Vincent C. (42): Der Zimmermann wurde 2021 wegen häuslicher Gewalt gegen seine Ex-Partnerin zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Vor Gericht sagte er, dass er seit seiner Jugend alkoholabhängig war. Ihm wird vorgeworfen, Gisèle Pelicot zweimal – im Oktober 2019 und Januar 2020 – vergewaltigt zu haben. Er stritt das ab und erklärte: „Ich war auf der Suche nach Sex“. Er fügte hinzu, dass er glaube, er habe die Pelicots mehr „befriedigt“ als sich selbst. Während seiner Aussage vor Gericht stand Gisèle Pelicot auf und verließ den Gerichtssaal.
Husamettin D. (43): Der verheiratete Vater hatte seine Teilzeitarbeit aufgegeben, um seinen behinderten Sohn zu pflegen. Er wird beschuldigt, Gisèle Pelicot im Juni 2019 vergewaltigt zu haben. Seiner Frau habe er damals gesagt, er gehe aus. Vor Gericht stritt er alles ab. Er habe geglaubt, dass es Teil eines Spiels gewesen sei, als Pelicot damals „tot wirkte“. Das Gericht stellte fest, dass D. seit seinem elften Lebensjahr süchtig nach Cannabis ist und in Kinderheimen gelebt hatte. Im Jahr 2000 wurde er wegen Drogenhandels verurteilt.
Cyprien C. (43): Der ehemalige Lkw-Fahrer und Vater eines Kindes wird beschuldigt, Gisèle Pelicot 2017 vergewaltigt zu haben. Während des Kreuzverhörs gab er zu, dass es zu einem sexuellen Kontakt gekommen sei. Zu Gisèle Pelicot sagte er, dass es ihm leidtue, er aber „mehr dazu nicht sagen“ könne. Dem Gericht erklärte er: „Ich kann nicht sagen, dass es Vergewaltigung ist.“ Sein Argument: Dominique Pelicot behauptete, dass es ein Rollenspiel war. C. soll in Kinderheimen und Pflegefamilien aufgewachsen und später alkoholsüchtig gewesen sein.
Lionel R. (44): Er ist Angestellter im örtlichen Supermarkt. Der dreifache Vater war noch verheiratet, als er Kontakt zu Dominique Pelicot aufnahm. Vor Gericht gab er zu, Gisèle Pelicot am 2. Dezember 2018 vergewaltigt zu haben – allerdings sei auch er davon ausgegangen, dass sie Bescheid wüsste, behauptete er. Zuvor habe er die ahnungslose Frau zum Einkaufen in den Supermarkt mitgenommen. Auf diese Weise habe er herausfinden wollen, ob er sich zu ihr hingezogen fühlte. R. sagte vor Gericht, er sei im Alter von zwölf bis 13 Jahren vom Präsidenten des Boule-Clubs seines Dorfes sexuell missbraucht worden.
Cendric V. (44): Als er 2016 und 2018 zweimal Gisèle Pelicot vergewaltigte, war V. arbeitslos. Zuvor war er Soldat der französischen Fremdenlegion, später Restaurantmanager auf Korsika. Zunächst hatte er die Vergewaltigung abgestritten. Vor Gericht sagte er jedoch, es sei nicht möglich, „die Tatsachen“ des Geschehens zu leugnen. Er habe nicht die Absicht gehabt, Pelicot zu vergewaltigen, und erklärte, Dominique Pelicot habe ihn ausgetrickst. Demnach habe er an eine Begegnung mit einem Paar geglaubt, bei dem beide wüssten, was passiert. Er entschuldigte sich vor Gericht.
Dominique D. (45): Der Lkw-Fahrer und ehemalige Soldat sagte, er sei im Februar 2015 über einen Online-Chatroom von Dominique Pelicot kontaktiert worden. Der habe behauptet, einen Mann als „Geschenk“ für seine Frau „zum Valentinstag“ zu suchen. D. wird vorgeworfen, Gisèle Pelicot sechsmal vergewaltigt zu haben. Die Polizei fand Beweisvideos von fünf Besuchen im Haus der Pelicots. Einen weiteren Besuch gestand der Beschuldigte von sich aus. Den Vorwurf der Vergewaltigung bestritt er. D. ist das jüngste von 16 Kindern, er wurde im Alter von sechs Monaten in eine Pflegefamilie gegeben.
Jérôme V. (46): Der ehemalige Lebensmittelhändler und dreifache Vater ist einer der wenigen Angeklagten, die zugegeben haben, Pelicot vergewaltigt zu haben – obwohl sie wussten, dass sie unter Drogen stand. Einem Psychiater sagte er, ihm war bewusst, dass sie nicht eingewilligt hatte. Er soll Pelicot zwischen März und Juni 2020 sechsmal vergewaltigt haben. Vor Gericht behauptete er, sexsüchtig und untreu zu sein. Seine derzeitige Lebensgefährtin erklärte vor Gericht, sie stehe ihm zur Seite und besuche ihn regelmäßig im Gefängnis. Als Kind hätten seine Eltern ihn nie unterstützt, in der Schule sei er schikaniert worden, so der Angeklagte.
Jean-Luc L. (46): Der Spiegelmacher und vierfache Vater hat zugegeben, Gisèle Pelicot 2018 zweimal vergewaltigt zu haben – obwohl er wusste, dass sie durch Drogen bewusstlos war. Zunächst habe er geglaubt, Dominique Pelicot habe im Namen seiner Frau dem Sex zugestimmt. Daher habe er nicht angenommen, „gegen das Gesetz zu verstoßen“. Die Ehefrau von Jean-Luc L. sagte vor Gericht aus, ihre Mutter sei zu der Zeit krank gewesen und sie habe Sex verweigert. „Ich glaube, weil ich ihn als Mann immer abgewiesen habe, musste er sich woanders umsehen.“ Gisèle Pelicot ließ ihr durch ihren Anwalt ausrichten, dass sie nicht für die Taten ihres Mannes verantwortlich sei. Dominique Pelicot soll vorgeschlagen haben, die Frau von L. ebenfalls unter Drogen zu setzen, damit beide sie vergewaltigen könnten. L. war als Kind mit seiner Mutter in einem Boot aus Vietnam geflohen und lebte in Flüchtlingslagern, bevor er nach Frankreich kam.

Cyril B. (47): Der Lkw-Fahrer, der sich selbst als täglichen Cannabiskonsumenten bezeichnet, wird beschuldigt, Gisèle Pelicot im November 2018 vergewaltigt zu haben. Er bestritt die Vergewaltigung und sagte, er sei von Dominique Pelicot manipuliert worden. Vor Gericht erklärte er, dass er bereits früher Begegnungen mit Paaren gehabt habe, die er über Websites kennengelernt hatte.
Abdelali D. (47): Der frühere Mitarbeiter in einer Kantine erlitt nach seiner Verhaftung einen Schlaganfall. Er hat zwei Vergewaltigungen zugegeben. Beim ersten Mal, im Jahr 2018, habe er seine damalige Freundin gebeten, ihn zu den Pelicots zu fahren und eine Stunde im Auto auf ihn zu warten. Die Frau kam der Bitte nach – weil sie Angst hatte, er könnte betrunken Auto fahren. Sie habe auch gedacht, er würde sich mit einem Paar zum Sex treffen, fragte aber nicht nach Einzelheiten. „Ich wollte es nicht wissen“, sagte sie. Sie beschrieb ihren Partner als Alkoholiker.
Cédric G. (50): Der Softwaretechniker, der früher einen Plattenladen in Avignon betrieb, wird beschuldigt, Pelicot im Oktober 2017 vergewaltigt zu haben, obwohl er wusste, dass sie unter Drogen gesetzt worden war. Er wird auch beschuldigt, Darstellungen von sexualisierter Gewalt an Kindern zu besitzen. Er hat beide Anklagepunkte eingestanden. Er sagte zudem aus, Dominique Pelicot habe ihm Beruhigungsmittel besorgt, mit denen er seine damalige Freundin betäuben wollte, es aber nicht tat. Pelicot habe er gesagt: „Mein Traum ist, dass sie auf dem Heimweg von der Arbeit vergewaltigt wird.“ Dann habe er ihm gezeigt, wo die Frau wohnte. Vor Gericht wandte er sich an Gisèle Pelicot und sagte: „Ich war Ihr Vergewaltiger. Ich war Ihr Folterer.“ Im Alter von 13 Jahren soll G. selbst von einem Onkel vergewaltigt worden sein.
Jean T. (52): Der ehemalige Dachdecker war seit neun Jahren in einer Beziehung, als er am 21. September 2018 Gisèle Pelicot vergewaltigte. Vor Gericht sagte er: „Ich bin kein Vergewaltiger“. Dominique Pelicot habe ihm Drogen verabreicht. „Ich kann mich an nichts erinnern“, fügte er hinzu. Die Richter stellten fest, dass er in sieben Videos zu sehen war. Darin hielt er den Daumen hoch und schien nicht unter Drogeneinfluss zu stehen. T. habe sich zehn Jahre lang regelmäßig mit Paaren getroffen. Außerdem habe er Prostituierte aufgesucht.
Mathieu D. (53): Der zweifache Vater arbeitete 25 Jahre als Bäcker, bevor er seinen Beruf aufgrund einer Weizenunverträglichkeit aufgeben musste. Ihm wird vorgeworfen, am 3. Oktober 2020 gemeinsam mit Dominique Pelicot dessen Frau vergewaltigt zu haben. Er gestand und sagte, er habe zur Tatzeit unter Drogeneinfluss gestanden. Vor Gericht erklärte er, dass sein Stiefvater gewalttätig war. Außerdem erzählte er den Ermittlern, er sei vom Buddhismus und „dem Gleichgewicht des Karmas“ inspiriert.

Cyrille D. (54): Der gelernte Metzger wird beschuldigt, Gisèle Pelicot im September 2019 vergewaltigt zu haben. Seine Lebensgefährtin, die Mutter seiner Kinder, sei zu dieser Zeit im Urlaub gewesen. Weil er in seiner Beziehung sexuell frustriert gewesen sei, habe er sich in den Online-Chatroom begeben, in dem er Dominque Pelicot kennenlernte, um sich zu trösten. Vor Gericht hat er die Vergewaltigung gestanden. Er sagte, Gisèle Pelicot sei offensichtlich bewusstlos, ihr Mann aber „beharrlich“ gewesen. „Es tut mir leid, ich war naiv, ein bisschen dumm, ein Idiot“, fügte er vor Gericht hinzu. Er schilderte auch seine gewalttätige Kindheit durch seinen alkoholkranken Vater. Dieser habe nach der Schule nur darauf gewartet, ihn zu verprügeln. Später wurde er in eine Pflegefamilie gegeben.
Thierry Pa. (54): Der ehemalige Bauarbeiter soll zum Alkoholiker geworden sein, als sein 18-jähriger Sohn bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Er war in psychiatrischer Behandlung und litt an Depressionen, als die Ermittler ihn als mutmaßlichen Vergewaltiger von Gisèle Pelicot identifizierten. Die Tat sei 2020 begangen worden, wenige Wochen, nachdem er sich von seiner Frau getrennt hatte und zu Hause ausgezogen war. Er bestreitet die Vergewaltigung und sagte, Pelicot habe ihn unter Drogen gesetzt. Seine Ex-Frau sagte vor Gericht, eine Vergewaltigung sei untypisch für ihn. Sie würde gern wieder mit ihm zusammenkommen.
Ahmed T. (54): Der Klempner und ehemalige Boxchampion ist seit mehr als 30 Jahren verheiratet und hat drei Kinder. Gisèle Pelicot soll er im Juni 2019 vergewaltigt haben. Er bestritt das und erklärte vor Gericht: „Ich bin kein Vergewaltiger, aber wenn ich vergewaltigen wollte, hätte ich keine 67-jährige Frau gewählt, sondern eine hübsche.“ Im Chat mit Dominique Pelicot habe er geklagt, weniger Sex mit seiner Frau zu haben, aber auch keine Geliebte zu wollen. Warum nicht eine Begegnung mit einem Paar, habe er gedacht. T. sei mit dem Auto zum Haus des Paares gefahren, nachdem seine eigene Frau ins Bett gegangen war.
Patrice N. (55): Der Elektriker beschrieb sich selbst als „heiteren Typen“, der früher Jugendfußballteams trainiert hat. Er leugnete die Vergewaltigung im Februar 2020 und sagte: „Für mich war es ein Spiel.“ Seine Partnerin soll vor Gericht gesagt haben: „Er behandelt mich wie eine Prinzessin.“
Redouan E. (55): Der Krankenpfleger war zum zweiten Mal verheiratet und dabei, ein Kind aus Marokko zu adoptieren, als er festgenommen wurde. Daraufhin wurde der Adoptionsprozess gestoppt. Redouan E. soll Gisèle Pelicot im Juni 2019 vergewaltigt haben. Er bestreitet das und behauptete, „Opfer eines Tricks“ geworden zu sein. Mit Beweisvideos konfrontiert, sagte er: „Ich hatte schreckliche Angst vor Dominique Pelicot, aber das sieht man nicht.“ Vor Gericht wurde er gefragt, ob er als ausgebildeter Anästhesiepfleger nicht bemerkt habe, dass Gisèle Pelicot sediert war. Er antwortete, dass er dachte, sie stelle sich tot.

Patrick A. (60): Der ehemalige Fabrikarbeiter und Videothekenbesitzer gab die Vergewaltigung von Gisèle Pelicot zu. Er sagte jedoch, er habe nur widerwillig mitgemacht, weil er schwul sei und Sex mit Dominique Pelicot wollte. Der habe ihm im Chat erzählt, dass seine Frau eine „prüde Schlampe“ sei, „die keine Dreier will“ und er deshalb „einen perversen Komplizen“ suche, der seine Frau misshandelt. A. entschuldigte sich vor Gericht. Er wisse seit seiner Jugend, dass er schwul ist, habe das aber geheim gehalten. Er heiratete eine Frau, bekam zwei Kinder. Als er 43 Jahre alt war, ließ er sich scheiden und traf sich seitdem regelmäßig mit Männern.
Thierry Po. (61): Der Kältetechniker und dreifache Vater ist auch wegen des Besitzes von Hunderten Bildern, die sexualisierte Gewalt an Kindern zeigen, angeklagt. Die Fotos wurden nach seiner Festnahme wegen der mutmaßlichen Vergewaltigung von Gisèle Pelicot auf einem USB-Stick gefunden. Er gibt diese Vorwürfe zu, bestreitet jedoch, Pelicot am 21. August 2020 vergewaltigt zu haben. Er sei von einem Spiel mit einem Paar ausgegangen.
Jean-Pierre M. (63): Der frühere Lkw-Fahrer wird nicht beschuldigt, Gisèle Pelicot vergewaltigt zu haben. Stattdessen wird ihm vorgeworfen, ihre Vergewaltigung mitorganisiert zu haben. Vor Gericht wurde er als „Jünger“ von Dominique Pelicot beschrieben. Er gab zu, seine eigene Frau, mit der er fünf Kinder hat, zwischen 2015 und 2020 ebenfalls betäubt zu haben, damit Pelicot sie vergewaltigen konnte. Vor Gericht erklärte M., dass seine Kindheit von extremer Armut und Gewalt geprägt gewesen und er in seiner Familie Opfer sexuellen Missbrauchs geworden sei.
Romain V. (63): Dem ehemaligen Gabelstaplerfahrer wird vorgeworfen, Gisèle Pelicot zwischen 2019 und 2020 sechsmal vergewaltigt zu haben. Er bestritt die Vergewaltigung und sagte, „ihr Ehemann hat mich eingeladen“, und dessen Zustimmung sei ausreichend. „Ich fühlte mich einsam. Weihnachten stand vor der Tür und ich würde wieder allein sein. Ich suchte nach Freundschaft“, sagte er. In einem Video sei er lächelnd zu sehen, während er sich an der bewusstlosen Gisèle Pelicot verging. Vor Gericht gab V. zu, zur Tatzeit von seiner HIV-Erkrankung gewusst zu haben. Trotzdem benutzte er kein Kondom. Das Gericht stellte fest, dass V. von seinen Eltern körperlich so extremer Gewalt ausgesetzt worden war, dass dies „Folter“ gleichkam. Er soll als Kind von mehreren Männern vergewaltigt worden sein, darunter einem Priester.
Didier S. (68): Der ehemalige Fernfahrer und geschiedene Vater von zwei Kindern sagte, er sei „ausschließlich für eine homosexuelle Begegnung“ mit Dominique Pelicot mitgegangen. Er bestritt den Vorwurf, Gisèle Pelicot am 30. Januar 2019 vergewaltigt zu haben. Auch er habe gedacht, sie stelle sich schlafend. Vor Gericht sagte er, er habe lediglich die Anweisungen ihres Mannes befolgt. Fünf Jahre zuvor habe er begonnen, sich mit Männern zu treffen. Vor Gericht erklärte er, dass er mit 16 Jahren vergewaltigt wurde.

Jacques C. (72): Der ehemalige Feuerwehrmann war 25 Jahre lang verheiratet und hat zwei Kinder. Er arbeitete als Lkw-Fahrer und besaß eine Pizzeria. Vor Gericht leugnete er die Vergewaltigung und sagte, er sei „naiv“ gewesen, weil er an ein Spiel des Paares glaubte. Er gab lediglich zu, die schlafende Pelicot berührt zu haben. Penetriert habe er sie nicht. Er führte weiter aus, dass seine religiöse Erziehung ihn zu einem „freigebigen Menschen“ gemacht habe. Zudem liebe er Frauen „in all ihrer Komplexität“.
Mohamed R. (70): Der ehemalige Mitarbeiter in einer Diskothek wurde 1999 wegen der Vergewaltigung seiner 17-jährigen Tochter zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Gisèle Pelicot soll er im Mai 2019 vergewaltigt haben. Er stritt das ab und behauptete, von einvernehmlichem Sex ausgegangen zu sein.
Jean-Marc L. (74): Der ehemalige Lkw-Fahrer ist der älteste der Angeklagten. Er bestritt, Gisèle Pelicot im Mai 2017 vergewaltigt zu haben, stattdessen sprach er von einem „sexuellen Spiel“, bei dem er „Befehle“ von Dominique Pelicot befolgt habe. Ihn habe er zuvor auf dem Parkplatz eines Supermarktes kennengelernt. Pelicot habe behauptet, seine Frau für eine frühere Affäre „bestrafen“ zu wollen. L. habe oft Prostituierte bezahlt. „Welcher Lkw-Fahrer war nicht bei Prostituierten?“, sagte er vor Gericht.