
DB-Chefin Palla
„Wir verabschieden uns von der Entschuldigungskultur“
Aktualisiert am 11.12.2025 – 13:56 UhrLesedauer: 3 Min.

Die Deutsche Bahn ist chronisch zu spät. Das will die neue Chefin ändern – und setzt mit ihrer Reform ganz oben im Konzern an.
Die neue Chefin der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, hat eine grundlegende Reform für den Staatskonzern vorgestellt. Bei einer Pressekonferenz im Bahntower in Berlin erklärte die 52-Jährige, dass sie die Führungsebene der Bahn deutlich verkleinern werde. „Wir wollen deutlich schneller und schlanker werden“, sagte sie. Von den 3.500 Mitarbeitenden in der Konzernleitung sollen demnach rund 30 Prozent abgebaut werden – das wären mehr als 1.000 Stellen. Genaue Zahlen wollte Palla jedoch nicht nennen.
Dabei beginne die Neuaufstellung ganz oben: „Wir gehen mit gutem Beispiel voran und fangen im Vorstand an.“ So soll der Vorstand der Bahn von acht auf sechs Ressorts reduziert werden. Der Vorstand für Digitalisierung/Technik sowie der für Infrastruktur fallen weg. Zudem wird das Top-Management nahezu halbiert: Eine komplette Zwischenebene fällt weg, und die erste Führungsebene schrumpft von heute 43 auf künftig 22 Organisationseinheiten.
Auch bei den Töchtern DB Fernverkehr und DB Regio würden Vorstände verkleinert. Bei beiden Unternehmen fällt der Marketingvorstand weg. Bei der gemeinwohlorientierten DB InfraGo wird der Vorstand ebenfalls von acht auf sechs reduziert. Die Managerin kündigte an, dass der Konzern für Betroffene neue Tätigkeiten über den internen Arbeitsmarkt anbieten wolle.
Das Ziel der Reform sei es, den übergeordneten Konzern zu entflechten und die Strukturen zu dezentralisieren, sagte Palla. Die Geschäftsfelder sollen gestärkt werden, um im Betrieb leistungsfähiger zu werden. Entscheidungen müssten wieder dort fallen, „wo die Eisenbahn stattfindet“. „Wir stellen die Deutsche Bahn vom Kopf auf die Füße“, erklärte die Südtirolerin.
Die Neuordnung solle bereits bis zum 1. Januar 2026 umgesetzt werden. Das sei eine Belastungsprobe: „Das wird nicht einfach und uns allen viel abverlangen“, sagte sie. Doch nur so könne das Unternehmen alte Muster ablegen: „Wir verabschieden uns von der Entschuldigungskultur und wollen stattdessen hin zur Entscheidungskultur.“ Zuvor hätten Doppelstrukturen und lange Wege zu unklaren Verantwortlichkeiten geführt. Das solle sich durch die Reform ändern.
Doch Palla räumte ein, dass den Kunden wohl egal sei, wie viele Vorstände die Bahn habe. „Sie wollen nur, dass die Bahn pünktlicher und berechenbarer wird“, so die 52-Jährige.
Im Fernverkehr bleibt die Pünktlichkeit der große Schwachpunkt. Und das wird sich auch im nächsten Jahr nicht ändern. Palla sagte, die Bahn wolle 2026 eine Quote von 60 Prozent erreichen. „Heute liegen wir deutlich unter 60 Prozent“, sagte sie. Die Bahn habe sich in den letzten drei Jahren bei der Pünktlichkeit im freien Fall befunden. „Auch 2025 gab es einen deutlich sinkenden Trend im Regional- und Fernverkehr. Jetzt müssen wir den fallenden Trend stabilisieren“, sagte sie. Das Fernziel einer Pünktlichkeit von 70 Prozent im Jahr 2029, das der Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) ausgerufen hatte, bleibe jedoch bestehen, so Palla.










