Die Vertragssituation wird zur quälenden Hängepartie. In dieser Zeit sollen von dem Ehepaar die Überlegungen aufgekommen sein, Männer auf Distel anzusetzen, die ihn einschüchtern sollten. Waren das vielleicht nur leichtfertig dahingesagte Sätze, im Ärger ausgesprochen wie „umbringen müsste man den“, die jetzt aufgebauscht werden? t-online hat das die Brückners gefragt, aber sie haben auch diese Frage nicht beantwortet.
Bereits die versuchte Anstiftung zu einem Verbrechen ist nach dem Strafgesetzbuch eigenständig strafbar. Dabei geht es dann um die Frage, ob es wirklich ernsthaftes Bemühen gab, einen anderen zu einer Verbrechensbegehung zu bestimmen. Auch eine bloße Verabredung zur Begehung eines Verbrechens kann bereits strafbar sein, selbst wenn noch kein unmittelbarer Versuch beginnt.
In den eidesstattlichen Versicherungen gibt es Anhaltspunkte: Das mögliche Vorgehen ist ausgemalt, es ist die Rede davon, dass der Dienstleister, der sich Distel in der Garderobe offenbarte, seine Hilfe und Helfer bereits in Aussicht gestellt haben soll. Und darüber, dass mehr Geld fällig wird, wenn sich das Opfer wehrt. Was der Dienstleister dazu gesagt haben soll, weicht in manchen Details von den Angaben des früheren Brückner-Vertrauten ab. Wenn es die Pläne tatsächlich gab, hatten sie sich zumindest im Frühjahr 2019 erledigt.
Bei Vertragsstreitigkeiten geht es eigentlich immer um Geld.
thomas stein
Am 28. Februar 2019 nahm Brückner vor dem Landgericht Frankfurt eine im Januar eingereichte Klage unter dem Aktenzeichen 2-03 O 22/19 zurück. Mit der Klage hatte sie gerichtlich feststellen wollen, dass die Kündigungen wirksam sind. Eine Begründung für die Klagerücknahme gab es nicht.
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Hinter den Kulissen hatte sich viel bewegt, die Parteien hatten sich jetzt geeinigt, das Vertragsverhältnis zu beenden und wie viel Brückner noch zu zahlen hat: einen sechsstelligen Betrag. Dieses Detail findet sich in der Anzeige. Die Brückners wollen sich dazu nicht äußern, Distel auch nicht, Stillschweigen ist Teil des Vergleichs.
„Bei Vertragsstreitigkeiten geht es eigentlich immer um Geld“, sagt der langjährige Musikmanager Thomas Stein t-online. Es komme oft vor, dass Uneinigkeit über die Konditionen herrsche. „Ich habe Künstler erlebt, die mich angeschrien haben, die Türen geknallt und völlig ausgerastet sind, die Tische umgeschmissen oder Dinge durch die Gegend geworfen haben“, erzählt Stein. „Das muss man aushalten und überstehen.“ Drohungen seien das eine, so der einstige BMG-Chef: „Aber Gewaltfantasien wahr werden zu lassen, ist eine andere Hausnummer.“

Die Staatsanwaltschaft in Distels Heimat Limburg hat den Fall wegen des Geschäftssitzes von Brückners Firma nach Oldenburg abgegeben, aber auch dort fühlt man sich örtlich nicht zuständig. Eine weitere Staatsanwaltschaft sei im Spiel, habe die Akten aber noch nicht vorliegen, erklärt eine Sprecherin. Sie könne deshalb noch nicht mitteilen, welche Behörde nun übernehmen soll. Weitergekommen sind die Ermittlungen seit der Anzeige im März nicht. Man könne zum Stand „inhaltlich keine Auskunft geben“.
Zwischen den Brückners und Distel war es nach dem Vergleich und der Trennung lange still: „Es gab kein Verhältnis mehr“, erklärt Distel. „Jeder ging seiner Wege.“ Das Kapitel schien abgeschlossen zu sein. Bis zu jenem Tag in der Garderobe beim Saisonfinale in Oberhausen im Dezember 2024, als auf den Tisch kam, was in den Monaten vor der Vertragsauflösung passiert sein soll und jetzt bei der Staatsanwaltschaft liegt.
Der Mann, der Distel im Dezember 2024 sein Herz ausschüttete, machte vorher beim Konzert backstage noch ein Foto: „Leider die letzte Show der Tour“. Geil sei das gewesen mit Ikke. Er hat auch für Mia Julia gearbeitet. Mit seinen Aussagen aus der Zeit belastet er sich auch selbst und will kein Strafverfahren. Distel hingegen möchte Aufklärung, was damals gegen ihn geplant wurde. „Ich bin großer Anhänger von Gerechtigkeit und finde, dass es Klarheit geben sollte.“ Und jemand möchte, dass der Fall an die Öffentlichkeit gelangt. t-online und anderen Redaktionen wurden anonym die Anzeige und die eidesstattlichen Versicherungen zugeschickt.
Das große Geschäft mit dem Partyschlager geht derweil weiter: Die Après-Ski-Saison steht an, ab April geht es am Ballermann weiter. Ikke Hüftgold und Mia Julia werden weiter Tausende Fans zum Grölen bringen – nur zusammen wird man sie nie mehr auftreten sehen.












