Die Kämpfe zwischen Israel und dem Iran laufen weiter. Ob es zu einer weiteren Eskalation kommt, hängt nun auch von US-Präsident Donald Trump ab. Ein US-Einstieg in den Krieg könnte auch Folgen für die deutsche Wirtschaft haben.
Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran spitzt sich zu, alle Augen richten sich nach Washington. Denn ein zentraler Akteur in diesem Krieg ist US-Präsident Donald Trump. Dahinter steht die Frage, ob die USA als Verbündete Israels bereit sind, Ziele im Iran anzugreifen. Bisher hält sich Trump bedeckt, forderte vom Iran aber eine „bedingungslose Kapitulation“.
Steigen die USA in den Krieg ein? Für den weiteren Verlauf des Konfliktes gibt es mehrere Szenarien. Mehr dazu lesen Sie hier. Doch bis der US-Präsident sich öffentlich für eine der Optionen entscheidet, befindet sich die Region in großer Unsicherheit und mit ihr quasi die gesamte Welt – sowohl sicherheits- als auch wirtschaftspolitisch. Denn die volatile Lage ist auch in der Wirtschaft bereits zu spüren.
Am direktesten waren die Auswirkungen auf ohnehin schwankungsintensive Güter. Am Freitag schnellte etwa der Ölpreis nach dem israelischen Angriff auf den Iran und dem darauf erfolgten Vergeltungsschlag in die Höhe. Das drückte die drei wichtigsten US-Indizes an den Börsen jeweils um mehr als ein Prozent.
Dahinter steht die Sorge vor einem Ölpreisschock, einem rasanten Anstieg der Ölpreise, wie er zuletzt nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und auch in der Corona-Pandemie vorkam. Grund für diese Angst: Der Iran ist einer der zehn wichtigsten Ölproduzenten der Welt und für rund vier Prozent der weltweiten Fördermengen verantwortlich. Das meiste iranische Öl geht nach China, auch weil der Iran stark sanktioniert ist und das Öl nur umständlich exportieren kann. Jüngste Drohungen von Trump, auch Käufer von iranischem Öl bestrafen zu wollen, indem er ihnen den Zugang zum amerikanischen Markt versagen wolle, dürften daher im Iran große Sorgen ausgelöst haben.
Bisher wurden bei den israelischen Angriffen wohl keine wichtigen Förderstationen oder Pipelines getroffen. Doch sollte das passieren oder der Export auf andere Weise unterbrochen werden, würde das die global verfügbare Ölmenge verringern und damit die Preise plötzlich steigen lassen.
Dennoch stabilisierten sich die Preise am Montag auf nur noch geringfügig höherem Niveau als vor den Angriffen. Trotz des befürchteten militärischen Eingreifens der USA sanken die Preise bis zum Mittwoch weiter. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kostete 76,29 US-Dollar und damit 16 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Lieferung im Juli fiel um zehn Cent auf 74,70 Dollar.
David Miller, Investmentchef bei Catalyst Funds, sagte dazu: „Die Angriffe wurden fortgesetzt, aber es sieht nicht so aus, als seien die Ölmärkte und die Schifffahrtswege unterbrochen worden.“
Gemeint ist damit vor allem eine wichtige Meerenge, die Straße von Hormus. Sie trennt den Persischen Golf vom Golf von Oman. Gleich mehrere wichtige Ölförderländer, wie der Irak, Kuwait, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate, transportieren ihre Fracht auf diesem Weg. Laut „Zeit“ passieren somit 20 Prozent des weltweit gehandelten Öls die Straße von Hormus. Zudem ist die Strecke eine wichtige Verbindung für den Handel zwischen Asien, Westeuropa und den USA.
Dass die Nerven in der Region schon blank liegen, zeigt ein Beispiel von Anfang der Woche. Am Dienstag ereignete sich unweit von der Straße von Hormus ein Vorfall. Im Golf von Oman kollidierten zwei Schiffe. Es soll sich dabei um einen Öltanker und ein Handelsschiff gehandelt haben. Der Tanker soll gebrannt haben. Aus vielen Reaktionen war die Sorge herauszulesen, dass dies eine neue Eskalationsstufe im Krieg darstellen könnte. Wie dann am Mittwoch bekannt gegeben wurde, soll nach Erkenntnissen der Vereinigten Arabischen Emirate ein Navigationsfehler die Ursache für den Unfall gewesen sein. Ein Zusammenhang mit dem Krieg zwischen Israel und Iran bestätigte sich nicht.