Selbst wenn der weltweite CO2-Ausstoß auf ein Niveau sinke, das im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen stehe, sei die Gefahr eines Amoc-Zusammenbruchs laut der Studie auf 25 Prozent zu beziffern, bei hohen Emissionen sogar auf 70 Prozent. „Das ist erschreckend“, erklärte Rahmstorf t-online. Schon eine Eintrittswahrscheinlichkeit von einem Prozent sei aus seiner Sicht zu hoch: „Niemand würde ein Flugzeug besteigen, wenn die Absturzgefahr ein Prozent wäre.“
In den Computersimulationen wird der Amoc-Zusammenbruch durch einen Kipppunkt ausgelöst: Zunächst werden die Meere des Nordens im Zuge der Klimakrise immer wärmer. Das Wasser an der Oberfläche wird dadurch leichter und kann weniger gut absinken. Das schwächt das gesamte Strömungssystem. Immer weniger warmes, salzhaltiges Wasser aus dem Süden gelangt in der Folge in den Norden.
Weniger Salz macht das Wasser allerdings noch leichter, und damit entsteht den Forschern zufolge eine sich selbst verstärkende Rückkopplung. Viel Zeit bleibt nicht mehr, um das zu verhindern. Rahmstorf erklärt: „In unseren Simulationen tritt der Kipppunkt in wichtigen Meeresgebieten des Nordatlantiks typischerweise in den nächsten Jahrzehnten ein.“
50 bis 100 Jahre nach Überschreiten des Kipppunkts, also nach dem Jahr 2100, kämen die Amoc-Strömungen vollständig zum Erliegen. Die Wärmemenge, die der Ozean im äußersten Norden des Atlantiks abgibt, sinkt laut Studie dann auf weniger als 20 Prozent des heutigen Werts, in einigen Modellen fast auf null.
Der Prozess ist offenbar bereits längst im Gange. „Es gibt eine ganze Reihe von Indikatoren und Studien, die zeigen, dass die Amoc sich bereits abschwächt“, schreibt Rahmstorf t-online auf Anfrage. Er warnt: „Wir reden hier über ein Risiko, das wir auf keinen Fall eingehen sollten.“ Die Strömungsänderungen im Atlantik würden zu den dramatischsten Klimaveränderungen der jüngeren Erdgeschichte gehören.











