US-Präsident Trump hat die Europäer aufgeschreckt. Zig Milliarden Euro sollen künftig in die Aufrüstung fließen. Doch die Beschaffung hat viele Tücken.
Seit mehr als drei Jahren führt Russland seinen Krieg gegen die Ukraine, doch wirklich aufgeschreckt hat die Europäer erst die plötzliche Abkehr der USA von ihren Verbündeten. Jetzt soll es schnell gehen mit der Aufrüstung gegen die Bedrohung aus dem Osten: Viele Länder haben ihre Wehretats schon aufgestockt. Auch die Bundeswehr soll ohne Rücksicht auf die Schuldenbremse kriegstüchtig gemacht werden, und die EU will obendrauf fast eine Billion Euro für die Rüstung mobilisieren.
Die Zeit der gepanzerten Massenheere des Kalten Krieges ist vorbei, da sind sich praktisch alle Experten einig. „Kampfpanzer wird man zwar auch in Zukunft brauchen, um ein Territorium zu besetzen“, sagt etwa der Rüstungsexperte Michael Brzoska vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Uni Hamburg t-online. „Allerdings hat sich im Ukraine-Krieg gezeigt, dass Panzer sehr anfällig für Angriffe mit Drohnen sind.“
Auch Artilleriegeschütze wie die Panzerhaubitze 2000 wird es in Zukunft zwar noch brauchen, aber in geringerem Umfang, sagt Brzoska: „Die Ukrainer haben gezeigt, dass die Aufgaben der Artillerie inzwischen immer mehr von Kamikazedrohnen erfüllt werden“, so der Konfliktforscher, der Ende 2023 mit seiner Studie „Arsenale, Aufträge, Amigos“ über das deutsche Beschaffungswesen viel Aufmerksamkeit erregte.
Angesichts der wachsenden Bedeutung von Drohnen in der Kriegsführung geht Brzoska davon aus, dass auch deutsche Firmen wie Quantum Systems oder Helsing die Automatisierung auf dem Schlachtfeld vorantreiben werden. „Das hat natürlich eine dunkle Seite, die Sorge, dass sich eine Künstliche Intelligenz irgendwie selbstständig macht“, so der Forscher. „Aber das wird man wohl klären können.“
Abgesehen von Kampfjets, Drohnen, Panzern und Artilleriegeschützen wird Europa vor allem Flugabwehrgeschütze, Raketen und Marschflugkörper wie den Taurus brauchen, um gegen Russland zu bestehen, so Michael Brzoska. Letztere seien vor allem wichtig, um gegnerische Verbände aufzuhalten: „Beim Aufbau offensiver Raketenarsenale muss man allerdings aufpassen, dass es nicht zu gegnerischen Präventivmaßnahmen kommt“, gibt der Konfliktforscher zu bedenken.