Wiederkehrende Blasenentzündungen plagen viele Frauen. Ein kritischer Blick auf die Intimrasur kann hilfreich sein.
Laut dem Bundesministerium für Gesundheit bekommen etwa 10 von 100 Frauen mindestens einmal pro Jahr eine Blasenentzündung. Die Hälfte von ihnen erkrankt innerhalb eines Jahres erneut. Manche Frauen haben regelmäßig mit einer entzündeten Blase zu kämpfen. Eine polnische Studie legt nahe, die Intimrasur als begünstigenden Faktor in Betracht zu ziehen.
Die häufigsten Auslöser unkomplizierter Harnwegsinfektionen sind das im Darm natürlicherweise vorkommende Bakterium Escherichia coli sowie Enterokokken. Seltener kommen dem Berufsverband der Frauenärzte e. V. (BVF) zufolge Erreger vor, die teilweise durch mangelnde Hygiene, teilweise aber auch durch Sexualkontakte übertragen werden können, darunter Staphylokokken, Hefepilze (Candida), Chlamydien und bestimmte Viren.
Sex gilt als größter Risikofaktor für Blasenentzündungen, gefolgt von einer ungünstigen Toilettenhygiene. Beim Geschlechtsverkehr kann es leicht passieren, dass eigene Darmbakterien in Richtung Scheide gelangen oder durch den Sexualpartner oder die Sexualpartnerin übertragen werden. Experten raten, direkt nach dem Sex auf die Toilette zu gehen, um die Harnröhre zu spülen und so einem Aufsteigen der Erreger in die Blase entgegenzuwirken.
Ebenso bedeutsam ist es, auf der Toilette von vorn nach hinten abzuwischen und generell auf eine gute Intimhygiene zu achten. Weniger ist hierbei mehr: Den Intimbereich sollte man möglichst nur mit warmem Wasser reinigen, um die natürliche Scheidenflora nicht zu stören und die Abwehrfunktion zu schützen.
Die Ergebnisse einer 2024 veröffentlichten polnischen Studie deuten darauf hin, dass möglicherweise auch das Rasieren der Schambehaarung die natürliche Schutzfunktion beeinträchtigen könnte. Die Forschenden um Andrzej Galbarczyk untersuchten das Auftreten von Harnwegsinfektionen in Abhängigkeit davon, ob und wie intensiv die Schamhaare entfernt wurden. Mittels Fragebögen erfassten die Forschenden bei 2.409 Frauen im Alter zwischen 18 und 45 Jahren die Häufigkeit von Harnwegsinfekten. Ebenso berücksichtigten sie weitere Einflussfaktoren, wie beispielsweise wechselnde Sexualpartner, die Häufigkeit von Geschlechtsverkehr sowie den Gebrauch von Spermiziden.
Die Auswertung der Fragebögen zeigte: Extreme Schamhaarentfernung täglich oder wöchentlich war mit einem höheren Risiko für wiederkehrende Harnwegsinfekte (drei oder mehr Infekte innerhalb eines Jahres) verbunden. Die Forscher vermuten, dass die Schambehaarung eine gewisse schützende Wirkung hat. Genauer gesagt: In den Schamhaaren sollen verschiedene Lactobacillus-Arten angesiedelt sein, welche der Vermehrung von E.-coli-Bakterien entgegenwirken. Auch könnten die Schamhaare selbst antimikrobielle Wirkstoffe bilden.
Außerdem birgt die Intimrasur unter Umständen weitere Risikofaktoren, welche eine Blasenentzündung begünstigen können. So ist nicht auszuschließen, dass während der Rasur potenzielle Erreger über den Rasierer aus dem Analbereich in Richtung Harnröhreneingang gelangen. Auch können winzige Verletzungen und Hautirritationen Keimen einen Nährboden bieten. Frauen, die unter wiederkehrenden Blasenentzündungen leiden, können testweise die Intimrasur aussetzen und prüfen, ob sich die Beschwerden unter Berücksichtigung weiterer vorbeugender Faktoren verbessern.
Wer auf die Rasur nicht verzichten möchte, sollte den Rasierapparat nach jeder Rasur gründlich reinigen und desinfizieren. Ebenso ist es ratsam, auf eine sanfte, hautschonende Rasur Wert zu legen. Dazu gehört auch, in Haarwuchsrichtung zu rasieren und die Klingen regelmäßig zu erneuern. Im Anschluss sollte man den Intimbereich reinigen.
Von Seifen, feuchtem Klopapier mit Duft- und Konservierungsstoffen, parfümiertem Rasierschaum und Intimdeos raten Experten ab, da diese die Hautschutzbarriere schwächen können. Besser ist die Reinigung mit warmem Wasser und eine anschließende Pflege mit einer für den Intimbereich geeigneten Creme, die das Milieu des Intimbereichs unterstützt. Der Frauenarzt berät entsprechend.
Ein weiterer Tipp: Baumwollunterwäsche tragen. Diese ist atmungsaktiv und nimmt Schweiß gut auf, was die Vermehrung von Erregern hemmt. Außerdem kann Baumwolle bei hohen Temperaturen in der Waschmaschine gewaschen werden.
Kommt die Blasenentzündung trotz präventiver Maßnahmen immer wieder, sollten Frauen die Ursachensuche gemeinsam mit ihrem Gynäkologen oder ihrer Gynäkologin intensivieren. Häufig treten in der Pubertät, während einer Schwangerschaft sowie in den Wechseljahren aufgrund der hormonellen Veränderungen vermehrt Blasenentzündungen auf. Auch Erkrankungen, etwa ein Diabetes oder Nierensteine, können das Risiko für Blasenentzündungen erhöhen. Möglich ist auch, dass bestimmte Medikamente die Abwehr der Blase schwächen. Das kann auch für bestimmte Verhütungsmittel gelten, etwa Spermizide.