
Die Reform der Riester-Rente hätte ein großer Wurf werden können. Doch das Kernproblem bleibt: Die Finanzbranche darf Sparer weiter in teure Verträge locken.
Eines muss man der Bundesregierung lassen: Nach Jahren des Stillstands bekommen Deutschlands Bürger ab 2027 endlich wieder die Chance auf eine private Altersvorsorge, die ihren Namen verdient hat.
Es ist ein Fortschritt, dass Aktien nicht mehr als Teufelszeug gelten. Eine Altersvorsorge ohne starre Beitragsgarantie, mit höherer Aktienquote, flexibler Auszahlung, verständlicher und besserer Förderung – das alles hätte man sich schon vor 20 Jahren gewünscht. Auch die Möglichkeit, auf eine lebenslange Verrentung zu verzichten und stattdessen einen Auszahlplan zu wählen, ist überfällig. Riester-Sparer wurden viel zu lange in teure Versicherungslogiken gezwungen, die hauptsächlich eines sicherten: die Margen der Anbieter.
Wer in Zukunft auf das Altersvorsorgedepot setzt, kann das umgehen und sein Geld staatlich gefördert in Produkte mit hohem Aktienanteil und niedrigen Kosten anlegen. Auf Dauer kann sich so nennenswert Vermögen aufbauen. Doch die Betonung liegt auf „kann“.
Denn statt tatsächlich Schluss zu machen mit den überteuerten Riester-Verträgen, die miserable Renditen abwerfen, lässt der Gesetzentwurf von Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) Sparern weiterhin die Option, ihr Geld vermeintlich sicher anzulegen. Neben dem sinnvollen Altersvorsorgedepot wird es weiter sogenannte Garantieprodukte geben, bei denen zum Rentenbeginn 80 oder sogar 100 Prozent der Einzahlungen und Zulagen garantiert zur Verfügung stehen. Ein Killer für die Rendite.
Auch beim Kostendeckel bleibt die Bundesregierung zu zaghaft. Sie erkennt zwar, dass die Höhe der Gebühren entscheidend für die späteren Erträge ist, setzt die Obergrenze beim sogenannten Standardprodukt aber unnötig hoch an. Dieses Produkt ist für Sparer gedacht, die sich nicht zutrauen, selbst auszusuchen, in welche Aktienfonds oder ETFs sie ihr Geld stecken möchten. Das Standarddepot muss jeder Anbieter auflegen und kann dabei bis zu 1,5 Prozent Effektivkosten pro Jahr verlangen. Das ist ähnlich viel wie bei aktuellen Riester-Fondssparplänen. Sprich: teuer.
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Wer zu solchen Konditionen fürs Alter spart, verliert einen erheblichen Teil seiner Rendite. Nicht durch Börsenturbulenzen, sondern durch Gebühren. Das ist besonders schmerzhaft, weil es auch anders geht: In Schweden kostet das staatlich organisierte Standardprodukt 0,05 Prozent pro Jahr und erwirtschaftet seit zwei Jahrzehnten zweistellige Renditen. In Deutschland dagegen lässt die Politik Kosten zu, die ein Vielfaches betragen.
Dabei gibt es auch hierzulande ETFs, die weniger als 0,1 Prozent pro Jahr kosten. Würde der Staat diese im großen Stil besparen, wie es jetzt bei der Riester-Reform möglich wäre, ließen sich die Gebühren nach Einschätzung von Verbraucherschützern auf 0,03 bis 0,04 Prozent drücken. Doch es fehlt offenbar am politischen Willen.











