Königsallee erfüllt die Klischees
Auf dem Kö-Weihnachtsmarkt fließt Champagner statt Glühwein
05.12.2025 – 17:15 UhrLesedauer: 2 Min.

Neues Konzept in Düsseldorf: Der Weihnachtsmarkt an der Königsallee zeigt sich jetzt luxuriöser als in den vergangenen Jahren.
Wer den Weihnachtsmarkt an der Königsallee von der Eisbahnseite betritt, dem sticht sofort eine überdimensionale Designerhandtasche ins Auge. Wenige Schritte weiter zieht ein 839 PS starker Luxuswagen im Wert von fast 150.000 Euro die Blicke auf sich. Auf jedem anderen Weihnachtsmarkt wäre Werbung für Handtasche und Auto vermutlich fehl am Platz, doch an Düsseldorfs bekanntester Straße gehört das offenbar dazu – genauso wie der Champagner-Stand nur ein paar Meter weiter. Hier warten die bis zu 229 Euro teuren Flaschen in den bereitgestellten Kübeln darauf, dass endlich ihre Korken knallen.
Dass der Weihnachtsmarkt mit der Designerhandtasche, dem Luxuswagen und dem Champagner-Stand die Klischees der Luxusmeile erfüllt, ist kein Zufall. Auch nicht, dass am Nikolaussamstag ein Hugo-Boss-Weihnachtsmann durchs „Winter Village“ läuft. Die Interessengemeinschaft Kö war nämlich mit den Weihnachtsmärkten der Vorjahre nicht mehr zufrieden und nahm das Konzept selbst in die Hand.
Jetzt trägt der Weihnachtsmarkt erstmals den Namen „The Winter Village“ und hat nicht nur neue weiße Buden: Bratwurst, Handwerkszeug und Selbstgestricktes spielen keine Rolle mehr, stattdessen sollte es in diesem Jahr etwas feiner zugehen – und dafür war man auch bereit, der Marke der Handtasche sowie dem Autohersteller – prominent platziert – eine Werbeplattform zu bieten.
Andrea Greuner, die Geschäftsführerin der Interessengemeinschaft Kö, bezeichnet das neue Konzept als „Kö-gerecht“, und selbstverständlich sollte auch ein wenig das Königsallee-Klischee spürbar sein. Sie sagt, man wolle die Hemmschwelle, dass sich viele Menschen nicht in die noblen Geschäfte trauten, abbauen. „Vielleicht ist das jetzt die Kö mit einem Gefühl von Weihnachtsstimmung zum Anfassen.“
Das Publikum des Weihnachtsmarkts habe eine gute Durchmischung und bestehe nicht zwangsläufig nur aus den typischen Kö-Besuchern, berichtet Greuner. Mittwochs findet immer eine After-Work-Party statt, es gibt temporäre Showrooms und Erlebnisflächen. Beim gastronomischen Angebot wird nicht nur auf regionale Spezialitäten, sondern auch auf eine moderne Winterküche gesetzt, etwa mit Speisen aus Peru.
Und wie läuft das Geschäft mit dem Champagner? Greuner sagt: „Die Leute genießen es, auf einem Weihnachtsmarkt auch mal ein Glas Schampus trinken zu können – einen Glühwein bekommen sie überall. Daher wird der Stand gut angenommen.“
Im nächsten Jahr soll das „Winter Village“ nicht mehr aus nur 19 Ständen bestehen, sondern bis zum Lichterdom verlängert werden. Der Weihnachtsmarkt würde damit seine Größe etwa verdoppeln. Es gibt laut Greuner auch bereits Anfragen von neuen Händlern, die jetzigen kündigten schon an, sich dann vergrößern zu wollen. Die Geschäftsführerin hofft außerdem, dass sich noch mehr große Marken von der Königsallee auf dem Weihnachtsmarkt präsentieren – damit es nicht bei der Designerhandtasche und beim Luxuswagen am Eingang bleibt.











