Chronischer Husten mit Auswurf und Kurzatmigkeit: Die Lungenkrankheit COPD entwickelt sich schleichend und bleibt oft lange unbemerkt. Im Endstadium droht Atemversagen.
COPD – die Abkürzung steht für „chronic obstructive pulmonary disease“, was so viel heißt wie chronisch-obstruktive Lungenerkrankung. Sie führt dazu, dass sich die Atemwege entzünden und dauerhaft verengen. Gefährdet sind vor allem Menschen, die rauchen. Eine Heilung ist bislang nicht möglich. Wird eine COPD früh erkannt, kann ihr Fortschreiten jedoch gebremst werden.
Doch wie merkt man, dass man an COPD erkrankt ist? Wie stark kann sich die Lunge wieder erholen? Und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? t-online hat mit Professor Dr. Christian Taube, Direktor der Klinik für Pneumologie der Universitätsmedizin Essen – Ruhrlandklinik, gesprochen.
t-online: COPD ist eine Volkskrankheit. Etwa jeder vierte Erwachsene erkrankt im Laufe seines Lebens daran. Wie kommt das?
Professor Taube: Die Ursache ist vor allem das Rauchen. Der dauerhafte Reiz der Zigarette führt bei Menschen, die dafür sensibel sind, zu Veränderungen in der Lunge. Es kommt zu Verengungen in den Atemwegen und einer Zerstörung des Lungengewebes. Es gibt aber auch Formen der COPD, die genetisch bedingt sind. Sie sind jedoch eher die Ausnahme.
Die Zahl der Erkrankten hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Was sind die Gründe?
Seit der Corona-Pandemie hat das Zigarettenrauchen wieder zugenommen. Aktuell rauchen etwa 33 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland. In den Jahren vor der Pandemie waren es weniger. In Entwicklungs- und Schwellenländern spielen darüber hinaus auch Faktoren wie die Umweltverschmutzung eine Rolle. Experten sprechen von einer sogenannten „Biomass-COPD“. Sie betrifft beispielsweise Menschen, die Kontakt mit offenem Feuer haben. Das reizt die Atemwege und verursacht auf Dauer Schäden an der Lunge.
Prof. Dr. med. Christian Taube ist Direktor der Klinik für Pneumologie der Universitätsmedizin Essen – Ruhrlandklinik. Darüber hinaus ist er stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung,.
Welche Symptome sind typisch für eine COPD?
Das erste Symptom ist Husten, meist in Verbindung mit einer erhöhten Schleimproduktion. Im weiteren Verlauf der Krankheit kommt es zu einer dauerhaften Zerstörung des Lungengewebes. Die Folge ist Atemnot. Sie tritt anfangs nur unter Belastung auf. Je weiter die COPD fortschreitet, desto ausgeprägter wird sie. Am Ende treten die Beschwerden auch im Ruhezustand auf. Das schränkt die Lebensqualität der Patienten erheblich ein.
Sollte man bei chronischem Husten also nicht zu lange mit dem Arztbesuch warten?
Unbedingt. Eine chronische Bronchitis mit Auswurf ist immer ein Warnsignal, das ernst genommen werden sollte. Bei aktiven Rauchern kann sich daraus eine COPD mit massiven Schäden am Lungengewebe entwickeln.
Haben Menschen mit Raucherhusten eine Chance, wieder gesund zu werden?
Solange noch keine Einschränkung der Lungenfunktion erkennbar ist, ist das möglich. In jedem Fall aber sollten die Betroffenen sofort aufhören zu rauchen. Und zwar komplett. Ein paar Zigaretten weniger am Tag bringen nichts. Aber auch wenn bereits eine COPD vorliegt, ist der Rauchstopp die einzige Maßnahme, dem Fortschreiten der Erkrankung entgegenzuwirken. Nur so kann verhindert werden, dass der Patient noch mehr an Lungenfunktion verliert.
Wie wirkt sich ein Rauchstopp auf die Lebensqualität aus?
Wenn ein Patient aufhört zu rauchen, wird in der Regel seine chronische Bronchitis besser und die Schleimproduktion reduziert sich. Was man allerdings an Lungenfunktion verloren hat, kann man leider nicht mehr zurückgewinnen. Das bereits zerstörte Lungengewebe kann sich nicht regenerieren. Die COPD wird also nicht geheilt, nur ihr Fortschreiten wird verhindert.
Wie wirkt sich eine COPD auf die Lebensdauer aus?
Eine COPD verkürzt die Lebensdauer. In welchem Maße, hängt von vielen Faktoren ab. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Anfälligkeit für andere Erkrankungen steigt. Selbst Patienten, die „nur“ an einer leichten COPD leiden, haben bereits ein erhöhtes Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben.
Eine deutlich reduzierte Lebenserwartung haben Menschen mit einer fortgeschrittenen COPD, die Sauerstoff zugeführt bekommen, damit ihr Körper ausreichend versorgt wird. Im Endstadium der Krankheit kann es dazu kommen, dass die Atemmuskulatur nicht mehr richtig funktioniert. Dann ist eine künstliche Beatmung notwendig. Die Betroffenen müssen in der Nacht eine Maske tragen, damit sich das Zwerchfell erholen kann und die erhöhten CO2-Werte reduziert werden. Die Lebenserwartung von Patienten in diesem Stadium ist sehr gering.