Spur führt nach Moskau
Bismarck-Nachfahre macht prorussische Propaganda
Aktualisiert am 20.03.2025 – 20:07 UhrLesedauer: 2 Min.
Wettern gegen die liberale Demokratie. Mosern über den Westen. Stänkern gegen Selenskyj: Alexander von Bismarck agitiert für Russland und Wladimir Putin.
Alexander von Bismarck, ein entfernter Verwandter des früheren Reichskanzlers Otto von Bismarck, soll laut Recherchen des Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) in prorussische Propaganda verwickelt sein. Der Unternehmer betreibt demnach die Webseite „Berlin 24/7“, auf der regelmäßig Inhalte veröffentlicht werden, die prorussische Narrative unterstützen.
Die Seite veröffentlicht Inhalte zu geopolitischen Themen, insbesondere zum Ukraine-Krieg und zur Rolle Deutschlands in internationalen Konflikten. Dabei werden westliche Regierungen oft kritisch dargestellt, während Russland positiv erscheint, heißt es in dem Bericht. In einzelnen Beiträgen würden Narrative verbreitet, die mit jenen der russischen Staatsmedien übereinstimmen:
Was den Betreiber dazu bringt, diese Inhalte zu produzieren, ist nicht bekannt. Allerdings hat RND Auffälligkeiten entdeckt, die auf eine Verbindung nach Russland hindeuten: Einerseits ist das Zeitformat, in dem die Uhrzeiten im Quelltext der Webseite angegeben werden, UTC+3 – die Zeitzone Moskaus.
Die Webseite liegt zwar auf einem Server in den Niederlanden, wird jedoch bei einem russischen Anbieter gehostet und verwendet russische Nameserver. Außerdem ist das Administratoren-Konto der Seite mit einem anderen Online-Profil verknüpft, das dem russischen Propagandisten Andrej Lobur zuzuordnen ist. Zudem ist bekannt, dass Alexander von Bismarck 2024 an einem Wirtschaftsgipfel in St. Petersburg teilnahm.
Bekannt ist auch, dass von Bismarck auf Schloss Döbbelin gerne rechte Kreise um sich schart. Auf dem Familiengut in Sachsen-Anhalt veranstaltet er exklusive Treffen mit Gleichgesinnten, bei denen politische Themen diskutiert werden. Nach Recherchen der Plattform „Correctiv“ war der Bismarck-Verwandte auch bei dem berüchtigten Treffen von Rechtsextremisten und AfD-Vertretern im November 2023 in Potsdam. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 startete er zudem den „Bismarck-Dialog“, um Gesprächsfäden nach Russland offenzuhalten und Verständnis für das Land einzufordern.
Die Familie von Bismarck gilt als eine der bekanntesten Adelsfamilien Deutschlands. Ahnherr Otto von Bismarck war von 1871 bis 1890 Kanzler des deutschen Kaiserreichs. Er genießt in rechten Kreisen nicht nur wegen der Reichseinigung von 1871 hohes Ansehen, sondern auch wegen seiner prorussischen Außenpolitik. So schwärmte der AfD-Ehrenvorsitzende Alexander Gauland von einer „Äquidistanz“ zwischen Russland und den USA. Verschwiegen wird, dass Bismarcks gefährliches Konstrukt aus Verträgen und Geheimabsprachen Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg diplomatisch in eine gefährliche Randlage brachte.