Er fordert radikale Reformen
Verbandschef warnt vor „süßem Gift aus Russland“
21.05.2025 – 03:35 UhrLesedauer: 2 Min.
Für den Präsidenten des Chemieverbands, Markus Steilemann, gibt es kein Zurück zu russischem Gas. An die Bundesregierung richtet er klare Erwartungen.
Der Präsident des Chemieverbands fordert von der neuen Bundesregierung rasche und mutige Reformen: „Wir brauchen radikale Reformen in der Energiepolitik, bei den Unternehmenssteuern und beim Thema Bürokratie“, sagte Markus Steilemann, Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. „Ein Tanz auf Eierschalen oder Trippelschritte helfen nicht.“
Zudem sei Tempo wichtig, sagte Steilemann, der Chef des Leverkusener Kunststoffherstellers Covestro ist: „Die neue Regierung muss in den ersten hundert Tagen Reformen raushauen, als gäbe es kein Morgen.“
Unter anderem verlangte der Manager, die Energiewende billiger zu gestalten: Die Ampel-Regierung habe noch „dem ideologiegetriebenen Mantra“ angehangen, „möglichst schnell möglichst viele Wind- und Solaranlagen zu bauen, selbst wenn die Kosten für das Stromnetz aus dem Ruder laufen“, klagte er. Stattdessen müsse der Ausbau möglichst intelligent geschehen, „also entsprechend dem wirklichen Bedarf und nahe den Industriezentren, wo der Strom benötigt wird“.
Steilemann warnte in dem Interview auch davor, wieder russisches Gas zu importieren, sollte in der Ukraine einmal Frieden herrschen: „Preiswertes Gas aus Russland war ein süßes Gift“, sagte er. „Wir haben ja erlebt, wie die russische Regierung unsere Abhängigkeit gegen uns eingesetzt hat. Daraus muss man Lehren ziehen.“
Steilemanns Firma, das einstige Dax-Mitglied Covestro, wird gerade von einer Tochtergesellschaft des Öl- und Gaskonzerns Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten übernommen. Der Manager sagte der SZ, der Kauf werde Covestro schnelleres Wachstum ermöglichen: „Unser Geschäft ist sehr zyklisch, die Umsätze schwanken. Da überlegen Sie als Manager eines börsennotierten Unternehmens fünfmal, ob Sie die Zwei-Milliarden-Investition für eine neue Anlage freigeben“, sagte Steilemann. Der neue Eigentümer denke langfristiger als der Kapitalmarkt: „Das macht solche Investitionen einfacher – und auch Übernahmen. Die sind ebenfalls Teil unserer Wachstumsstrategie.“