
Das ARD-Doppel aus „Ein guter Tag“ und „Schwarzer Schnee“ ist erzählerisch und visuell ein Ausrufezeichen – und es führt den „Tatort“ in eine neue Liga.
Eine „Tatort“-Kritik von Steven Sowa.
Ein Gangster, der Gedichte zitiert. Eine Ermittlerin, die die Faust sprechen lässt. Ein Nerd, der mit „Denkmusik“ Straftäter aufspürt. Zwischen diesen Extremen changieren „Ein guter Tag“ und „Schwarzer Schnee“. Beide Folgen zeigt das Erste am Sonntag, dem 21. Dezember 2025: um 20.15 Uhr und direkt im Anschluss um 21.45 Uhr.
Die ARD liefert mit diesem „Tatort“-Doppelpack mitreißend inszeniertes, aufrüttelndes Fernsehen. Selten zuvor wurden die Machenschaften der Drogenmafia derart komplex und temporeich in eine 180-minütige Erzählung gebettet. Die nervenaufreibende, in Parallelsträngen erzählte Hetzjagd lässt dem Zuschauer keine Verschnaufpause – und das ist gut so.
Ein Deutscher verschwindet spurlos an der niederländischen Grenze. Bald wird klar: Es geht nicht um einen simplen Vermisstenfall – sondern um einen verdeckten Ermittler und die Brutalität eines international agierenden Drogenkartells. Explosionen, Entführungen, Folter, Drogenmissbrauch: Das Geschehen in den folgenden 180 Minuten des Doppel-„Tatorts“ ist spektakulär und zugleich der Auftakt für ein neues Ermittlerduo bei der Bundespolizei.
Anfangs wirkt die neue Konstellation beinahe wie ein kalkulierter Kontrast: Der kernige Falke (Wotan Wilke Möhring) trifft auf den verkopften Nerd Schmitt (Denis Moschitto). Doch was in einem 90-minütigen „Tatort“ vermutlich misslungen wäre, gelingt auf der erzählerischen Langstrecke: Der belächelte Einzelgänger wird zum ernst zu nehmenden Partner. Schmitt ist mit seinen analytischen Fähigkeiten und skurrilen Marotten eine Bereicherung für den „Tatort“-Kosmos.
Und dann ist da Lynn de Baer (Gaite Jansen). Eine Figur, wie man sie so noch nicht gesehen hat. Traumatisiert, unkonventionell, unbequem – und: unglaublich präsent. Ihre Haltung, ihr Pragmatismus und ihre Emotionalität hinter der harten Fassade machen sie zum emotionalen Zentrum dieser Doppelfolge.
Dabei bleibt der „Tatort“ immer nah an gesellschaftlicher Gegenwart. Die Machenschaften der sogenannten Mocro-Mafia – ein loses, extrem gewaltbereites Netzwerk aus dem marokkanisch-niederländischen Milieu – sind nicht erfunden, sondern bittere Realität. Dass junge Männer Auftragsmorde für 5.000 Euro oder eine Uhr begehen, ist keine überdrehte Fiktion, sondern dokumentiert. Die Filme zeigen diese Parallelwelt – und stellen sie einer Polizei gegenüber, die sich rechtsstaatlich kaum mehr wehren kann.











