crazy, verrückt |
tea, I have tea to spill | Gossip, Ich habe etwas zu erzählen |
Simp | eine Person, die alles für die Aufmerksamkeit des „Crushes“ macht; oder auch jemand, der nur nett ist, um etwas zu erreichen |
no front | Erklärung, dass etwas nicht verletzend oder beleidigend gemeint ist |
Probs gehen (raus) an | Respekt geht an |
Ehrenmann, Ehrenfrau | Gentleman/Lady; jemand, der etwas Besonderes für einen anderen tut |
Gönnjamin | jemand, der sich Luxus gönnt |
cringe | Ausdruck, um zu zeigen, dass man sich fremdschämt, etwas peinlich ist |
woke | wachsam sein gegenüber Ungerechtigkeiten und Diskriminierung |
„Sehr wahrscheinlich werden althergebrachte und neue Slangs noch eine Weile nebeneinander existieren und unsere Alltagssprache bereichern“, sagt Sprachwissenschaftlerin Maren Pauli. „Einige Jugendwörter werden ein Comeback feiern, andere dagegen sind längst aus dem Sprachgebrauch verschwunden.“
Oft übernehme eine Generation auch Slangwörter von der jüngeren Generation oder andersrum. Das in der Generation Y beliebte Wort knorke war beispielsweise schon im frühen 20. Jahrhundert ein Modewort.