Mit einer Erkältung im Bett zu bleiben, fällt vielen schwer. Sie ignorieren die Symptome und kurieren sich nicht aus. Das kann gesundheitliche Folgen haben.
Zwei- bis viermal pro Jahr erkälten sich Erwachsene. Eine Erkältung ist nervig: Die Nase läuft, man muss niesen, der Hals schmerzt, der Hustenreiz quält und man fühlt sich schlapp. Doch besonders mit einem vollen Terminkalender fällt es oft schwer, sich auszukurieren. Doch wer zu früh zu aktiv ist und zu viele Medikamente nimmt, riskiert eine Verschlechterung der Symptome – bis hin zu ernsten gesundheitlichen Risiken.
Eine Erkältung ist in der Regel harmlos und klingt nach ein bis zwei Wochen von selbst wieder ab. Am längsten begleitet meist der Husten: Bis zu drei Wochen kann er anhalten. Die Einnahme von Medikamenten ist in der Regel nicht nötig. Viele nutzen diese aber, um die Symptome zu lindern und das Allgemeinbefinden während der Erkältung zu verbessern. Übertreiben sollte man es aber nicht.
Wer Medikamente einnimmt, um die Erkältungssymptome zu lindern, sollte achtsam sein. Schnell kann die tägliche Höchstdosis bestimmter Wirkstoffe überschritten werden. Das passiert beispielsweise, wenn zu Einzelwirkstoffen zusätzlich Kombipräparate eingenommen werden, die zwei oder mehr Wirkstoffe enthalten. So kann etwa unbemerkt eine zu hohe Schmerzmitteldosis eingenommen werden.
Und das kann unter anderem auf die Leber gehen. Bekannt ist, dass das Schmerzmittel Paracetamol die Leber stark belasten kann. Wer den Fiebersenker einnimmt und dazu noch ein Kombipräparat mit dem Wirkstoff und zusätzlichem Hustenstiller, der ebenfalls die Leber fordert, setzt seinem Filterorgan ordentlich zu.
Ebenso steigt das Risiko für Wechselwirkungen, denn: Nicht alle Wirkstoffe vertragen sich miteinander. Sie können sich in ihrer Wirkung verstärken oder diese abschwächen. Wer bereits Medikamente nehmen muss, sollte mit seinem behandelnden Arzt oder seiner Ärztin abklären, ob er Erkältungsmittel ergänzend einnehmen kann.
Mit jedem zusätzlichen Wirkstoff steigt zudem das Risiko für Nebenwirkungen. Außerdem können über Kombipräparate Wirkstoffe in den Körper gelangen, die gar nicht benötigt werden. Etwa, wenn kein Husten besteht, das Präparat aber einen Hustenstiller enthält. „Besser ist es, bei einer Erkältung einzelne Mittel gezielt einzusetzen. So behalten Sie am besten den Überblick“, rät Professor Dr. Ingo Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Professor Dr. Ingo Froböse ist Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln. Er ist dort Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung und Leiter des Instituts für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation.
Ein warmes Bier bei Erkältung? Besser nicht. Bei einer Erkältung Alkohol zu trinken, ist nicht nur mit Blick auf die Medikamente ungünstig. „Alkohol schwächt das Immunsystem und stört die Regenerationsfähigkeit und Erregerabwehr des Körpers“, sagt Froböse. „Sie riskieren eine Verschlimmerung der Erkältungssymptome und begünstigen zudem die Intensivierung von Entzündungsprozessen.“
Abschwellende Nasentropfen und -sprays mit den Wirkstoffen Xylometazolin und Oxymetazolin sollten nicht länger als sieben Tage angewendet werden, da sie süchtig machen können. Während der Akutphase einer Erkältung unterstützen sie die Nasenatmung, indem sie die Nasenschleimhaut abschwellen lassen. Doch sie vermindern auch die Durchblutung in der Nase, machen sie trocken und schwächen ihre Regenerationsfähigkeit und natürliche Abwehrfähigkeit.
Außerdem gewöhnt sich die Nasenschleimhaut rasch an die Wirkstoffe und kann sich immer schwerer von selbst regulieren. Die Nasenatmung ist zunehmend erschwert – was viele zum nächsten Griff zu Tropfen und Spray verleitet.
Schätzungen zufolge sind 100.000 bis 120.000 Menschen in Deutschland von einer Nasenspray-Abhängigkeit betroffen. Um dem vorzubeugen: „Setzen Sie Nasentropfen und -sprays ab, sobald sich die Schnupfensymptome verbessern. Trinken Sie während der Erkältung ausreichend, damit sich das Sekret verflüssigen und besser abfließen kann“, rät Froböse.
Ein Erkältungsrückschlag – und im schlimmsten Fall sogar eine Herzentzündung – riskiert man, wenn man nach einer Erkältung zu früh wieder Sport treibt. „Wer sich erschöpft fühlt, möglicherweise sogar Kreislaufprobleme hat oder gar Fieber, sollte keinen Sport treiben. Es droht das Risiko einer Herzmuskelentzündung“, warnt Froböse. „Auch nach einer Erkältung sollte man mit Sport mindestens eine Woche warten, um keinen Rückschlag zu riskieren und das Herz nicht zu gefährden.“
Gegen moderate Bewegung hingegen, etwa Spazierengehen, ist laut dem Experten in der Regel nichts einzuwenden – sofern man sich gut fühlt. Bewegung an der frischen Luft unterstütze die Sauerstoffversorgung des Körpers und die Durchfeuchtung der Nasenschleimhäute – was die Erregerabwehr fördere. Wichtig bei kühlen Temperaturen: Warm einpacken und eine Kopfbedeckung tragen.