
Auch der Name Sportback täuscht: Mit der schrägen Silhouette der europäischen Modelle hat der E5 wenig gemein. Viel eher erinnert er an einen dynamischen Kombi, der aus manchem Blickwinkel auch als Shooting Brake durchgehen könnte. Der Kofferraum fällt mit 347 Litern für ein 4,88-Meter-Auto zwar bescheiden aus, und der Frunk reicht nur fürs Ladekabel, das Warndreieck und den Verbandskasten. Doch dafür trägt der E5 seine Form mit einer Freiheit, die Tradition hinter sich lässt – etwas, das in China moderner wirkt als klassische Premiumschwere, die dort schnell mit Bürokratie assoziiert wird. Die Front ist glatt und klar, durchzogen von fein inszeniertem LED-Licht und einer raffinierten Luftführung. Die Seitenlinie bleibt schlank und unaufgeregt, und das Heck zählt zu den mutigeren Designs der letzten Jahre.
Innen zeigt der E5 am deutlichsten, wie weit sich der Ansatz von Ingolstadt entfernt. Während selbst moderne Audi-Modelle aus Europa oft den nüchternen Charakter einer Flughafenlounge haben, überrascht der erste Audi ohne Ringe mit einer warmen, modernen und überraschend verspielten Gestaltung. Bambus an den Türen, schlanke Sitze, ein Bildschirm über die ganze Breite und ein Trackpad, dessen Avatar auf Fingerzeig kleine Animationen abfeuert – vom Feuerwerk bis zur Herzchenwolke. Dazu kommen Luxusdetails, die man sonst in deutlich höheren Segmenten findet: elektrisch öffnende Türen wie im 7er BMW oder Radkappen, die wie bei Rolls-Royce stets geradestehen. Einzig die Kameraspiegel erinnern an frühe e-tron-Lösungen – technisch interessant, aber nicht zwingend besser.
Auch technisch setzt sich der E5 von den aktuellen PPE-Modellen ab. Mit bis zu 787 PS sprintet er in 3,4 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht trotz der in China geltenden Tempobeschränkungen eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h. Die 800-Volt-Batterien mit 76 oder 100 kWh ermöglichen im lokalen Zyklus bis zu 773 Kilometer Reichweite. Und beim Laden setzt der E5 ein deutliches Zeichen: Statt 270 kW wie bei den europäischen Modellen verkraftet er bis zu 400 kW. Die Assistenzsysteme dürfen in China weit mehr als in Europa und steuern den Wagen selbstständig durch dichten Stadtverkehr, vollziehen Spurwechsel, fahren durch fließenden Gegenverkehr ab, drehen U-Turns und parken ohne Fahrer ein – Hände am Lenkrad sind mehr Formsache als Notwendigkeit.








