Studie enthüllt massive Defizite
Deutschland landet bei der Krebsvorsorge fast ganz hinten
11.12.2025 – 10:02 UhrLesedauer: 2 Min.

In kaum einem Land wird so viel über Gesundheit gesprochen und gleichzeitig so wenig getan: Deutschland setzt wissenschaftlich empfohlene Präventionsmaßnahmen kaum um.
Beim neuen Public Health Index (PHI) landet Deutschland auf dem vorletzten Platz. Nur eines von 18 untersuchten Ländern in Nord- und Zentraleuropa, die Schweiz, schneidet noch schlechter ab. Der Index vergleicht, wie konsequent Staaten Gesundheitsmaßnahmen umsetzen, die Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herzinfarkt verhindern könnten.
Verantwortlich für die Untersuchung sind der AOK-Bundesverband und das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Sie haben bewertet, wie gut Länder in vier zentralen Bereichen aufgestellt sind: Tabak, Alkohol, Ernährung und Bewegung.
Das Ergebnis: Deutschland landet bei Tabak, Alkohol und Ernährung durchweg auf den hinteren Rängen, nur beim Thema Bewegung reicht es für einen Platz im unteren Mittelfeld.
Was das bedeutet, lässt sich in Zahlen fassen: Laut DKFZ ließen sich rund 40 Prozent aller Krebserkrankungen durch einen gesünderen Lebensstil vermeiden. Die Folgekosten von Tabakkonsum in Deutschland belaufen sich auf rund 97 Milliarden Euro im Jahr. Bei Alkohol sind es 57 Milliarden Euro, bei Adipositas 63 Milliarden. „Wir brauchen endlich eine Politik, die es Menschen einfacher macht, gesund zu leben“, fordert Michael Baumann vom DKFZ.
Ein zentrales Problem laut Untersuchung: In Deutschland fehlt der politische Wille. Zwar liegen für viele Maßnahmen wissenschaftliche Belege vor, doch politische Entscheidungen bleiben aus. Die Industrie habe zu viel Einfluss, kritisieren Fachleute. Freiwillige Selbstverpflichtungen oder Appelle an die Eigenverantwortung hätten sich als wirkungslos erwiesen.
„Deutschland macht es besonders leicht, ungesund zu leben“, sagt AOK-Experte Oliver Huizinga. Vor allem junge Menschen starten früh mit dem Rauchen oder trinken regelmäßig Alkohol. Auch beim Essen fehlen klare Vorgaben, etwa für Lebensmittelwerbung, Zuckersteuern oder Schulverpflegung.
„Wir müssen endlich konsequent auf Prävention setzen“, fordert auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt. „Höhere Abgaben auf Nikotin, Alkohol und Zucker wären ein Anfang.“
Vorbildlich handeln laut Untersuchung Länder wie Großbritannien, Finnland und Irland: Sie haben Rauchverbote in öffentlichen Räumen ausgeweitet, höhere Steuern auf ungesunde Produkte eingeführt und regeln genau, wo und wie Alkohol und Zigaretten verkauft werden dürfen. Auch im Hinblick auf die Ernährung denken sie an Kinder und Jugendliche – mit verbindlichen Vorgaben für Schulessen und Werbeeinschränkungen für Ungesundes.












