Kaum hat der US-Präsident gewechselt, wird es an der Börse turbulent. Das liegt vor allem daran, dass das Thema KI weiter alle in Atem hält – und die Chinesen das Tempo anziehen.
Haben Sie im Kopf, wie hoch der Marktwert des Nvidia-Konzerns ausfällt? Nun, am letzten Freitag im Januar wurde das Unternehmen mit 3,3 Billionen Euro bewertet. Einen Handelstag später lag der Wert dann nur noch bei 2,95 Billionen. So schnell sind 305 Milliarden US-Dollar weg.
Der Grund ist allseits bekannt – die Chinesen haben womöglich ihren Laika- respektive Sputnik-Moment. Dies war vor vielen Jahrzehnten ein Weckruf für die Amerikaner, als Russen eine Hündin und Satelliten ins All beförderten. Dieses Mal waren es die Chinesen, die dem KI-Superstar Nvidia und der US-KI-Industrie mit Deepseek eine Alternative entgegensetzten. Lesen Sie hier mehr dazu. Wie gut diese Alternative ist, wird man noch präziser analysieren. Doch bei Nvidia und Co. führte es zu einmaligem Rumpeln.
Deutsche Anleger hatten an den heftigen Schwankungen große Freude: Am Börsenplatz Gettex in München lag Nvidia ebenso in der Beliebtheit ganz vorn wie bei Morgan Stanley oder JP Morgan, beide führende Anbieter bei Hebelpapieren auf Nvidia. Es war sogar der Handelstag mit dem größten Umsatz der Geschichte für eine Einzelaktie.
Dass Nvidia auch mal hart getroffen werden kann, liegt daran, dass das Unternehmen zwar sehr bekannt, aber längst noch nicht so etabliert ist wie Amazon oder Microsoft. „Vielmehr ist sein Markt noch im Entstehen, und damit könnten extrem hohe Margen jederzeit kippen“, so Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets.
Daniel Saurenz ist Finanzjournalist, Börsianer aus Leidenschaft und Gründer von Feingold Research. Mit seinem Team hat er insgesamt mehr als 150 Jahre Börsenerfahrung und bündelt Börsenpsychologie, technische Analyse, Produkt- und Marktexpertise. Bei t-online schreibt er über Investments und die Lage an den Märkten, immer unter dem Fokus des Chance-Risiko-Verhältnisses für Anleger. Sie erreichen ihn auf seinem Portal www.feingoldresearch.de.
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„Schon an der Volatilität lässt sich zudem ablesen, dass für Nvidia andere Risikobewertungen gelten, als dies bei Apple der Fall ist“, argumentiert Walter. Vielen Anlegern ist seit Trumps Amtsantritt bewusst geworden, wie knifflig es für ihn werden könnte, die selbst gesteckten Ziele zu erreichen.
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Carsten Mumm von Donner & Reuschel weist etwa darauf hin, dass die Verbraucherpreise ein starkes Argument pro Trump waren. Doch genau das könnte sich umdrehen. Denn „wenn nun die Inflation wieder steigt oder nicht nennenswert fällt, könnte es die Gefahr verdeutlichen, dass Trumps Politik einige schwer auflösbare Widersprüche beinhaltet. Gleichzeitig die Wirtschaft anzukurbeln und dabei Inflation und Zinsen niedrig zu halten, wird nicht funktionieren.“
Der Tech-Sektor ist angesichts der ausstehenden Zahlen zum vierten Quartal, die erst im Laufe des Februars bekannt gegeben werden, entsprechend vorsichtig. Klar ist: Die Gewinne seit Jahresbeginn wurden durch den dicken Rücksetzer am letzten Januarmontag ausradiert.
Zu den Aktien, die reichlich Fallhöhe aufgebaut haben und jetzt auf dem Prüfstand stehen, gehört auch Tesla. Der Kurs ist seit Oktober von 200 auf 465 Euro geklettert. 100 Euro sind von oben schon weggeknabbert – und sollte Tesla wieder auf Levels vor Trump ankommen, wären noch mal mindestens 100 Euro fällig. Blöderweise hängen auch Tech-Titel längerfristig an angespannten oder eben lockeren Zinsmärkten.
„30-jährige Hypothekenzinsen liegen derzeit bei über 7 Prozent pro Jahr“, erläutert Stefan Riße, Autor des Buchs „Die Inflation kommt“. „Man darf nicht vergessen, dass Hausbauer sich im Tief der letzten Jahre zu gut zwei Prozent verschulden konnten, auch auf die 30-jährige Sicht.“ Steigende Zinsen für Immobilienfinanzierungen tun US-Verbrauchern über kurz oder lang weh.
An Aktien aus dem Bereich Quantentechnologie kann man zwar ablesen, dass Anleger noch immer empfänglich für Trends und heiße Spekulationen sind. Doch der Bitcoin zeigt bereits Ermüdungserscheinungen. Seit Jahresbeginn liegt er pari und hat im Januar primär Volatilität geliefert. Nicht selten war der Bitcoin Vorläufer für ruppigere Zeiten am Aktienmarkt.