Großspenden vermeldet die AfD sehr selten. Jetzt sind 1,5 Millionen Euro eingegangen von einem Arzt und Unternehmer, der in der Coronazeit bundesweit bekannt wurde.
Geldsegen für die AfD: Die Partei hat eine Spende über 1,5 Millionen Euro von dem Lübecker Unternehmer Winfried Stöcker erhalten – zwei Tage vor seinem 78. Geburtstag machte er der Partei das Geschenk. Stöcker ist immer wieder mal in den Schlagzeilen durch provokante Äußerungen. Während der Coronazeit erlangte er deutschlandweite Bekanntheit, weil er einen Impfstoff entwickelte, der dann ohne Zulassung Menschen gespritzt wurde.
Die Spende ging am Dienstag ein und wurde am Dienstag auch bereits von der Partei an die Bundestagsverwaltung gemeldet. Auf der Seite des Bundestags werden alle Spenden jenseits einer Grenze von 35.000 Euro umgehend veröffentlicht. Um dort eine Spende der AfD zu finden, musste man bislang bis zum Januar 2023 zurückgehen.
Damals hatte der Bauingenieur Hartmut Issmer aus dem hessischen Erlensee der AfD 265.000 Euro zukommen lassen. Issmer zählt den Thüringer AfD-Vorsitzenden Björn Höcke zu seinen Bekannten und hat in seinem Weimarer Haus schon eine Versammlung mit Höcke abgehalten. Seine Spende wird von der von Winfried Stöcker deutlich übertroffen und ist die höchste Einzelspende, die die AfD bisher erhalten hat. Die höchste Einzelspende überhaupt hat im vergangenen Jahr das Bündnis Sahra Wagenknecht erhalten.
Der Mediziner Stöcker hat 1987 das Unternehmen Euroimmun für Labordiagnostika gegründet und in den Folgejahren ausgebaut. 2017 stimmte er als Mehrheitsaktionär und Vorstandsvorsitzender einem Verkauf zu, als ein US-Diagnostika-Unternehmen bis 100 Prozent der Aktien für bis zu 1,3 Milliarden Dollar bot. Stöcker ist auch Eigentümer des Flughafens Lübeck-Blankensee und lebt im Herzogtum Lauenburg.
In den Räumlichkeiten des Flughafens soll er im November 2021 eine illegale Impfaktion gegen Covid-19 organisiert haben und wurde deshalb im Juni 2024 zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu je 5.000 Euro verurteilt. Insgesamt wurde bei dem Termin mindestens 50 Personen ein Impfstoff als Alternative zu mRNA-Impfstoffen verabreicht. Bereits im März 2020 zu Beginn der Coronazeit hatte er verkündet, den allerersten Impfstoff weltweit entwickelt zu haben und ihn medienwirksam an sich selbst getestet.
Weitere Impfwillige bekamen keine Injektion mit dem Vakzin mehr, weil die Polizei die Impfaktion am Flughafen abbrach. Die Verurteilung ist nicht rechtskräftig, Stöckers Anwalt, der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki, hat Berufung eingelegt.
Getestet hatte Stöcker den Impfstoff an Freiwilligen, einschließlich eigener Familienmitglieder und Mitarbeiter. Alle gaben an, über die Risiken entsprechend aufgeklärt worden zu sein. Von der AfD hatte er während seines Engagements und nach dem Urteil Zuspruch erhalten. Der Bundestagsabgeordnete Thomas Dietz, Mitglied im Gesundheitsausschuss, hatte es „skandalös“ genannt, dass Stöcker derart kriminalisiert werde.
Dietz sagte, der Fall zeige Verflechtungen zwischen der Pharmaindustrie und der deutschen Regierung. Stöcker, der den Impfstoff nach seiner Darstellung ohne Gewinnabsicht abgeben wollte, gefiel das. Er führte auch die AfD-Vorsitzende Alice Weidel ohne Abstimmung mit dem Unternehmen durch den Euroimmun-Standort in seinem Geburtsort in der Nähe von Görlitz. Von der AfD Schleswig-Holstein ließ er sich dann im September 2024 als Redner zu einem Vortrag „DDR 2.0: Rot und Grün führen uns in die Katastrophe!“ einladen.
Von Stöcker gibt es noch keine Stellungnahme zur Spende. Er selbst betreibt einen Blog. Auf diesem hatte er etwa 2017 eine Weihnachtsansprache an die Euroimmun-Belegschaft veröffentlicht, in der er aufforderte: „Zeugt viele Kinder, dass wir dem mutwillig herbeigeführten, sinnlosen Ansturm unberechtigter Asylanten etwas entgegensetzen können.“ Ende 2014 war er mit rassistischen Aussagen in einem Interview mit der „Sächsischen Zeitung“ schon einmal aufgefallen.
Er ruderte danach teilweise zurück und erklärte, kein Rassist zu sein. Öffentliche Reaktionen waren jedoch harsch. So ging etwa die Universität Lübeck öffentlich auf Distanz zu Stöcker, der dort Honorarprofessor ist. Er stellte deshalb seine jährlichen Zahlungen von einer Million Euro an die Hochschule ein.
Jetzt hat er einen anderen Abnehmer für einen derartigen Betrag gefunden.