N. verließ die Schule in Deutschland mit Mittelschulabschluss, machte laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) eine Berufsausbildung und arbeitete dann als Ladendetektiv für zwei Sicherheitsfirmen. Außerdem trainierte er viel. Bilder, die er in sozialen Medien veröffentlichte, zeigen einen muskelbepackten jungen Mann, einen erfolgreichen Bodybuilder. Er nahm an Wettbewerben teil, ein anderer Bodybuilder sagte dem „Spiegel“ über ihn: „Er war supernett und aufgeschlossen.“
Auf seinen Social-Media-Accounts zeigte sich N. gerne gut gestylt. Im Anzug, vor Luxusautos, mit Goldschmuck und wechselnden Uhren am Handgelenk. Nur eine glänzende Fassade?
Was wirklich in dem jungen Afghanen vorging, davon können möglicherweise Menschen berichten, denen er zuletzt zaghaft näherkam. RTL hat einen von ihnen gesprochen, ein Mann Mitte 30, der mit N. das Hobby teilt: Bodybuilding.
In der vergangenen Woche seien die beiden gemeinsam in einem Burgerladen essen gewesen, berichtete der Trainingsgefährte. Das Gespräch sei schwierig gewesen, N. habe nur gebrochenes Deutsch gesprochen. Was aber deutlich wurde: N. sei „gläubig und koraninteressiert“ gewesen. Er habe sich beklagt, dass die Frauen in Deutschland so „freizügig“ leben würden. Frauen, die mehrere Sexualpartner gehabt hätten, die „willst du nicht mehr heiraten“, habe N. gesagt.
Auch über die Taliban habe N. gesprochen. Die afghanischen Machthaber würden den Islam nicht „ordentlich ausleben“ und religiöse Regeln für sich selbst lockerer handhaben, als sie nach außen predigen würden. Waren die extremen Taliban dem Bodybuilder etwa noch zu lasch?
Der Eindruck, der bei dem Bekannten von N. während der Unterhaltung beim Burger aufkam: Der Afghane habe insgesamt „verloren in der Welt“ gewirkt, „wie ein Mensch, der vom Leben enttäuscht ist“.
Dazu passt, dass N., der sich im Internet so gern stark, erfolgreich und wohlhabend präsentierte, in Wirklichkeit möglicherweise Geldprobleme hatte. Zumindest gibt es Hinweise darauf: N. habe sich seinen Bodybuilding-Trainer wohl nicht mehr leisten können, daraufhin habe der Trainer die Zusammenarbeit beendet, sagte seine Trainingsbekanntschaft.
Die „Süddeutsche Zeitung“ sprach unterdessen mit einem Mitarbeiter des Burgerladens, in dem die beiden sich getroffen hatten. N. sei immer höflich gewesen, erzählte dieser. Er kenne ihn schon länger. In den vergangenen Monaten habe N. allerdings zunehmend religiöse Inhalte auf TikTok geteilt, das sei ihm schon aufgefallen. Und dass der 24-Jährige zumindest zuletzt offenbar knapp bei Kasse war, bestätigte der Burgerladen-Mitarbeiter auch: Sein letztes Essen in dem Restaurant mit dem Kumpel aus dem Fitnessstudio habe er nicht bezahlen können. Kein Geld auf dem Konto, habe N. gesagt – und versprochen, die Rechnung an diesem Donnerstag zu begleichen. An dem Tag also, an dem N. laut Ermittlern in sein Auto stieg, um Menschen zu töten.