Ex-Wirecard-Manager
Zeuge: Marsalek bot russischen Spionen Atomwaffen an
09.05.2025 – 00:09 UhrLesedauer: 2 Min.
Brisante Aussagen vor einem britischen Gericht: Ein geständiger russischer Spion berichtet über seinen Kontakt zum Ex-Wirecard-Manager Jan Marsalek.
Der flüchtige Wirecard-Manager Jan Marsalek soll laut britischen Gerichtsunterlagen mit russischen Spionen über Waffengeschäfte und andere Deals gesprochen haben. Marsalek habe sich mit dem Chef eines in Großbritannien agierenden Spionagerings, Orlin Roussew, über die Beschaffung von Drohnen für den Krieg in der Ukraine, den Handel mit Blutdiamanten und die Bereitstellung von Söldnern in Afrika ausgetauscht, ging am Donnerstag aus Dokumenten bei dem Verfahren in London hervor.
Im Zusammenhang mit Weizenlieferungen an Kamerun sagte Roussew demnach aus, es hätten auch Waffen bestellt werden dürfen. „Wir können so ziemlich alles organisieren, was sie brauchen, außer Atomwaffen (…) sogar Atomwaffen, wenn sie zahlen“, soll Marsalek demnach gesagt haben.
Vor dem Central Criminal Court – besser bekannt als Old Bailey – wird das Strafmaß gegen die Mitglieder des Spionagerings verhandelt. Der Staatsanwaltschaft zufolge arbeiteten die Mitglieder nicht direkt für den russischen Geheimdienst, sondern hätten hauptsächlich finanzielle Motive verfolgt. Sechs Bulgaren müssen mit bis zu 14 Jahren Haft wegen Spionage für Russland rechnen. Sie sollen unter anderem von Marsalek den Auftrag erhalten haben, ukrainische Soldaten bei der Ausbildung in Deutschland auszuspionieren.
Roussew und sein Vize Biser Dschambazow bekannten sich im vergangenen Jahr schuldig. Die russische Botschaft in London hat zu dem Fall nicht Stellung genommen.
In den von der Staatsanwaltschaft vorgelegten Botschaften erwähnten Marsalek und Roussev häufig den russischen Militärgeheimdienst GRU und andere Sicherheitsdienste. Marsalek ließ Roussev demnach wissen, er habe sich mit „GRU-Leuten“ getroffen und werde dem „Drohnenbeschaffungs-Guru“ vorgestellt, um Anforderungen zu besprechen. Roussev lobte zudem den SpaceX- und Tesla-Chef Elon Musk für das Satellitensystem Starlink. Dort sei „alles aus Russland (…) und dem Iran erlaubt“. Marsalek habe begeistert geantwortet: „Musk ist supercool.“
Marsalek galt als führender Kopf des 2020 kollabierten Finanzdienstleisters Wirecard. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt wegen Betrugsverdachts gegen den gebürtigen Österreicher und hat ihn international zur Fahndung ausgeschrieben. Ihm wird zudem Spionage für Russland vorgeworfen. Seine Spur verlor sich kurz nach dem Zusammenbruch von Wirecard in Belarus, Medienberichten zufolge wurde er später in Russland vermutet. Marsaleks Anwalt hat zunächst Stellungnahmen abgelehnt.