ARD und ZDF klagen gegen Nichterhöhung
„Der Rundfunkbeitrag sollte auf 30 Euro steigen“
Aktualisiert am 19.11.2024 – 18:01 UhrLesedauer: 3 Min.
Beibehalten, reformieren oder gleich ganz abschaffen? Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist Gegenstand regelmäßiger Debatten. So denken Bürger über die Zukunft von ARD, ZDF & Co.
In Zeiten gegebener Meinungsvielfalt und verringerten Zuschaueraufkommens stellen sich Menschen häufiger denn je die Frage nach der Zukunftsfähigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Aktueller – und immer wiederkehrender – Aufreger ist der hohe Finanzbedarf des Systems. Pro Haushalt sind derzeit 18,36 Euro fällig. Eigentlich stehen den Sendern ab Januar 58 Cent mehr Beitrag zu, der Rundfunkbeitrag betrüge dann 18,94 Euro. Eine entsprechende Berechnung kommt von der dafür zuständigen unabhängigen Sachverständigenkommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF).
Doch dieser Empfehlung müssten zunächst die Ministerpräsidenten einstimmig stattgeben, anschließend müssen die 16 Landtage den Schritt bestätigen. Bei der Ministerpräsidentenkonferenz Ende Oktober wurde die Entscheidung über die Erhöhung des Rundfunkbeitrags vertagt. Gegen die Nichterhöhung klagten ARD und ZDF am Dienstag vorm Bundesverfassungsgericht.
Die regelmäßige Diskussion um öffentlich-rechtliche Programme beschäftigt auch die t-online-Leser. Während die einen darauf verzichten können, unterstützen die anderen die gesetzlich festgeschriebene Bestands- und Entwicklungsgarantie.
Wolfgang Müller schreibt: „Ich bin froh, dass wir einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk haben. Wer mal im Ausland leben durfte, weiß, wovon ich rede. Es hat seinen Preis, den ich gern zu zahlen bereit bin.“ Auch wenn Optimierungsbedarf bestehe, sei er mit dem dualen System, bestehend aus privatem und öffentlich-rechtlichem Rundfunk, zufrieden.
„In Zeiten des Internets mit den verschiedenen Bezahlplattformen sind diese Medienanstalten überholt und nicht mehr zeitgemäß“, findet Richard Geltsch. „Eine Reduzierung auf das Notwendigste wäre angebracht, alles andere könnten Privatwirtschaft und Wettbewerb besser regeln.“
Julia Blenk sagt: „Ich bin ein großer Fan des ÖRR, weil eine neutrale Berichterstattung und Faktenpräsentation wichtig sind, gerade im Zeitalter der sich schnell verbreitenden Fake News, denen man etwas entgegensetzen muss.“
Ihrer Meinung nach sei die Angebotspalette aber zu groß. Unter anderem nennt sie die Vielzahl dritter Programme, was deutliches Einsparpotenzial böte. „Man müsste einen Unternehmensberater engagieren, der sich einen Überblick über alle Angebote verschafft, deren Nutzung auswertet und nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten reduziert. Vermutlich gäbe es am Ende dennoch ein gutes Angebot, trotz dann geringerer Rundfunkbeiträge.“
„Wir brauchen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für die Sicherstellung einer unabhängigen Berichterstattung, allerdings muss diese auch gewährleistet sein“, meint Uwe Barsewitz.
„Die undurchsichtigen Strukturen, die offensichtliche Parteilichkeit der Rundfunkräte, die Selbstherrlichkeit einiger Intendanten und Chefredakteure, die unsäglich flachen Schmalspurserien, die Wiederholungen und die ständig zunehmenden Werbespots sprechen dagegen.“
Bettina Fey mailt: „Ich schaue nur die Öffentlich-Rechtlichen. Dort finde ich eine sachliche, neutrale und meistens wertschätzende Berichterstattung und Unterhaltung. Das Reißerische der Privatsender in Soaps und Nachrichten ist meines Erachtens daran schuld, dass die Gesellschaft so sehr polarisiert und das Meinungsbild so ich-bezogen ist.“
Horst Skowronski stören die vielen Wiederholungen, langen Werbepausen und politischen Gesprächsrunden. „Auf wöchentliche Talksendungen wie Illner, Maischberger, Miosga oder Lanz, die trotz unterschiedlicher Protagonisten durchweg den gleichen Inhalt haben, kann man in dieser Häufigkeit verzichten und das Geld für interessantere Beiträge verwenden.“
Manfred Mund hielte es hingegen für dumm, Einsparungen an den politischen Talkshows vorzunehmen. „Genau hier kann Transparenz, Aufklärung und kritische Information erfolgen. Das entspricht doch am ehesten dem Auftrag des ÖRR.“ Er spricht sich eher für die Kürzung der Gehälter der Leitenden und gleichzeitige Erhöhung der Löhne für Redakteure an der Basis aus.
„Der ÖRR ist das journalistische Herzstück der deutschen freiheitlichen Demokratie. Gerade deshalb wird er von Anti-Demokraten angefeindet“, behauptet Klaus Günther. „Wir müssen den ÖRR nicht beschneiden, sondern ausbauen.“ Der unabhängige Bildungsauftrag sei in dieser medial verrückten Gesellschaft wichtiger denn je.
„ÖRR muss mit intelligenten Formaten die jungen Menschen dort abholen, wo sie sich medial aufhalten.“ Der t-online-Leser schlägt die Einführung neuer Sender vor, zum Beispiel einen extra für Sport und einen Geschichts- und Wissenschaftssender. „Zur Finanzierung sollte der Rundfunkbeitrag dann auf 30 Euro steigen. Ein Euro pro Tag wäre ein wahres Schnäppchen für so viele Qualitätsinhalte.“