Er regierte zwei Bundesländer
CDU-Politiker Bernhard Vogel ist tot
Aktualisiert am 03.03.2025 – 09:22 UhrLesedauer: 3 Min.
Er war der einzige Politiker der Nachkriegszeit, der gleich in zwei Bundesländern Ministerpräsident war: Nun ist Bernhard Vogel gestorben.
Der ehemalige Ministerpräsident von Thüringen und Rheinland-Pfalz, Bernhard Vogel, ist gestorben. Der CDU-Politiker wurde 92 Jahre alt. Das bestätigte die Konrad-Adenauer-Stiftung, dessen Ehrenvorsitzender Vogel war, t-online. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung berichtet.
Vogel regierte von 1976 bis 1988 in Rheinland-Pfalz, wo er Nachfolger des späteren Bundeskanzlers Helmut Kohl wurde. Nach der Wiedervereinigung ging er nach Thüringen, wo er von 1992 bis 2003 Ministerpräsident war. Zeitweise regierte er mit absoluten Mehrheiten. Über 40 Jahre saß er im Bundesvorstand der Christdemokraten, sein Bruder Hans-Jochen Vogel war einst SPD-Vorsitzender. Zudem war Bernhard Vogel langjähriger Vorsitzender der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.
Thüringens früherer Ministerpräsident Bodo Ramelow würdigte Vogel. „Sein Satz ‚Zuerst das Land, dann die Partei‘ wird alles überdauern“, schrieb Ramelow im Netzwerk X. Vogel sei „ein Verantwortungsträger in besonderen Zeiten“ gewesen. „Ein Ministerpräsident in zwei Bundesländern. Ein Wanderer nicht nur in der Natur, sondern auch zwischen West und Ost.“
Vogel hält mit einer Amtszeit von insgesamt 23 Jahren in Mainz und Erfurt den Rekord als Landesregierungschef. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schrieb ihm bereits 2007 anlässlich seines 75. Geburtstags, seine „historische Einmaligkeit“ werde wohl von niemand anderem zu erreichen sein. Zuletzt wohnte er im pfälzischen Speyer.
Der aktuelle Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Norbert Lammert, würdigte die Arbeit des Verstorbenen: „Bernhard Vogel hat in Rheinland-Pfalz wie in Thüringen durch klare Orientierung und Respekt vor dem politischen Gegner ein Beispiel für demokratische Streitkultur gegeben und einen nachhaltigen Beitrag zum Zusammenwachsen unseres wiedervereinigten Landes geleistet.“
Ministerpräsident in Thüringen und Rheinland-Pfalz
Vogels politische Karriere begann in den 1960er-Jahren und war eng mit dem Namen Helmut Kohl verbunden. Nach zwei Jahren Bundestag wurde er 1967 Kultusminister in Rheinland-Pfalz – Kohl war damals Ministerpräsident – und profilierte sich als Bildungspolitiker. Vogel setzte etwa den Übergang von der Konfessionsschule zur christlichen Gemeinschaftsschule durch.
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1974 löste er Kohl als CDU-Landeschef ab und setzte sich gegen Heiner Geißler durch, den Kohl favorisiert hatte. Zwei Jahre später folgte Vogel als Ministerpräsident auf Kohl. In der rheinland-pfälzischen CDU verlor Vogel 1988 einen Machtkampf gegen Hans-Otto Wilhelm. Nach dessen Wahl zum CDU-Landesvorsitzenden trat Vogel als Ministerpräsident zurück. Im Jahr darauf übernahm er den Chefposten der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.
„Mainz war ein Wagnis. Thüringen war ein Abenteuer“
Nach der deutschen Wiedervereinigung begann 1992 die zweite Karriere Vogels als Regierungschef in Thüringen. „Mainz war ein Wagnis. Thüringen war ein Abenteuer“, sagte er einmal. Nach elf Jahren verabschiedete er sich 2003 aus diesem Amt. Bereits 2001 war er wieder Vorsitzender der Adenauer-Stiftung geworden, was er bis 2009 blieb. Mit seinem Bruder Hans-Jochen, der 2020 starb, und mit Parteikollegen diskutierte er bis ins hohe Alter über politische Fragen.
Als einschneidende Erlebnisse nannte Vogel oft die Flugschaukatastrophe 1988 in Ramstein in seiner Amtszeit in Rheinland-Pfalz und den Amoklauf von 2002 in Erfurt, als er Ministerpräsident von Thüringen war.
Eigentlich wollte der am 19. Dezember 1932 in Göttingen geborene und in Gießen aufgewachsene Politologe Professor an einer Universität werden. Allerdings könne er nicht beantworten, ob er auch in dieser Position erfolgreich gewesen wäre, sagte Vogel einmal der Deutschen Presse-Agentur.