In Essen haben Angehörige eines verstorbenen Patienten sechs Mitarbeiter eines Krankenhauses angegriffen und verletzt. Ein 41-jähriger Tatverdächtiger wurde festgenommen, aber später freigelassen.
In Essen-Huttrop sind sechs Mitarbeiter eines Krankenhauses von Angehörigen eines verstorbenen Patienten angegriffen und verletzt worden. Eine 23-jährige Mitarbeiterin erlitt dabei schwere Verletzungen und wird weiterhin im Krankenhaus behandelt, ist jedoch nicht in Lebensgefahr. Die Polizei hat einen 41 Jahre alten Tatverdächtigen festgenommen, der jedoch noch am selben Abend freigelassen wurde.
Der Vorfall ereignete sich, als das Reanimationsteam des Elisabeth-Krankenhauses versuchte, den schwer kranken Patienten zu reanimieren. Trotz aller Bemühungen starb der Patient. Gleichzeitig griffen die Angehörigen das medizinische Personal an und beschädigten Teile des Krankenhausinventars.
Gegen den 41-Jährigen wurde Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung erstattet. Zudem untersucht die Polizei mögliche Verbindungen zur Clankriminalität. Die Behörden suchen auch nach einem weiteren Beteiligten, der flüchtig ist.
Das Elisabeth-Krankenhaus hat als Reaktion auf den Vorfall sofort zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen eingeführt, darunter einen kontrollierten Einlass am Haupteingang. Geschäftsführer Peter Berlin sprach von einer bisher nie dagewesenen Aggressivität gegenüber dem Personal des Hauses. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) verurteilte den Angriff scharf und forderte eine klare Antwort von Staatsanwaltschaft und Gerichten.
Eine Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) zeigt, dass gewalttätige Übergriffe auf Krankenhausmitarbeiter zugenommen haben. Laut einer Erhebung des Deutschen Krankenhausinstituts berichten 73 Prozent der Krankenhäuser von einer Zunahme solcher Vorfälle in den vergangenen fünf Jahren. Besonders betroffen sei das Pflegepersonal.
Als Hauptursache für die Gewalt nannten die Kliniken einen allgemeinen Respektverlust gegenüber dem Krankenhauspersonal. Viele Einrichtungen setzen inzwischen auf Deeskalationstrainings und bauliche Maßnahmen wie Zutrittsbeschränkungen und Videoüberwachung. Einige Krankenhäuser beschäftigen auch Sicherheitsdienste; über 90 Prozent fordern härtere Strafen angesichts der zunehmenden Gewalt.
Die Gewerkschaft der Polizei NRW bestätigte diese Entwicklung: Immer mehr Helfer wie Feuerwehrleute, Polizisten oder Rettungsdienst-Mitarbeiter würden Opfer von Gewalt. Eine Abfrage bei den Landeskriminalämtern zeigt eine etwa 18-prozentige Zunahme von Gewaltdelikten in medizinischen Einrichtungen seit 2019.
Experten gehen zudem von einer erheblichen Dunkelziffer aus, da viele kleinere Übergriffe nicht angezeigt werden. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft betont die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen für das Klinikpersonal angesichts dieser Entwicklung.