Geländewagen im Test
Neuer Toyota Land Cruiser: Ganz der Alte
Aktualisiert am 17.12.2024 – 08:43 UhrLesedauer: 3 Min.
Ein Geländewagen, der sich treu bleibt: Die G-Klasse wurde zum Luxuspanzer, der Defender zum Designerauto – doch der neue Land Cruiser ist ganz der Alte.
Auf diese Neuheit haben sie in den Dünen von Dubai genauso sehnsüchtig gewartet wie in den Weiten des amerikanischen Westens und in der Etosha Pfanne: Schließlich ist der Land Cruiser nach 73 Jahren nicht nur der am längsten gebaute Toyota, sondern zugleich der weltweit meistverkaufte Geländewagen.
Während sich einstige Konkurrenten wie die Mercedes G-Klasse oder der Land Rover Defender dem Lifestyle und Luxus zugewandt haben, sprüht der Japaner noch immer vor Abenteuerlust. Etwas erwachsener als der Jeep Wrangler und bekannter als der Defender-Erbe Ineos Grenadier, soll er damit auch den Alltag in Düsseldorf, Augsburg, Wuppertal oder dem Emsland würzen. Kurz nach dem Jahreswechsel wird er zu Preisen ab 67.990 Euro ausgeliefert.
Statt sich der Zukunft zuzuwenden, haben die Japaner beim Wechsel in die neue Generation den Blick sogar noch einmal zurückgeworfen. Denn das Design des neuen Modells orientiert sich am sogenannten J4 aus den 1960er- bis 1980er-Jahren, der vielen als der beste und vor allem charakteristischste Land Cruiser gilt.
Und wem die kantige Karosse nicht reicht für die Zeitreise, den beamt die First-Edition mit einer Sahara-beigen Zweifarb-Lackierung und Rundscheinwerfern gar vollends zurück in die Vergangenheit. Allerdings lässt sich Toyota das mit stolzen 91.490 Euro bezahlen.
Die Form mag vertraut sein, das Format ist aber neu: Toyota streckt den Land Cruiser in der Länge um 14 Zentimeter auf 4,92 Meter und der Radstand wächst von 2,79 auf 2,85 Meter.
Entsprechend geräumiger wird der Geländewagen: In der ersten Reihe sitzt man fürstlich und in der zweiten noch immer sehr bequem, nur die dritte Reihe bleibt eine Notlösung, die man besser selten nutzt und sich stattdessen an dann 1.151 bis 1.934 Litern Kofferraum freut.
Genau wie der Auftritt ist auch das Ambiente im besten Sinne altmodisch. Natürlich kann sich auch Toyota der digitalen Revolution nicht verwehren und baut deshalb einen Bildschirm hinter dem Lenkrad ein und einen Touchscreen daneben. Selbstredend gibt es vom Aufmerksamkeitsassistenten bis zur Verkehrszeichenerkennung alle nötigen und nervigen Assistenten.
Aber die Grafiken sind lange nicht so bunt, verspielt und verschachtelt wie bei anderen Toyota-Modellen, und drumherum gibt es noch erfreulich viele Schalter und Taster. Die sind grobschlächtig wie Legosteine, aber damit besonders griffig und passen deshalb gut zum rustikalen Charakter des Bestsellers.
Auch beim Antrieb will Toyota nichts wissen vom Zeitgeist: Elektro kommt für einen Abenteurer und Rumtreiber wie den Land Cruiser nicht infrage. Und selbst der Mild-Hybrid muss noch ein wenig warten. Und wo sogar die dieselverliebten Deutschen den Selbstzünder immer öfter streichen, ist er im Land Cruiser die einzige Option: Wie im Vorgänger hat er vier Zylinder und 2,8 Liter Hubraum und ist ein eher gemütlicher Geselle.
Das Fahrgefühl ist gemächlich, aber souverän, auf dem Asphalt nagelt er ein wenig, schüttelt sich beim Kaltstart und lässt sich bei maximal 175 km/h nicht hetzen. Aber er hat mit bis zu 500 Nm den Schlag eines Preisboxers, er federt allen Unbill weg, die neue Automatik mit acht statt sechs Gängen sorgt für mehr Komfort. Und wenn man es nur lässig genug angehen lässt, stört weder der große Wendekreis noch die knapp 2,5 Tonnen, die in engen Kurven nach außen drückt.