
Neue Zinspause im Dezember
Nächste Erhöhung in Sicht? Das erwarten Experten für die Zinsen 2026
19.12.2025 – 07:41 UhrLesedauer: 2 Min.
Die EZB macht weiter Pause bei den Zinsen. Das könnte sich im nächsten Jahr wieder ändern. Diese Aussichten erwarten Experten.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag wenig überraschend erneut eine Zinspause eingelegt. Der Leitzins bleibt zum Jahresende stabil bei zwei Prozent. Doch wie es im neuen Jahr weitergehen wird, darüber sind sich Experten uneinig.
Hinter den Kulissen verschärfen sich jedoch die Diskussionen über den künftigen Inflationsausblick und die damit verbundenen Risiken. An den Finanzmärkten wird bereits über eine mögliche Zinserhöhung 2026 spekuliert, während einige Analysten dies für verfrüht halten.
Im Zentrum der Frage liegen die neuen Konjunkturprognosen der Notenbank. Nach Ansicht des Experten Marco Wagner von der Commerzbank werden die Inflationsprognosen vor allem wegen der Verschiebung des neuen EU-Emissionshandelssystems (ETS 2) um ein Jahr auf 2028 angepasst. Dies dürfte die Inflationserwartung für 2027 auf 1,7 Prozent senken, für 2028 jedoch auf einen Wert leicht über dem Zwei-Prozent-Ziel anheben.
Wagner zufolge liefert dies beiden Lagern im EZB-Rat Argumente: Die sogenannten Tauben als Verfechter einer eher lockeren Geldpolitik könnten auf eine für zwei Jahre unter dem Ziel liegende Inflation verweisen. Demgegenüber dürften die sogenannten Falken als Verfechter einer strikteren Geldpolitik die Abweichung als vorübergehenden Sondereffekt abtun und auf das Erreichen des Ziels auf mittlere Sicht pochen.
Die jüngsten Marktbewegungen wurden durch Äußerungen von EZB-Direktorin Isabel Schnabel ausgelöst, wonach der nächste Schritt eine Zinserhöhung sein könnte. Händler preisen inzwischen eine etwa 30-prozentige Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schritt bis Ende 2026 ein. Felix Schmidt von der Berenberg Bank hält diese Reaktion jedoch für „etwas übertrieben“. Er rechnet erst in der zweiten Hälfte 2027 mit Zinserhöhungen.
KfW-Ökonom Schumacher wies zudem auf erhebliche Risiken für den Ausblick hin. Besonders die Stärke des Euro, ein starker Anstieg chinesischer Importe oder ein Wiederaufflammen des Handelskonflikts mit den USA könnten zu einem späteren Zeitpunkt eine geldpolitische Reaktion notwendig machen.
Die LBBW erwartet keine weitere Erhöhung oder Senkung im ganzen Jahr 2026. Sollte es doch eine Veränderung geben, gehen die Experten dort auch eher von einer Erhöhung aus. Mittelfristig erwarten sie einen Anstieg der Inflationsrate durch die schuldenfinanzierte Ausgabenpolitik der Regierung, was eine Zinserhöhung rechtfertigen könnte.
Man erkennt: Die weitere finanzpolitische Entwicklung ist von erheblichen Unsicherheiten geprägt. Die schwierige geopolitische Lage könnte jederzeit ein erneutes Gegensteuern der EZB erfordern, zudem erwarten die Experten, dass die große Schuldenaufnahme der Bundesregierung irgendwann Folgen haben wird, genauso wie die energiepolitischen Entscheidungen auf EU-Ebene. Auch wenn es 2026 keine Bewegung der EZB geben sollte – es bleibt spannend.










