
Wie erleben Sie die gesellschaftliche Stimmung derzeit?
Ich finde, wir reden uns oft zu schlecht. Da wird dann betont, dass das Wirtschaftswachstum nur bei 0,2 Prozent liegt – aber es wächst! Wir sind so geprägt vom „Mehr, mehr, mehr“-Denken, dass wir verlernen, einfach mal zufrieden zu sein. Ich finde, wir müssten uns viel öfter fragen: Was brauche ich wirklich? Was macht mich wirklich glücklich?
Und was ist Ihre Antwort darauf?
Da gibt es wohl keine allgemeingültige Antwort. Nicht zu rennen, nicht zu hetzen, nicht ständig zu optimieren. Auch mal stehen bleiben, umschauen, wahrnehmen. Und ich glaube, je mehr wir uns vom Digitalen entkoppeln – von Social Media, von Klickzahlen –, desto besser geht es uns. Das wahre Leben findet nicht auf Instagram statt.
Oft weg von zu Hause, lange Drehtage, Stress am Set: Haben Sie schon mal ans Aufhören gedacht?
Klar denkt man manchmal darüber nach.
Bei mir hängt das nicht am Alter, sondern am Niveau der Projekte. Ich lehne mittlerweile viel mehr ab als früher – einfach, weil ich den Anspruch an mich und meine Arbeit hochhalten will. Wenn mich etwas reizt, wenn die Geschichte gut ist, bin ich dabei. Wenn nicht, dann eben nicht. Und wenn irgendwann der Moment kommt, an dem ich merke, dass mir der Job keinen Spaß mehr macht – dann höre ich auf. Aber solange das nicht so ist, bleibe ich dabei.
In Ihrem neuen „Tatort“ wird ein Staat skizziert, der schier hilflos einer skrupellosen Mafia gegenübersteht. Wie haben Sie das beim Dreh empfunden?
Das ist genau das Spannende an diesem Fall: Die Bösen dürfen alles, der Staat dagegen muss sich an Regeln halten – und genau das nutzen Kriminelle gezielt aus. Sie kennen die Grenzen und wissen ganz genau, wie weit sie gehen können. Diese strukturelle Asymmetrie finde ich sehr gut beobachtet.
Es gibt gute Gründe dafür, wieso staatliche Behörden Regeln befolgen müssen.
Der Rechtsstaat ist ein hohes Gut, natürlich. Aber er steht sich manchmal auch selbst im Weg – durch Datenschutz, durch Fristen, durch Vorschriften. Das muss man immer wieder nachjustieren, auch politisch.











