Alexander Zverev überzeugt bei den Australian Open mit starken Auftritten. Im Spiel gegen den Franzosen Ugo Humbert musste der Deutsche einen Rückschlag hinnehmen.
Wenn Alexander „Sascha“ Zverev bislang bei den Australian Open antrat, gab es für seine Gegner nicht viel zu holen. Keinen Satz hatte er bislang verloren. Selbst die Topfavoriten Jannik Sinner, Carlos Alcaraz und Novak Djokovic konnten ihre weiße Weste in dieser Hinsicht bereits nicht mehr wahren. Zverev bis zuletzt schon.
Auch Ugo Humbert traf nun in der vierten Runde des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres auf einen Alexander Zverev, der sich in herausragender Form präsentiert. Mit 6:1, 2:6, 6:3, 6:2 unterlag der tapfer kämpfende Franzose dem deutschen Tennisstar, der zwar jetzt doch seinen ersten Satz verlor. Mehr aber auch nicht.
Der Hamburger strotzt bei seinen bisherigen Auftritten in Melbourne vor Selbstbewusstsein. Er wirkt topfit und voll fokussiert auf die Mission Grand-Slam-Titel. Wie fokussiert, das bekam an diesem heißen Spätnachmittag in der John-Cain-Arena auch der an Nummer 14 in der Tennisweltrangliste platzierte Humbert zu spüren.
Bislang präsentierte sich Zverev bei den Australian Open als der kompletteste Spieler in der Herren-Konkurrenz, physisch stark, den Platz mit seiner herausragenden Beinarbeit abdeckend, und das Tempo beinahe nach Belieben verschärfend. Zudem ist die Variabilität seiner Schläge beeindruckend. Der 27-Jährige dominierte die Gegner bislang, zwang ihnen sein Spiel auf, streute im richtigen Moment einen Stoppball ein, perfekt getimt, unerreichbar. Immer ein Ausrufezeichen für den Gegner.
Den ersten Satz gegen Humbert holte Zverev sich auf diese Weise nach nur 27 Minuten. Gegen den Franzosen punktete er auch wieder zuverlässig mit der sonst eher schwächeren Vorhand, an der er in den vergangenen Wochen verstärkt gearbeitet hatte. 15 Gewinnschläge allein im ersten Satz belegten die Dominanz des Deutschen. Zverev war im Flow. Er hatte das Momentum auf seiner Seite.
Was bei ihm in diesen Phasen, in denen er das Spiel dominiert, so leicht aussieht, ist das Ergebnis von harter, jahrelanger Arbeit. Zverevs Aufschlag steht dafür stellvertretend. Er ist seine schärfste Waffe. Früher war sie seine Problemzone. „Der Aufschlag kostete mich das US-Open-Finale und andere Grand Slams“, sagte Zverev: „Ich habe viel daran gearbeitet. Ich bin groß, der Aufschlag sollte meine Stärke sein. Es war meine Schwäche.“
Seine Aufschläge erreichen Spitzengeschwindigkeiten von 225 Kilometern pro Stunde. Er schlägt viele Asse und produziert wenige Doppelfehler. Der Aufschlag ist der wichtigste Schlag im Repertoire der meisten Topspieler. Oder wie der australische Tennisstar Nick Kyrgios hier leidvoll feststellen musste: „Wenn Dein Aufschlag nicht funktioniert, brauchst Du hier gar nicht erst anzutreten.“
Zverev kann sich eigentlich auf sein starkes Service verlassen. Im Spiel gegen Humbert zeigte er aber erstmals auch seine andere, weniger perfekte Seite. Fünftes Spiel im zweiten Satz: Zverev lag 0:40 hinten, drohte ein Break zu kassieren. Angetrieben von druckvollen ersten Aufschlägen kämpfte Zverev sich zurück, hatte sogar Spielball. Doch dann flatterten seine Nerven. Einen eigentlich todsicheren Ball – Humbert war schon in der falschen Ecke des Platzes – setzte er ins Netz. Das Spiel ging verloren.
Zverev haderte mit sich. Er marschierte lamentierend auf seine Betreuer zu, redete sich in Rage. Dabei gab es zu diesem Zeitpunkt des Spiels eigentlich keinen Grund, die Nerven zu verlieren. Er hatte den Gegner im Griff, war im Rhythmus. Doch dann eben nicht mehr.
Humbert hatte sein Spiel umgestellt, nahm Zverevs Aufschläge nun mit mehr Risiko und retournierte nun gefährlich. Der Deutsche ließ sich davon aus der Ruhe bringen. Das nächste Spiel ging verloren, schließlich der ganze Satz. Plötzlich war alles weg, was vorher da war.