Der Dax kommt nicht mehr vom Fleck, die Realität holt die Märkte ein. Trotzdem bleiben Analysten ungewöhnlich optimistisch.
Haben Sie sich in den letzten Monaten einmal gefragt, warum der Dax im Vergleich zum amerikanischen Nasdaq-Index immer weiter zurückfällt? Die Antwort ist so einfach wie ernüchternd. Die Welt des Geldes glaubt an die USA, aber nur sehr begrenzt an Deutschland.
Ein Grund liegt wie so oft beim Gewinn. Vor drei Monaten lagen die Markterwartungen für den Dax noch bei einem Gewinnplus von stolzen 16 Prozent. Nach der jüngsten Berichtssaison muss man konstatieren: Es werden wohl nur sieben Prozent sein. Und selbst diese Zahl ist geschönt, denn der Finanzsektor allein liefert hier einen satten Beitrag von sechs Prozentpunkten. Ohne die Banken würde es somit sehr trübe aussehen.
Blicken wir unter die Motorhaube des Index. Historisch betrachtet wird in einer Aufwärtsbewegung 60 Prozent des Indexzuwachses durch Gewinnsteigerungen der Unternehmen begründet und 40 Prozent durch eine Ausdehnung der Bewertungen, vor allem den Kurs-Gewinn-Verhältnissen. Anleger sind also bereit, mehr für den gleichen Euro Gewinn zu zahlen.
Doch aktuell läuft die Mechanik nicht mehr rund. Die Kluft zwischen den Erwartungen und den tatsächlich gelieferten Fakten ist mittlerweile so groß wie bei der aktuellen Bundesregierung unter Friedrich Merz: große Ankündigungen, dürftige Realität – so zumindest aus Sicht internationaler Anleger.
Noch drastischer wird es im langfristigen Bild: So sind die längerfristigen Analystenerwartungen für die Dax-Unternehmensgewinne seit Anfang 2024 um lediglich vier Prozent gestiegen. „Der Kursindex ist im gleichen Zeitraum aber um 30 Prozent nach oben geschnellt“, so Lars Reichel von Gettex. Das ist keine fundamentale Stärke, das ist viel heiße Luft. „Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) hat sich von moderaten elf auf rund 15 ausgeweitet. Die Hausse wurde also fast ausschließlich von der Bewertungsexpansion getragen, nicht von den Gewinnen“, so Stefan Riße von Acatis.











