Ein Wasserrückstau durch Hochwasser an der Unfallstelle ist nicht das größte Problem, sagt ein Dresdner Hydrologe. Und warnt vor einer anderen Gefahr.
Der Pegel der Elbe in Dresden steigt. Am Sonntagmittag könnte er bereits bei vier Metern liegen und irgendwann auch das eingestürzte Brückenteil überspülen. Viel entscheidender sei allerdings, wie stark das eingestürzte Brückenteil umspült wird, sagt der Dresdner Hydrologe Jürgen Stamm. Der Professor der TU Dresden vermutet, dass dort, wo die Brücke liegt, es zu einer sogenannten Kolkwirkung kommt.
Das ist ein physikalischer Effekt, der sich zum Beispiel auch an den Brückenpfeilern der Augustusbrücke beobachten lässt. An den Pfeilern ist zu sehen, dass der Wasserspiegel auf der einen Seite etwas höher liegt als auf der anderen.
„Im schlimmsten Fall könnte diese Kolksituation das Brückenelement ein wenig in Bewegung bringen.“ Je höher der Wasserspiegel und der Durchfluss steigen, desto stärker werde diese Wirkung. Möglich sei dann sogar, dass schräg hängende Brückenelemente komplett abbrechen, warnt Stamm. „Deshalb sollte das Brückenelement so schnell wie möglich aus der Elbe geborgen werden.“
Wie schnell eine Bergung technisch möglich ist, lässt sich bislang nicht sagen. „Weil noch gar nicht feststeht, welche Möglichkeiten wir überhaupt haben“, sagt Michael Klahre, Sprecher der Feuerwehr Dresden. Die Stadt wägt derzeit die Vor- und Nachteile verschiedener Abrissmaßnahmen ab. Erste Prüfungen haben ergeben, dass ein Abriss unumgänglich ist. In unserem Newsblog lesen Sie mehr zu den Entwicklungen.
Andersherum seien die Auswirkungen des eingestürzten Teils der Dresdner Carolabrücke auf den Wasserstand der Elbe begrenzt, sagt Hydrologe Stamm, und weiter: „Der Aufstau wirkt im Wesentlichen nur gegen die Strömung. Richtung Meißen hat es keinen Einfluss“.
Aber auch in Stromrichtung beschränke sich die Wirkung größtenteils auf wenige Hundert Meter. Zwischen Carola- und Albertbrücke erwartet Stamm den größten Aufstau. In diesem Bereich seien aufgrund der breiten Elbufer kaum Schäden zu erwarten.