Die echte Grippe ist eine ernsthafte und mitunter auch lebensbedrohliche Krankheit. Kommt eine bakterielle Superinfektion hinzu, steigt das Risiko.
Die Grippe, auch Influenza genannt, wird durch Grippeviren übertragen, sogenannte Influenzaviren. Die Symptome sind häufig schwer. Körper und Immunsystem werden stark gefordert. Kommt eine bakterielle Infektion hinzu, schwächt das den Körper zusätzlich. Das Risiko für einen schweren Verlauf steigt. Woran Sie eine bakterielle Superinfektion bei einer Grippe erkennen – und was dann zu tun ist.
Die Grippe ist sehr ansteckend und wird über Influenzaviren übertragen. Am häufigsten und am gefährlichsten ist das Influenzavirus Typ A. Beim Sprechen, Husten oder Niesen gelangen die Viren einer erkrankten Person in die Luft und können von anderen Menschen eingeatmet werden (Tröpfcheninfektion). Über die Hände, etwa über Türklinken, Haltestangen und Treppengeländer, können die Viren ebenfalls aufgenommen werden (Schmierinfektion) und in Mund und Nase gelangen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass jährlich bis zu 20 Prozent der Weltbevölkerung an Influenza erkranken.
Grippeviren lösen eine akute Erkrankung der Atemwege aus. Die Symptome einer Grippe beginnen bei etwa einem Drittel der Erkrankten mit einem plötzlich einsetzenden, intensiven Krankheitsgefühl. Es treten Fieber zwischen 38 °C und 40 °C oder höher, Schüttelfrost, starke Abgeschlagenheit, Halsschmerzen, trockener Husten sowie Glieder- und Kopfschmerzen auf. Bei einem unkomplizierten Verlauf lassen die Beschwerden nach etwa einer Woche nach und man fühlt sich wieder besser.
Doch manchmal nehmen die Beschwerden weiter zu. Ein häufiger Grund für Grippe-Komplikationen sind schwer verlaufende Sekundärinfektionen, auch Superinfektionen genannt. Dann kommt zu der primären viralen Infektion eine weitere Infektion hinzu. Diese ist meist durch Bakterien verursacht. Zu der Grippe können hinzukommen:
- Nasennebenhöhlenentzündungen
- Mittelohrentzündungen
- eitrige Bronchitis
- Lungenentzündung
- Lungenabszesse
- Herzrhythmusstörungen
- Herzschwäche mit verminderter Pumpleistung
- Lungenödem
- Kreislaufschock
- Selten kommt es zu Entzündungen des Gehirns oder des Herzmuskels
Als häufige Komplikation ist laut dem Robert Koch-Institut (RKI) die Lungenentzündung besonders gefürchtet. Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere sowie Menschen über 60 Jahre oder Menschen mit Lungen- oder Immunerkrankungen sind besonders gefährdet.
Bei starkem Krankheitsgefühl sowie bei zunehmenden Beschwerden (etwa steigendes Fieber, zunehmender Husten) oder neu auftretenden Beschwerden (etwa Bildung von gelblich-grünem Sekret, Atembeschwerden, Ohrschmerzen) sollten sich Betroffene daher in jedem Fall an einen Arzt wenden. Dies deutet auf eine Superinfektion hin.
Die Superinfektion ist die Folge eines überlasteten Immunsystems. Die Grippeviren schwächen die Abwehrkräfte des Lungengewebes erheblich und fördern zugleich Entzündungsprozesse. Das macht es weiteren Erregern wie Bakterien leichter, einzudringen und sich zu vermehren. Laut dem Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V. sind für die zum Teil lebensgefährlichen Lungenentzündungen meistens Bakterien wie Staphylokokken, Streptokokken oder Pneumokokken verantwortlich.
Aus einer schweren bakteriellen Lungenentzündung kann sich unter Umständen sogar eine Blutvergiftung (Sepsis) ausbilden, die in einem Multiorganversagen endet. Eine Blutvergiftung führt je nach Alter der Betroffenen und Schweregrad in 20 bis 60 Prozent der Fälle zum Tod. Wie die Sepsis Stiftung mitteilt, ist die Blutvergiftung die schwerste Komplikation von Grippe und akuten Infektionserkrankungen.
Aufmerksamkeit ist geboten, wenn zu den typischen Grippesymptomen Frühzeichen einer Sepsis hinzukommen. Dann besteht potenzielle Lebensgefahr. Ärztliche Begleitung ist sofort geboten bei:
- akuter Verwirrtheit und Orientierungslosigkeit
- nie gekanntem, schwerstem Krankheitsgefühl
- Kurzatmigkeit
- schnellem Puls
- kalten oder heißen Extremitäten
- verringerter Urinmenge
Bei Verdacht auf eine Superinfektion sollte in jedem Fall ein Arzt für eine sofortige notfallmäßige Abklärung und Behandlung kontaktiert werden. Dieser kann, wenn es nötig ist, eine erregerspezifische Antibiotikatherapie einleiten sowie andere Behandlungsmaßnahmen anordnen.
Der beste Schutz gegen Grippe ist dem RKI zufolge eine Impfung. Sie sollte jährlich verabreicht werden, da der Impfstoff immer wieder neu an die Grippeviren angepasst wird, die im Umlauf sind. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Grippeimpfung für folgende Personen:
- Menschen, die 60 Jahre und älter sind.
- Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel. Bei chronischen Grunderkrankungen bereits ab dem ersten Schwangerschaftsdrittel.
- Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung durch ein Grundleiden, wie zum Beispiel chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislauferkrankungen.
- Mitarbeitern sowie Bewohnern von Alten- oder Pflegeheimen.
- Personen mit stark erhöhtem Risiko, sich und andere anzustecken, etwa medizinisches Personal oder Personal in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr.
Die Sepsis Stiftung empfiehlt ergänzend zur Influenza-Impfung die Impfung gegen Pneumokokken. Auch sie sind häufige Erreger einer Lungenentzündung. Die Impfungen könnten die Anzahl von Krankenhauseinweisungen, schweren Lungenentzündungen und die Überlebenschancen verbessern. Außerdem sollte man Hygienemaßnahmen beachten, um das Infektionsrisiko zu senken. Dazu gehört das regelmäßige und gründliche Waschen der Hände.