Ständige Kopfschmerzen sind belastend. Bei der Suche nach Auslösesituationen oder Triggerfaktoren hilft ein Kopfschmerztagebuch. Worauf es dabei ankommt.
Die häufigsten primären Kopfschmerzarten sind Spannungskopfschmerzen, Migräne und Cluster-Kopfschmerzen. Daneben gibt es eine Reihe weiterer Kopfschmerzarten, die oft situationsbedingt auftreten. Bestimmte Trigger können den Schmerz im Kopf auslösen. Um ihnen auf die Spur zu kommen und zu erkennen, welche von ihnen für die Betroffenen relevant sind, hilft ein Kopfschmerztagebuch. Ein ausgewogenes Triggermanagement unterstützt Betroffene dabei, den Alltag freier und schmerzärmer zu gestalten.
Kopfschmerzen kennt fast jeder. Häufig treten sie unter Stress, bei Erkältungen, im Zusammenhang mit hormonellen Schwankungen oder aufgrund einer zu geringen Trinkmenge auf. Meist lassen sie rasch wieder nach. Doch es gibt Kopfschmerzbetroffene, die immer wieder unter teils sehr starken Schmerzen im Kopf leiden – und häufig lange nicht wissen, was den Schmerz bei ihnen auslöst. Ihnen kann ein Kopfschmerztagebuch helfen.
Im ersten Schritt unterstützt ein diagnostisches Kopfschmerztagebuch dabei, Hinweise auf die Kopfschmerzart zu bekommen. Die Betroffenen schreiben unter anderem auf:
- Wann sie Kopfschmerzen haben.
- Wie intensiv die Schmerzen sind (auf einer Skala von 0 bis 10).
- Wie sich der Schmerz zeigt – etwa pochend, ziehend oder pulsierend.
- Wann der Kopfschmerz aufgetreten ist.
- Wie lange die Kopfschmerzen anhalten.
- Ob und welche Begleitsymptome auftreten.
- Welche Medikamente eingenommen werden und was sie bewirken.
Mit Hilfe der Informationen des Kopfschmerztagebuchs lässt sich ein genaueres Bild der Schmerzen erhalten. Es ist erkennbar, wie häufig die Kopfschmerzen auftreten, welche Charakteristiken sie haben und welche Begleitsymptome auftreten. Dadurch kann man nicht nur die Kopfschmerzart ermitteln, sondern auch mögliche Auslöser (Trigger). So können bei Migräne beispielsweise bestimmte Lebensmittel, wie gereifter Käse, saures Obst oder Gemüse, aber auch gepökelte Wurstwaren sowie Genussmittel wie Kaffee, Cola, Bier und Wein, eine Kopfschmerzattacke auslösen.
Diese Auslöser von Kopfschmerzen sind sehr individuell, nicht für jeden ist alles relevant. Jeder Betroffene reagiert anders auf bestimmte Einflüsse. Es geht also nicht um den generellen Verzicht beziehungsweise Vermeiden möglicher Trigger. Es geht darum, herauszufinden, welche Einflussgrößen im persönlichen Fall Kopfschmerzattacken auslösen können.
Ebenso ist ein ausgewogener Umgang mit möglichen Auslösern Teil des Triggermanagements. Betroffene dürfen ausprobieren, was geht und Möglichkeiten ausloten. Beispielsweise ist ein Einkaufsbummel durch eine trubelige Stadt für eine Stunde möglicherweise völlig okay, nach zwei Stunden reagiert aber der Kopf. Das zu wissen, ist hilfreich. Das Ziel ist, einen Alltag mit möglichst wenig Einschränkungen leben zu können. Das Kopfschmerztagebuch unterstützt diesen Weg.
Von großer Bedeutung ist ein Kopfschmerztagebuch außerdem dann, wenn die Wirksamkeit einer Therapie beurteilt werden soll. Einigen Betroffenen wird erst beim Führen eines Kopfschmerztagebuches klar, wie häufig Kopfschmerzen überhaupt auftreten oder wie oft sie Medikamente einnehmen.
Außerdem hilft das Kopfschmerztagebuch die Behandlung der Kopfschmerzen zu optimieren. Es lässt sich herausfinden, welches Medikament in welcher Dosierung bei wiederkehrendem Kopfschmerz am besten hilft. Sogar der Zeitpunkt der Medikamenteneinnahme kann unter Umständen dahingehend angepasst werden, dass die bestmögliche Vorbeugung oder Wirksamkeit erreicht werden kann.
Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul ist Regionalbeauftragter der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG). Der zertifizierte DMKG-Kopf- und Gesichtsschmerzexperte sowie Facharzt für Neurologie und Spezielle Schmerztherapie ist am Kopfschmerzzentrum Frankfurt am Main tätig.
Das Kopfschmerztagebuch hilft Betroffenen und Ärzten, den Kopfschmerz besser zu verstehen und eine zielgerichtete Behandlung zusammenzustellen. „Je mehr man über den Kopfschmerz weiß, desto besser lässt er sich therapieren und desto gekonnter lässt sich mit Triggern umgehen. Das muss nicht bedeuten, dass man auf möglichst viel verzichten muss“, sagt Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul, Regionalbeauftragter der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG).
Am besten besprechen Kopfschmerzpatienten mit ihrem behandelnden Arzt, was beim Ausfüllen des Kopfschmerztagebuchs besonders wichtig ist und worauf sie im individuellen Fall achten sollten. Die Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG) stellt Betroffenen online einen ausführlichen und kostenfreien Kopfschmerzkalender zur Verfügung. Dieser ist in mehreren Sprachen erhältlich. Das Kopfschmerztagebuch kann aber auch individuell gestaltet werden – je nachdem, welche Informationen von Bedeutung sind.
Wer ein elektronisches Kopfschmerztagebuch bevorzugt, für den bietet die DMKG für Migräne und Kopfschmerzen vom Spannungstyp sowie für den Clusterkopfschmerz eine eigens entwickelte App zur Verlaufsdokumentation an. Die Auswertung kann bequem dem Arzt zur Verfügung gestellt werden. Die DMKG-App ist bei Google Play und im Apple App Store erhältlich.
Spannungskopfschmerzen beispielsweise werden meist als drückend, ziehend oder dumpf beschrieben und zeigen sich auf beiden Seiten des Kopfes. Manche Betroffene beschreiben den Spannungskopfschmerz als „einen zu engen Hut“ oder „eine Schraubzwinge um den Kopf“. Die Intensität ist leicht bis mittelstark. Spannungskopfschmerzen lassen nach einigen Stunden bis Tagen nach. Trigger von Spannungskopfschmerzen sind häufig Stress, Überlastung, Sauerstoffmangel, Schlafmangel oder eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr.