Bei Markus Lanz versuchen Gäste und Moderator, AfD-Chef Tino Chrupalla inhaltlich zu stellen. Dann wird es hitzig und emotional.
Eingangs freute sich Markus Lanz noch über das breite Meinungsspektrum, das er versammelt hatte, um über Deutschlands Weg aus der Krise zu streiten: vom linken Altstar Gregor Gysi bis zum AfD-Co-Chef Tino Chrupalla. Im Rückblick dürfte auch der Moderator nicht glücklich mit dieser Sendung gewesen sein, über die er stellenweise die Kontrolle zu verlieren drohte, in der wild durcheinandergeredet wurde und in der Chrupalla zwischendurch anmerkte: „Sie müssen nicht alle von allen Seiten mich tribunalmäßig hier jetzt angeifern.“
„War ’ne schlimme Woche“, stellte Gregor Gysi fest und äußerte Unverständnis, warum Merz so gehandelt habe, da kurz vor der Wahl doch „kein Zeitdruck“ bestanden hätte. Als Markus Lanz daraufhin die Messermorde von Aschaffenburg anführte, fand Gysi, es sei „auch typisch“, dass erst nach diesen und nicht schon nach dem Anschlag von Magdeburg Handlungsbedarf erkannt worden sei. Anzeichen für ein Ost-West-Problem also?
Im Anschluss verhedderten sich die Journalisten Nikolaus Blome und Antje Höning in eher kleinteiligen Interpretationen. So fand Blome wichtig zu erwähnen, dass Merz ja immerhin zugegeben habe, seine Meinung bezüglich Abstimmungen mit der AfD geändert zu haben, und insofern mit offenem Visier gekämpft habe. Hönig wiederum erkannte Parallelen zum „Pinot-Grigio-Moment von Peer Steinbrück“ – eine Anspielung auf einen fast zehn Jahre zurückliegenden Tritt ins Fettnäpfchen des einstigen SPD-Kanzlerkandidaten, der geäußert hatte, keine Flasche Wein unter fünf Euro zu trinken.
Tino Chrupalla dagegen erklärte, dass sich die Bevölkerung „eine andere Migrationspolitik“ wünsche und die AfD dann eben entsprechende Anträge unterstütze. Dies würde man im Übrigen auch bei guten Anträgen der Linkspartei tun, feixte der Parteichef in Richtung Gregor Gysi. Insgesamt konnte er – außer den „Beschimpfungen“ seiner Partei – nichts Negatives an den Abstimmungen der vergangenen Woche erkennen: „Das ist Demokratie.“
Nach einem kurzen Zwischen-Scharmützel zwischen Blome und Gysi über die Frage, was genau im Wahlprogramm der Linken über die Rücknahme „aller Asylrechtsverschärfungen der letzten Jahre“ stehe, spielte Markus Lanz Auszüge aus einer Rede Alice Weidels ein. In der bekannte sich die AfD-Co-Vorsitzende zum berüchtigten Begriff der Remigration.
„Das ist das Tor zur Hölle“, entfuhr es da Antje Höning. Sie warf der AfD vor, ein Standortrisiko zu sein, weil sie mit ihrer fremdenfeindlichen Politik dringend benötigte ausländische Fachkräfte davon abhalte, nach Deutschland zu ziehen. „Das ist doch Unsinn, Unsinn, Unsinn“, rief Chrupalla zurück. Das wahre Standortrisiko sei die Ampelregierung gewesen. Im Übrigen gehe es bei der Remigration nur um die Rückführung von 250.000 bis 300.000 ausreisepflichtigen Asylbewerbern. „Migranten, die sich nicht in die soziale Hängematte legen, sind hier herzlich willkommen“, so Chrupalla.
Remigration sei „schon auch so’n Triggerwort, das wissen Sie auch ganz genau“, hakte Lanz da ein und zitierte eine lange, völkisch klingende Passage aus dem Björn-Höcke-Buch „Nie zweimal in denselben Fluss“. Als er Chrupalla dazu aufforderte, sich „von diesen wirklich ekelhaften Sätzen“ zu distanzieren, konterte der: „Warum soll ich mich davon distanzieren? Das machen Sie doch für Herrn Böhmermann auch nicht.“