In den Kinos läuft gerade die Ost-Komödie „Zwei zu eins“ mit Sandra Hüller, Max Riemelt und Ronald Zehrfeld. Sie hat einen ziemlich skurrilen wahren Kern.
Die Nachrichtenagentur Reuters schrieb vom „Kommunisten-Cash im Nazi-Tunnel“ und einer bizarren Aktion der deutschen Behörden: 2002 brachen Arbeiter einen alten Stollen in Halberstadt auf, Radlader rückten an und holten tonnenweise Geldscheine heraus. Das Papier flatterte nur so durch die Gegend, es verteilte sich am Boden, Helfer stopften es in Säcke, reinigten die Banknoten – und fuhren es dann in die Müllverbrennungsanlage.
50 Tage lang ging das so, insgesamt wurden 108,9 Milliarden DDR-Mark zum Raub der Flammen. Es waren 620 Millionen einzelne Banknoten mit einem Gesamtgewicht von 3.000 Tonnen.
Dies war das Ende einer skurrilen Geschichte, deren wahren Kern die Regisseurin Natja Brunckhorst nun zu einer Ost-Komödie weiterentwickelt hat. Im Film „Zwei zu eins“ spielen unter anderem Sandra Hüller, Max Riemelt und Ronald Zehrfeld mit.
Der Titel bezieht sich auf den Umtauschkurs, zu dem DDR-Bürger ihr Geldvermögen ab 4.000 Mark in Westgeld wechseln konnten. Im Film beobachten die Hauptdarsteller, wie altes Ostgeld im Tunnel verschwindet – und beschließen, diesen Schatz zu heben.
Tatsächlich hat es Diebe gegeben, die sich am Milliardengrab zu schaffen machten und so möglicherweise an ein kleines (oder auch größeres) Vermögen kamen.
Das Stollensystem stammt noch von den Nazis. Unter dem Decknamen „Unternehmen Malachit“ ließen sie Häftlinge des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge, einem Buchenwald-Außenlager, Tunnel in die Thekenberge bei Halberstadt treiben. Im Untergrund wollten die Nazis Flugzeugmotorenteile fertigen.
In den Stollen selbst herrschten unmenschliche Zustände. Ein Überlebender berichtete: „Der Stollen fraß die Menschen mit einem unglaublichen Heißhunger. Vorarbeiter und Meister, mit Knüppeln in den Händen, dirigierten das Werk der Sklaven. Die schleppten und trugen, bohrten und mauerten. Sie brachen zusammen – neue Sklaven traten an ihre Stelle.“
Nach dem Krieg übernahm die Nationale Volksarmee der DDR die Anlage, baute sie aus, verlegte zusätzliche Bahnschienen und lagerte tonnenweise Munition und Ausrüstung ein. Und dann kamen das Ende der DDR, die Währungsunion und die Frage: Wohin mit all dem Ostgeld?
Es sollte schnellstmöglich Platz für Westgeld in den Banktresoren geschaffen werden. Die Idee, die alten DDR-Scheine zu verbrennen, erschien den Verantwortlichen zu teuer und vor allem zu langsam.
Also wurde das Geld einfach unterirdisch eingebunkert. Dort sollte es verrotten. Ein Gutachten behauptete, dass sich die Scheine in einem überschaubaren Zeitrahmen gleichsam auflösen würde. „Bis hoch unter die Decke lagerten Millionen von Banknoten“, beschrieb 2022 Christine Volk von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Schatzhöhle. „Diese beeindruckenden Bilder werde ich wohl nie vergessen.“
Doch die Hoffnung auf eine unspektakuläre Entsorgung der DDR-Banknoten in dem verzweigten Höhlensystem erfüllte sich nicht. Schon bald tauchten seltsame Scheine in Sammlerkreisen auf: 200- und 500-Mark-Scheine, die 1985 in der DDR gedruckt, aber nie in Umlauf gebracht worden waren. Säckeweise hatte man diese Noten 1990 in die Halberstädter Stollen geschafft, nun kamen sie wieder an die Oberfläche.
Sammler zahlten hohe Preise: Der Katalogpreis für diese Scheine, die allesamt aus illegalen Quellen stammen mussten, lag 1990 bei 850 D-Mark. Zunächst nahm man an, dass sich jemand vor der Einlagerung im Tunnel an den druckfrischen Scheinen bedient hatte – bis auf einmal auch modrige Scheine gehandelt wurden.