Paketbranche
In diesem Bereich hängt DHL die Konkurrenz ab
Aktualisiert am 25.01.2025 – 12:50 UhrLesedauer: 4 Min.
Wenn die Paketfirmen DHL, Hermes und DPD Pakete ausliefern, hat ihr Fahrzeug meistens noch einen Verbrennungsmotor. Das soll sich nun ändern – nicht nur auf der „letzten Meile“.
Der Logistiker DHL möchte die Anzahl seiner Elektrotransporter in Deutschland deutlich erhöhen. „Derzeit sind es etwa 32.400 und zum Jahresende sollen es rund 37.000 sein“, sagte die für den Bereich Post & Paket Deutschland zuständige DHL-Vorständin Nikola Hagleitner. Vor knapp zwei Jahren waren es nur rund 24.000 Stromer. „Mit unseren Investitionen in die Elektromobilität kommen wir beim Klimaschutz zügig voran“, sagt Hagleitner. Man wolle Vorreiter bleiben.
Die Konkurrenz setzt ebenfalls stärker auf Elektro, liegt aber deutlich hinter Marktführer DHL: Hermes hat derzeit in Deutschland nach eigenen Angaben 1.200 Elektrotransporter im Einsatz, DPD 300. Beide Firmen wollen mehr Stromer für die „letzte“ Meile anschaffen, also für die Strecke bis zur Zustellung. Auch Wettbewerber GLS setzt zunehmend auf E-Fahrzeuge. Außerdem schickt die Paketbranche noch elektrisch betriebene Cargobikes auf die Straße.
DHL hat derzeit in Deutschland circa 67.600 Transporter für die Paketzustellung im Einsatz, der Elektroanteil liegt damit bei 48 Prozent. Bei Hermes liegt der Anteil von Elektrotransportern bei 11,4 Prozent, mit steigender Tendenz. Man wolle „seinen Beitrag zur Dekarbonisierung des Transportsektors“ leisten, heißt es von Hermes. Bei DPD liegt der Elektro-Anteil in der Transporterflotte zwar nur bei 3,5 Prozent, doch auch dort soll es steil bergauf gehen. Am Jahresende sollen es 15 Prozent sein und 2030 schon 85 Prozent.
Ein DPD-Sprecher weist darauf hin, dass Elektrotransporter mittlerweile serienmäßig produziert werden und sie weniger fehleranfällig seien als andere alternative Antriebe. „Wir haben auch Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb getestet, aber deren Zuverlässigkeit konnte bislang nicht mit der von Elektrofahrzeugen mithalten.“
Ein Grund für den Vorsprung von DHL ist, dass der Konzern mit seiner Tochterfirma Streetscooter einst selbst Elektrotransporter gebaut hat. Doch das Vorzeigeprojekt des vergangenen Jahrzehnts kam ins Stocken, die eigene Produktion wurde 2022 eingestellt. Zwar hat DHL noch immer viele Streetscooter in seiner Transporterflotte, der Konzern kauft inzwischen aber auch bei größeren Herstellern ein, etwa bei Ford.
Wann ist die Zustellung komplett elektrisch? „Wir möchten unsere Zustellflotte kontinuierlich weiter elektrifizieren und haben als Zwischenschritt auf dem Weg zu null Emissionen das Ziel ausgegeben, bis 2030 80 bis 90 Prozent auf Elektroantrieb umgestellt zu haben“, sagt DHL-Managerin Hagleitner. Man müsse aber die Kosten im Blick behalten. „Wir können nur so viel investieren, wie wir im Post- und Paketgeschäft in Deutschland verdienen.“ Bei Investitionen müsse man abwägen zwischen Kapazitätsausbau, Klimaschutz und Verbesserungen für die Beschäftigten.
Die Stromer werden im Bereich der Zustellung eingesetzt, also auf der Strecke vom Zustelldepot bis zur Abgabe der Sendung – ob an der Haustür, an einem Paketautomaten oder einer Postfiliale, wo der Empfänger später vorbeikommt und die Sendung abholt. Sie haben pro Tag in der Regel zwischen 20 bis 30 Kilometer zu bewältigen – die Reichweite auf der letzten Meile ist also relativ gering, wodurch sich die Stromer besonders gut eignen.
Separat hierzu schafft DHL in diesem Jahr testweise zehn Elektro-Lastwagen an, die pro Fahrt eine Strecke von 250 bis 500 Kilometern zurücklegen sollen. In Berlin und Umland sind bereits 13 Elektrolastwagen unterwegs, die aber kleiner sind und eine kürzere Reichweite haben. Ein weiterer E-Lkw fährt im Regionalverkehr in Hamburg. Die Elektrifizierung der längeren Routen ist nach Darstellung Hagleitners deutlich schwieriger als auf der letzten Meile bis zum Kunden, schließlich seien viel größere und schwerere Mengen zu transportieren.