
Detroit in Schwaben?
Allein 2025: Stuttgart meldet 785 Millionen Euro Minus
Aktualisiert am 17.12.2025 – 16:37 UhrLesedauer: 3 Min.
Stuttgart lebte lange von und mit dem Auto. Nun brechen die Steuereinnahmen weg. Medien sprechen von „Detroit Vibes“. Und das vor den Landtagswahlen 2026.
Die Delegation war hochrangig besetzt: Der Grünen-Politiker Reinhard Bütikofer gehörte der Arbeitsgruppe ebenso an wie der renommierte Autor Fred W. Breinersdorfer. Im Auftrag des baden-württembergischen Landtags reiste die Delegation in die USA und nach Fernost, um sich über den industriellen Umbau zu informieren. Das war vor rund drei Jahrzehnten.
„Wir müssen fast überall sparen“, sagte Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU). Statt erwarteter 1,2 Milliarden Euro wird die Stadt im Jahr 2025 nur 750 Millionen Euro einnehmen.
Auch die weiteren Prognosen klingen nicht gut. Für die Jahre 2026 bis 2030 dürfte das jährliche Haushaltsdefizit mehrere Hundert Millionen Euro betragen. Folge: Die Stadt muss bis 2030 insgesamt 2,4 Milliarden Euro Schulden machen, um die notwendigen Investitionen finanzieren zu können. „Wir wollen und können keine abrupte Vollbremsung vornehmen, sondern lediglich eine kontrollierte, allerdings für alle spürbare Bremsung“, so CDU-Mann Nopper.
Doch ist die Lage dramatisch. „Isch over“, titelte die „Süddeutsche Zeitung“ über eine Reportage aus der Stadt und spricht über „Detroit Vibes“.
Zur Erinnerung: Die Stadt im US-Bundesstaat Illinois war einst das Zentrum der Autowelt mit Größen wie Ford und der Opel-Motor General Motors.
Geblieben ist bis auf den Sound der Stadt davon wenig. Längst gilt Detroit in Lehrbüchern für Geografie und Stadtplanung als Beispiel für „Shrinking Cities“: So nennen Fachleute schrumpfende Städte mit schwächelnder Industrie und sinkender Bevölkerungszahl.
In Baden-Württemberg wussten sie nicht nur in den politischen Anfangsjahren von Reinhard Bütikofer, dass der Umbau kommt. Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann machte sich vor drei Jahren auf in die USA. Pittsburgh sei interessanter als Kalifornien, befand schon damals der baden-württembergische Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne).
Die linksalternative Berliner Zeitung „taz“ notierte aus dem Begleittross: „Pittsburgh, Pennsylvania, ist in diesem Kontext eine spannende Stadt. In Gebäuden der niedergegangenen Stahl- und Kohleindustrie arbeiten heute die Start-ups der Zukunftsbranchen: Künstliche Intelligenz, Robotik, autonome Autos. Teile des Gelds der frühen Industriemilliardäre sind in Top-Unis geflossen, in denen Forschung und Umsetzung am Markt Hand in Hand gehen.“ Sie wussten also schon, was in Stuttgart kommt.











