In Abgrenzung zu allen anderen Parteien aber ließ Wagenknecht schon damals eine große Hintertür offen: Man werde zwar nicht mit der AfD zusammenarbeiten, aber wenn sie inhaltlich gute Anträge einbrächten, werde das BSW für diese Anträge die Hand heben und mitstimmen. Sie verurteilte, dass „Altparteien“ AfD-Anträge generell ablehnen.
Diese Linie betont sie auch am Donnerstag: „Ausgrenzung und Redeverbote sind undemokratisch und eine Ohrfeige für diese Wähler, die sie nur noch mehr an die AfD binden“, kritisiert Wagenknecht. „Die Brandmauer-Politik hat die AfD immer stärker gemacht und sollte nicht fortgesetzt werden.“
An der Basis rumort es damals wie heute heftig. Die Abgrenzung hin zur AfD ist vielen Mitgliedern zu halbherzig, zu wenig. Viele BSWler haben eine Vergangenheit in der Linken, sind überzeugte Antifaschisten und verurteilen die Meinung ihrer Parteivorsitzenden. In dem Pingpong zwischen Wagenknecht und Chrupalla sehen Teile der Basis nun eine neue Qualität der Zusammenarbeit.
In der AfD im Osten fallen die Reaktionen auf den Flirt ihres Chefs mit dem BSW sehr unterschiedlich aus. Am positivsten äußert sich Thüringens Co-Landeschef Stefan Möller. Thüringen aber ist auch Pionier: Hier hat die AfD bei der Landtagswahl so stark abgeschnitten, dass sie eine Sperrminorität innehat und bestimmte Vorgänge blockieren kann.
Das war der offizielle Auslöser für ein Gespräch zwischen Björn Höcke und dem Vorsitzenden der BSW-Landtagsfraktion, Frank Augsten, am Mittwoch. Zwei Stunden sprachen die beiden, es soll dabei um eine Blockade bei der Besetzung wichtiger Justizgremien, aber auch die Landespolitik allgemein gegangen sein.
Das Gespräch mit Augsten habe „bisher eher Ausnahmecharakter“, sagt Möller t-online. Aber man laufe sich ja ständig im Landtag oder bei Abendveranstaltungen über Weg. „Da kommt man mit einigen vom BSW gut ins Gespräch.“ Und diese Gespräche haben für Möller offensichtlich eine politische Strategie: „Das ist ein erstes gegenseitiges Einordnen, man lernt sich kennen.“
Möller allerdings ist skeptisch, ob das BSW wirklich über seinen eigenen linken Schatten hin zur AfD, speziell zur Thüringer AfD, springen wird. Es gebe einen „reformorientierten Teil im BSW“ und einen, „dem es vor allem um das Fernhalten der AfD von der Macht geht“, sagt er, „das Wagenknecht- und das Wolf-Lager.“ Wolfs Leute würden sich „nie“ mit der AfD an einen Tisch setzen. Für eine Koalition käme es unter anderem darauf an, welche der Strömungen sich durchsetze.