Der ewiggestrige Unsympath ist seine Paraderolle: Christoph Maria Herbst und Stromberg sind untrennbar miteinander verbunden. Doch der Schauspieler könnte privat kaum weiter von seiner Figur entfernt sein.
Das Gespräch startet munter. Christoph Maria Herbst blickt mit hellwachen Augen in die Kamera seines Laptops – und dem Interviewer am anderen Ende des Videogesprächs ins Gesicht. Er scherzt und plaudert los: Die Rückkehr in seine wohl bekannteste Rolle des fiesen Bürochefs Bernd Stromberg bereitet dem Schauspieler sichtbar Freude.
Schnell dreht sich das Gespräch um unsympathische Machos, Autokratien im Aufwind und seinen bevorstehenden Geburtstag. Anfang Februar wird Christoph Maria Herbst 60 Jahre alt.
t-online: Herr Herbst, Stromberg ist zurück. Wurden Sie zu Ihrem 60. Geburtstag mit dem „größten Arschloch der deutschen Serienlandschaft“ beschenkt?
Christoph Maria Herbst: Das ist ja noch schlimmer: Ich habe es mir sogar selbst geschenkt. Aber ich dachte mir, wann wird man schon mal 60 – und noch kann ich es. Wenn wir mit dem nächsten Film wieder zehn Jahre warten und ich dann mit dem Rollator als Stromberg auftrete, wird es unfreiwillig komisch. Jetzt habe ich es noch in der Hand, dass es freiwillig komisch ist.
Die Figur Stromberg war schon immer der Prototyp des unangenehmen Chefs. Kann man in der heutigen Zeit überhaupt noch so ein „Arschloch“ spielen?
Absolut. Arschlöcher sind zeitlos. Und Stromberg ist ja mitgealtert. Der Film spielt in der Gegenwart – 2025, 2026 – und das Thema Alter ist tatsächlich auch im Drehbuch verankert. Insofern passt das alles gut zusammen. Nur, dass ich jetzt vielleicht ein Kästchen mit Tabletten dabeihaben muss, um die Drehtage durchzustehen (lacht).
Die Welt hat sich seit dem Serienstart radikal verändert. Woke-Debatten, Gendern, Cancel Culture – wie sehr fließt das alles in den neuen Film ein?
Es wäre absurd, das nicht aufzugreifen. Und trotzdem bewegen wir uns in der Welt von Stromberg, dieser eigenen, ganz speziellen Wirklichkeit. Wir haben nie versucht, tagesaktuelle Themen direkt zu kommentieren. Aber das Format ist klug genug, dass man vieles darin wiedererkennt – auch, wenn es nicht direkt benannt wird. Stromberg bleibt Stromberg. Und genau deshalb funktioniert es.
Also Stromberg gendert nicht?
Ich glaube, da können wir uns ziemlich sicher sein (lacht). Er bleibt in seiner Betonköpfigkeit der Fels in seiner eigenen Brandung. Und gerade deshalb entsteht die Komik. Weil sich die Welt um ihn herum so dramatisch verändert hat – gesellschaftlich, sprachlich, in der Haltung. Dieser Kontrast ist ein gefundenes Fressen für gute Autoren. Und das ist Ralf Husmann, der Schöpfer von Stromberg, ohne Frage.












