
Wir brauchen einen flexibleren Kündigungsschutz.
Katherina Reiche
Was konkret schwebt Ihnen an zusätzlichen Maßnahmen für mehr Wachstum vor?
Ein Kernpunkt ist: Wir müssen in Deutschland insgesamt mehr arbeiten. Zum Vergleich: Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden im Jahr liegt in Deutschland 25 Prozent unter dem Niveau in den USA. Mit Blick auf die anstehenden Rentenreformen heißt das auch, dass wir über die Lebensarbeitszeit sprechen müssen, faktisch also auch über ein höheres Renteneintrittsalter. Wer das nicht will, muss zumindest bereit sein, Anreize zu setzen, um die Zahl der geleisteten Wochenarbeitsstunden zu steigern.
Wie wollen Sie das anstellen?
Zum Beispiel, indem die Menschen in Deutschland weniger in Teilzeit und mehr in Vollzeit arbeiten. Um das zu erreichen, gibt es viele Möglichkeiten, zum Beispiel steuerliche Anreize oder den Ausbau von Betreuungsangeboten für Kinder.
Was würden Sie außerdem gern auf die Extra-Reform-Agenda setzen?
Wir brauchen zum Beispiel einen flexibleren Kündigungsschutz, der die Schwachen schützt, es den Unternehmen aber vor allem im Hochlohnbereich ermöglicht, schneller Personal abzubauen, wenn sie müssen. Das hilft Unternehmen, sich zügiger an neue Marktsituationen anzupassen und zu restrukturieren.
Glauben Sie, Arbeitsministerin Bärbel Bas lässt beim Kündigungsschutz mit sich reden?
Ja, das denke ich schon. Es geht ja nicht darum, den Kündigungsschutz abzuschaffen, sondern ihn zu differenzieren. In anderen Ländern, wie Dänemark, ist das auch üblich. Das dänische Modell wurde übrigens von den dortigen Gewerkschaften entwickelt. Jene mit geringem Einkommen brauchen größeren Schutz, weil es in diesem Bereich oft schwieriger ist, wieder einen Job zu finden. Außerdem fehlen dort finanzielle Puffer, wenn es zu einer Durststrecke kommen sollte. Ganz anders aber sieht es etwa bei einem Investmentbanker aus, der pro Jahr 300.000 Euro oder mehr verdient. Hochbezahlte Führungskräfte, die gut qualifiziert, flexibel und auch mobil genug sind, etwas anderes zu finden, brauchen deutlich weniger Schutz. Ich plädiere deshalb dafür, Flexibilität bei jenen zu schaffen, denen wir das auch zumuten können.











