
„Ganz einfach unnütz“
Patientenbeauftragter will bestimmte Arztleistungen stoppen
29.12.2025 – 10:10 UhrLesedauer: 2 Min.
Patienten zahlen oft für Untersuchungen, die sie gar nicht brauchen. Ein Regierungsvertreter spricht von einem Systemfehler und fordert das Ende der IGeL-Angebote.
Ob Ultraschall, Reisemedizin oder Augeninnendruckmessung: In den Arztpraxen werden Patienten viele zusätzliche Untersuchungen angeboten, die sie selbst zahlen müssen. Doch nicht jede dieser sogenannten IGeL-Leistungen bringt auch wirklich etwas. Das will der Patientenbeauftragte nun ändern.
Stefan Schwartze, Patientenbeauftragter der Bundesregierung, kritisiert den IGeL-Markt scharf. Viele dieser Angebote seien „nicht evidenzbasiert, also aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht nicht notwendig“, sagte er dem Nachrichtenportal „web.de News“. „Viele dieser Leistungen sind ganz einfach unnütz“, so der SPD-Politiker.
Laut Schwartze führt das dazu, dass manche Ärzte ihre Patienten eher wie Kunden behandeln. Das eigentliche Problem: Der Markt wächst weiter, obwohl Fachgesellschaften viele dieser Leistungen kritisch sehen oder sogar für schädlich halten.
Besonders problematisch findet Schwartze die Praxis, dass manche Ärzte Termine nur noch vergeben, wenn vorher eine IGeL-Leistung gebucht wird. Versicherte berichten immer wieder von solchen Erfahrungen. „Das darf nicht sein“, betont der Politiker.
Schon im Frühjahr hatte er gefordert, Leistungen, die medizinisch als schädlich gelten, komplett aus den Praxen zu verbannen. Auch Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen sprach sich damals klar gegen fragwürdige Angebote aus und warnte vor einem Vertrauensverlust in die gesamte Ärzteschaft.
Ein besonders kritisches Beispiel sind Ultraschalluntersuchungen zur Krebsfrüherkennung bei Frauen. Dabei wird die Gebärmutter oder die Eierstöcke per Ultraschall untersucht – auf eigene Kosten. Fachleute kritisieren, dass solche Untersuchungen nicht vor Krebs schützen, aber unnötig Angst machen können. Sie gehören deshalb nicht zur regulären Vorsorge.
Verbraucherschützer schlagen deshalb schon länger Alarm: Patienten könnten die Qualität, den Nutzen und den Preis der Angebote kaum vergleichen, da die Auswahl an IGeL-Leistungen groß und oft intransparent sei.
Neben den Selbstzahlerleistungen kritisiert Schwartze auch den digitalen Zugang zu Arztpraxen. Immer öfter hängt die Terminvergabe davon ab, ob man privat oder gesetzlich versichert ist. Das sei nicht akzeptabel. Der Zugang zur Praxis müsse für alle gleich und auch ohne Internet möglich bleiben.










