Der Alte Botanische Garten scheint sich zu wandeln. Wo früher gedealt wurde, wird jetzt Sport getrieben. Ein neues Angebot wird eingeweiht, sogar Uli Hoeneß ist dabei.
Elf Frauen und ein Mann sitzen an diesem Morgen unter Schatten spendenden Bäumen im Kreis – im Schneidersitz auf Yogamatten und mit geschlossenen Augen, offenbar in größter Konzentration oder Meditation. Derlei Freiluftsport sieht man immer wieder in München, etwa im Englischen Garten, an der Isar und fast überall, wo es etwas Ruhe und Grün gibt. Aber doch nicht hier – so hätte man zumindest bis vor Kurzem gedacht.
Denn die Yoga-Frühsportler, die nun ihre Arme zum Sonnengruß emporstrecken, haben ihre Matten im Alten Botanischen Garten ausgebreitet – ein Ort, der bis vor einem Jahr noch als Münchens gefährlichster Brennpunkt galt. Denn in dem vier Hektar kleinen Park am Lenbachplatz nahe dem Hauptbahnhof wurde gedealt, getrunken und geprügelt. Von „Verwahrlosungstendenzen“ sprach Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).
Heute sagt der Rathauschef: „Mittlerweile muss man von einem Neuen Botanischen Garten sprechen. Denn wer diesen Ort vor einem Jahr erlebt hat, der weiß, dass das nur noch wenig mit der Situation von heute zu tun hat.“ Dieter Reiter – er steht nur einen Steinwurf von der Yoga-Gruppe entfernt – ist heute in den Alten Botanischen Garten gekommen, um einen Fußballplatz aus Kunstrasen einzuweihen. An seiner Seite ist nicht nur Münchens Polizeichef Thomas Hampel, sondern auch Uli Hoeneß, Ehrenpräsident des FC Bayern, der sich am Bau des neuen Sportangebots beteiligt hat.
Hoeneß sagt: „Wenn man ehrlich ist, war der Alte Botanische Garten ein Schandfleck für die Stadt.“ Umso bemerkenswerter sei es, wie sich der Park binnen kürzester Zeit gewandelt habe. Der „Gamechanger“, so formuliert es Polizeipräsident Hampel, sei ein Tag im April 2024 gewesen, als Vertreter von Polizei und Rathaus einen Krisenrundgang durch den Park unternahmen. „Da wurde direkt neben uns gedealt, sodass die Kollegen eingreifen mussten“, erinnert sich Hampel.
Eine ähnliche Erfahrung machte auch Reiter, als er den Alten Botanischen Garten im November mit Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) besuchte. „Da mussten zehn Polizisten vorauslaufen und noch mal fünf hinterher“, erzählt der Oberbürgermeister. „Kein Wunder, dass der normale Münchner keinen Fuß hier reinsetzen wollte.“
Um das zu ändern, wurde eine „Taskforce Alter Botanischer Garten“ gegründet. Im Fokus hätten dabei „die vier B“ gestanden, sagt Thomas Hampel. Also Bebauung, Beleuchtung, Bewuchs und Belebung. So wurden in der Folge die Gehölze im Park zurückgeschnitten, mehr und bessere Lampen installiert, die Reinigungszyklen erhöht, eine Videoüberwachung angebracht, die Präsenz von Polizei und Kommunalem Außendienst verstärkt sowie neue Angebote wie ein „Kulturbiergarten“ am Neptunbrunnen etabliert.
Gleichzeitig erließ die Stadt für den Park ein Waffen- und Messerverbot und untersagte auch den Konsum von Alkohol und Cannabis. Letzteres sei eine „wichtige Entscheidung“ gewesen, lobt der Polizeipräsident. Schließlich hätten seine Kollegen bei Kontrollen regelmäßig Personen angetroffen, die exakt 24,9 Gramm Marihuana dabei hatten – also gerade noch unterhalb jener Menge, die man seit der Gesetzesänderung legal mit sich führen darf.