Mit dem VfB Stuttgart erlebte Alexander Nübel eine Fabelsaison. Als Belohnung fährt er nun zur EM. Doch seine Karriere verlief alles andere als geradlinig.
Alexander Nübel strahlt eine große Gelassenheit aus. Der 27-Jährige ist froh, sich im Kreis der Nationalmannschaft zu befinden. Eigentlich wollte er nach Tansania in den Urlaub fliegen. Doch der DFB kam ihm zuvor.
Heim-EM in Deutschland – Alexander Nübel ist dabei. Im Rahmen des Trainingslagers in Herzogenaurach spricht er mit t-online über letzte Restzweifel an seiner Nominierung, schwierige Momente in Monaco und warum er immer wieder zum FC Bayern wechseln würde.
t-online: Herr Nübel, Sie galten als eine der größten Überraschungen im DFB-Kader. Haben Sie sich mittlerweile gut eingelebt im Team?
Alexander Nübel: Für mich ist das nach wie vor sehr aufregend. Die besten Spieler eines Landes kennenzulernen, mit ihnen gemeinsam zu trainieren, das alles bereitet mir große Freude. Ich bin sehr dankbar für die Chance, die ich bekommen habe. Nicht viele Spieler können eine Heim-EM erleben, das ist eine besondere Ehre, ein Privileg.
Julian Nagelsmann hat bereits bei der Kadernominierung Ende Mai verkündet, vier statt drei Torhüter mitnehmen zu wollen – ihr Kaderplatz ist also sicher. Wann haben Sie davon erfahren?
Tatsächlich auch erst bei der öffentlichen Nominierung, ich wusste nichts von Julians Plan mit den vier Torhütern. Der Torwarttrainer hat mich am Dienstag davor angerufen und mir mitgeteilt, dass ich dabei bin. Ich habe dann auch nicht mehr explizit nachgefragt. Nach der Pressekonferenz war mir dann klar, dass ich wohl länger dabei sein werde.
Nach dem Ukraine-Spiel teilte Julian Nagelsmann mit, dass es kein Spieler verdient habe, aus dem 27-Mann-Kader gestrichen zu werden. Machen Sie sich etwas Sorgen, dass es Sie vielleicht doch erwischen könnte?
Es kann sein, dass das doch noch passiert. Um ehrlich zu sein, weiß ich es einfach nicht. Klar ist, dass auf Feldspielerpositionen während eines Turniers eben mehr gewechselt wird als hinten im Tor. Vielleicht sagt sich Julian jetzt kurz vor dem Start, dass ihm doch drei Keeper reichen, weil er auf dem Feld eine größere Flexibilität haben will. Ich werde bis zur letzten Sekunde alles geben, mehr kann ich nicht machen.
Einer, der mit Ihnen das Schicksal des Bankdrückers teilt, ist Marc-André ter Stegen, der sich auch in diesem Jahr hinten anstellen muss.
Marc hat sich ja schon geäußert, für ihn ist es einfach sehr, sehr bitter. Er spielt Jahr für Jahr unfassbare Saisons. In Deutschland ist es aber seit Jahrzehnten so, dass wir auf der Torhüterposition sehr gut aufgestellt sind. Vor der WM 2006 hat sich der Bundestrainer für einen Wechsel entschieden (von Oliver Kahn zu Jens Lehmann, Anm. d. Red.), jetzt hat Manu abermals das Vertrauen bekommen. Ich bin mir sicher, dass Marc Manu gut unterstützen wird. Auch er weiß, dass der Erfolg über allem steht.
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Sie sind auch deshalb bei der Nationalmannschaft dabei, weil Sie mit dem VfB eine herausragende Saison gespielt haben, die mit der Vize-Meisterschaft endete. Wann haben sie ernsthaft daran geglaubt, dass es in der Champions League enden könnte?
In der Hinrunde haben wir alle gedacht: „Es läuft mega, wir müssen den Flow mitnehmen.“ Als wir dann das zweite Rückrundenspiel zu Hause gegen Leipzig mit 5:2 deutlich für uns entscheiden konnten, wurde mir klar, dass wir Großes erreichen können. Da wussten wir, dass wir jeden schlagen können. Generell sind wir im heimischen Stadion sehr stak aufgetreten. Wir haben in jedem Heimspiel ein Tor erzielt und nur ein einziges Spiel, gegen Hoffenheim, verloren – und das auch noch unverdient.