Seit mehr als 200 Jahren wird in Pompeji gegraben, noch immer ist nicht alles erforscht. Worin sehen Sie Ihre dringlichste Aufgabe?
Das ist die Bewahrung dieses riesigen Orts, es sind ja mehr als 13.000 Räume, die bislang ausgegraben wurden. Wenn wir nicht aufpassen, dann schreitet der Verfall rasch fort, denn gerade in der Anfangszeit wussten die Ausgräber nicht, wie solche Orte dokumentiert, konserviert und restauriert werden müssen. Es ist ein Kampf gegen die Zeit. Wenn wir nun selbst noch spannende Entdeckungen machen, ist das umso schöner – aber es ist auch eine Verantwortung, das Ausgegrabene zu bewahren.
Manche Menschen lassen Kleinigkeiten wie Steine, Mosaikteile und Ähnliches aus Pompeji mitgehen. Später senden viele diese Dinge aus Furcht zurück, denn Pompeji gilt als verflucht. Was halten Sie davon?
Tatsächlich lebt der Glaube an eine übermenschliche Form von Gerechtigkeit, eine Art kosmisches Gewissen mit Einfluss auf unser Leben, bei manchen Leuten fort. Die Menschen, die uns mitgenommene Dinge aus Pompeji zurückschicken, legen oft berührende Nachrichten bei: Sie berichten von Unglücksschlägen, die sie später getroffen hätten, den Verlust der Arbeit, Krankheiten, Scheidungen, Unfälle und dergleichen. Ich persönlich glaube an keinen Fluch, sehe aber die Wirkung, die diese alte römische Stadt bis heute auf die Menschen hat.
Herr Zuchtriegel, vielen Dank für das Gespräch.












