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Fliegt Saylors Unternehmen jetzt aus dem Welt-Index?
18.12.2025 – 09:33 UhrLesedauer: 4 Min.

Milliarden in Bitcoin, wachsende Schulden und Ärger mit den Indexhütern: Warum das Erfolgsmodell von Michael Saylor für Anleger riskanter ist, als es auf den ersten Blick scheint.
Michael Saylors Bitcoin-Unternehmen Strategy bleibt vorerst Mitglied im Nasdaq-100. Bei der jüngsten Neugewichtung mussten zwar sechs Firmen ihren Platz räumen, Strategy jedoch blieb drin. Die Änderungen treten am 22. Dezember in Kraft. Doch die Erleichterung könnte trügen. Denn ein Rauswurf hätte spürbare Folgen gehabt – für den Aktienkurs und für Millionen Anlegerinnen und Anleger, die über Fonds investiert oder mit Aktien direkt am Unternehmen beteiligt sind.
Und damit nicht genug: Noch gravierender wäre ein möglicher Ausschluss aus dem Weltindex MSCI World. Genau darüber wird derzeit gestritten. Die Frage lautet also nicht mehr, ob Risiken bestehen, sondern, wie lange das Konstrukt noch trägt. Was bleibt von Strategy übrig, wenn die großen Indizes den Daumen senken?
Strategy hieß früher MicroStrategy und wurde 1989 von Michael Saylor gegründet. Ursprünglich entwickelte es Business-Intelligence-Software. Doch 2020 vollzog das Unternehmen einen radikalen Kurswechsel: Statt Software steht seither der massive Kauf von Bitcoin im Zentrum der Strategie. Inzwischen hält Strategy 671.268 Bitcoin im Wert von rund 58 Milliarden Dollar (Stand: Dezember 2025). Allein Ende vergangener Woche kamen weitere 10.645 Bitcoin für rund 980 Millionen Dollar hinzu.
Dieser Wandel hat nicht nur die Bilanz, sondern das Geschäftsmodell grundlegend verändert. Im dritten Quartal meldete Strategy einen Nettogewinn von 2,78 Milliarden Dollar – fast ausschließlich wegen einer neuen Rechnungslegung, die Wertsteigerungen von Bitcoin erlaubt. Das eigentliche Softwaregeschäft brachte lediglich 128,7 Millionen Dollar Umsatz. Reuters zitiert Steve Sosnick von Interactive Brokers mit den Worten: Wenn Strategy eher als Krypto-Holding denn als Softwarefirma gilt, werde das Unternehmen anfällig für einen Indexausschluss.
Tobias Krieg, Aktienexperte bei Lynx Broker, ist skeptisch gegenüber dem neuen Geschäftsmodell des US-Unternehmens: Strategy kaufe Bitcoin und biete Anlegern eine Beteiligung daran. Doch der Nutzen sei fraglich. „Warum sollte man Strategy-Aktien kaufen, wenn man auch direkt Bitcoin oder einen Bitcoin-ETF erwerben kann?“, fragt Krieg in seiner Unternehmensanalyse.
Denn Strategy verursache hohe operative Kosten – deutlich mehr als ein ETF und sogar mehr als ein direkter Bitcoin-Kauf. Gleichzeitig kassiere das Management Millionengehälter, während das Softwaregeschäft stagniere und sich die Kennzahlen verschlechterten, kritisiert Krieg.
Für den Experten ist das eine riskante „Hail-Mary-Strategie“ – also ein Vorgehen, bei dem jemand alles auf eine einzige, sehr riskante Option setzt, weil andere realistische Auswege fehlen oder kaum noch Erfolg versprechen. Vorteilhaft wäre diese laut Krieg nur, wenn Strategy besonders günstig Bitcoin einkaufen würde oder Anleger über die Aktie mehr Bitcoin erhalten würden. Doch genau das sei nicht der Fall: Laut Krieg lag der durchschnittliche Bitcoin-Kaufpreis von Strategy jedes Jahr über dem Marktdurchschnitt – teils um bis zu 44 Prozent.










