
Bis zu 40 Operationen in einer Schicht
Das erleben Handchirurgen in der Notaufnahme
29.12.2025 – 11:12 UhrLesedauer: 3 Min.
Abgetrennte Finger, durchtrennte Sehnen, gezielte Amputationen – zum Jahreswechsel stellen sich die Berliner Kliniken wieder auf zahlreiche Böllerverletzungen ein. Was jetzt auf die Ärzte zukommt.
Am 31. Dezember werden pünktlich um Mitternacht wieder Hunderttausende Raketen über Berlin und zahlreiche andere Städte in Deutschland aufsteigen. Das bunte Treiben hat aber nicht nur seine schönen Seiten, wie die beiden Chirurginnen Leila Harhaus-Wähner vom Unfallkrankenhaus Berlin und Maryam Wickert von der Charité aus ihrem Berufsalltag zu berichten wissen. Beide leiten die Handchirurgie ihrer jeweiligen Einrichtung.
Allein am Unfallkrankenhaus Berlin rechnet Harhaus-Wähner in der Notaufnahme zum Jahreswechsel mit 250 bis 300 Patienten. Darunter sind Böllerverletzungen, aber auch andere Notfälle wie Schlaganfälle oder Herzinfarkte. Zum Vergleich: An normalen Tagen werden innerhalb von 24 Stunden 100 bis 120 Menschen behandelt.
Bis Mitternacht passiert laut der Ärztin meist noch nicht sehr viel. Ab 1 oder 2 Uhr nachts ändere sich das aber schlagartig und es kämen sehr viele Patienten „in sehr kurzer Zeit“, erklärte Leila Harhaus-Wähner der Deutschen Presse-Agentur. Ähnlich ist das laut Maryam Wickert auch in der Charité. Sie macht im Gespräch mit der Berliner Regionalredaktion von t-online deutlich: „Silvester und Neujahr sind absolute Großkampftage für uns.“
Viele Patienten kommen mit Verbrennungen in die Klinik, erklärt die Oberärztin. Unter den Patienten seien aber auch regelmäßig schwere Böllerverletzungen, die mitunter auch mit abgetrennten Fingern und sogar ganzen Gliedmaßen einhergehen. Die Verletzungen seien dabei teilweise „identisch mit Kriegsverletzungen.“ Betroffen sind vor allem junge männliche Patienten ab 13 Jahren, erklärt Wickert.
Wichtig sei bei dieser Art von Wunden ein klarer Behandlungsplan, erklärte Wickert t-online. Dabei gebe es eindeutige Prioritäten: „Den Daumen wollen wir immer retten, da er für das Greifen mit der Hand elementar ist. Wenn andere Finger weggesprengt sind, haben der Zeige- und der Mittelfinger Priorität, um den sogenannten Drei-Punkte-Griff zu erhalten.“ Die Arbeit gleiche dabei teilweise einem Puzzle, denn in manchen Fällen sei es notwendig, Strukturen eines abgetrennten Fingers in einen teilverletzten anderen Finger zu implantieren.
Operiert wird daher nahezu im Akkord. Allein im Unfallkrankenhaus Berlin rechnet man an Silvester mit 20 bis 40 Operationen infolge von Böllerverletzungen. Für Handchirurgen sei das mitunter „die arbeitsreichste Nacht“ des Jahres. Das Team ist in diesem Jahr deshalb mit fünf Operateuren gleichzeitig im Einsatz.











