
„Das größte Risiko in ganz Europa“
Mega-Erdbeben rückt immer näher
14.12.2025 – 13:00 UhrLesedauer: 2 Min.
Türkische Experten warnen schon lange vor Hunderttausenden Toten. Jetzt offenbart eine neue Studie, wie sehr die Gefahr für Istanbul wächst. Eine Reihe von Erdbeben rückt immer näher.
Die Gefahr für ein Mega-Erdbeben in Istanbul steigt. Laut einer Analyse von Geoforschern um Patricia Martínez-Garzón vom GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung in Potsdam kommen die Einschläge immer näher. „Die Marmara-Verwerfung repräsentiert aktuell das größte seismische Risiko in ganz Europa“, schreiben die Wissenschaftler in der renommierten Fachzeitschrift „Science“. Entlang der Verwerfung im Marmarameer bewegen sich demnach seit rund zwei Jahrzehnten Erdbeben konstant ostwärts – direkt auf Istanbul zu.
Die Forscher haben eine Reihe von Beben mit Stärken von mehr als 5 analysiert. Innerhalb der vergangenen 15 Jahre waren dies vier. Die Daten würden dafür sprechen, dass die Marmara-Verwerfung von Westen her immer weiter aufbreche, warnen die Forscher. Ein Beben führt demnach zum nächsten, „begleitet von einer Zunahme der Magnitude im Laufe der Zeit“.
Zuletzt erschütterte im April ein Beben der Stärke 6,2 die Region. Das Problem: Schon das nächste Beben könnte in einem hochgefährlichen Bereich geschehen.
Unter dem Marmarameer, das zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer liegt, driftet die kleine anatolische Platte an der großen Eurasischen Platte in westlicher Richtung vorbei. Dort, wo sich die bisherigen Epizentren befanden, bewegen sich die tektonischen Platten langsam und kontinuierlich aneinander vorbei. Die Wissenschaftler sprechen von „kriechenden Segmenten“, in denen die tektonische Spannung vergleichsweise gering sei.
Südlich von Istanbul haben sich die Platten den Forschern zufolge allerdings komplett verhakt. Sie speichern dadurch erheblich mehr Energie. Wird diese freigesetzt, könnte ein besonders starkes Beben die Folge sein. Die Wissenschaftler warnen vor „verheerenden Folgen für die 18-Millionen-Einwohner-Metropole“.
Das letzte große Erdbeben in dieser Zone ereignete sich 1766 nahe der Prinzeninseln südöstlich des Bosporus. Die damalige Stärke wird mit 7,1 angegeben, schätzungsweise starben 4.000 Menschen.
Derart große Beben erschüttern die Region den Wissenschaftlern zufolge durchschnittlich alle 250 Jahre: Die Marmara-Verwerfung befinde sich folglich aktuell bereits in der späten Phase ihres seismischen Zyklus und habe somit das Potenzial für ein großes Beben der Magnitude bis zu etwa 7.4.
Wie stark das nächste Beben sein wird, lässt sich den GFZ-Forschern zufolge allerdings nicht genau sagen. Auch nicht, wann es eintritt. Die Wissenschaftler betonen allerdings, dass eine Echtzeitüberwachung der seismischen Aktivitäten angesichts des Potenzials eines künftigen Bebens dringend notwendig sei. „Die Verbesserung der Überwachungssysteme entlang der submarinen Verwerfung ist von größter Wichtigkeit“, schreiben sie in ihrer Studie. Sie regen zusätzliche Bohrlochstationen zur Überwachung und die Verlegung von Glasfaserkabeln an.
Schon zuvor hatten türkische Erdbebenforscher vor den Folgen eines starken Erdbebens in Istanbul gewarnt. 100.000 Gebäude seien stark einsturzgefährdet, „es werden Hunderttausende umkommen“, erklärte Naci Görür der Deutschen Presse-Agentur.









