Kann Rot-Weiss Essen am Samstag gegen Dynamo Dresden den Spitzenreiter der 3. Liga ärgern? Der Ausfall von Tobias Kraulich wiegt schwer.
Es ist alles angerichtet für einen fußballerischen Festtag an der Hafenstraße: Mit 19.300 Zuschauern ist das Stadion von Rot-Weiss Essen zum zweiten Mal in dieser Saison ausverkauft, wenn am Samstag (Anstoß: 14 Uhr) mit Dynamo Dresden der Tabellenführer seine Visitenkarte im Ruhrpott abgibt. „Wir brauchen mit Sicherheit in allen Teilbereichen einen absolut herausragenden Tag“, macht Uwe Koschinat aus der Schwere der Aufgabe kein Geheimnis.
Beim Blick auf den Gegner, für den der Aufstieg das erklärte Ziel ist, gerät der Trainer von RWE fast schon ins Schwärmen. „Sie sind in der Offensive sehr flexibel besetzt, haben ein spielstarkes Mittelfeld und in der Defensive überzeugen sie vor allem durch einen strategisch sehr intelligenten Spielaufbau“, analysiert Koschinat. Dynamo könne viel Druck ausüben und „wenn man sie spielen lässt, können sie viel Dominanz ausstrahlen“. Als weiteren Pluspunkt sieht Essens Coach die Kaderbesetzung der Gäste an, wie er unterstreicht: „Sie sind nicht nur in der Lage, immer eine sehr starke erste Elf aufzustellen, sondern können auch im Spielverlauf sehr energiereich wechseln.“
Zuletzt musste sich Dynamo Dresden zwar mit einem torlosen Remis gegen die Zweitvertretung von Borussia Dortmund zufriedengeben. Aber auch Rot-Weiss musste nach zuvor 19 Punkten aus sieben Partien bei Viktoria Köln erstmals wieder eine Niederlage hinnehmen. Dabei war Uwe Koschinat nach eigenen Worten weder zufrieden mit der Energie auf dem Platz noch mit dem Mut bei eigenem Ballbesitz. Und zudem „richtig sauer über einige Handlungsweisen, die gar nicht zu uns passen und dem Gegner in die Karten spielen“, wie er ausführt.
Allzu lange aufhalten mit der verpassten Chance auf den nächsten Dreier will sich der 53-Jährige aber nicht, zumal auch die Mannschaft danach sehr selbstkritisch gewesen sei. „Entscheidend wird die Reaktion gegen Dresden sein“, geht der Blick von Koschinat nach vorn.
Dabei plagen den Trainer gegen den Tabellenführer allerdings Aufstellungssorgen. Tobias Kraulich hatte in Köln kurz vor Spielende die Gelb-Rote Karte gesehen und ist nun am Wochenende gegen seinen Ex-Klub gesperrt. „Der Ausfall tut uns sehr, sehr weh und wir haben intensiv durchdacht, wie wir ihn ersetzen, und verschiedene Modelle durchgespielt“, verrät Koschinat, ohne ins Detail zu gehen. Zwar gilt er grundsätzlich als Mann der klaren Worte und macht auch aus der eigenen Aufstellung oft kein großes Geheimnis. In diesem Fall aber „wollen wir uns den Faktor der Überraschung ein Stück weit bewahren“, wie er betont.
Denkbar ist, den Ausfall Kraulichs positionsgetreu mit einem Abwehrspieler wie Mustafa Kourouma zu ersetzen. Auf der anderen Seite „haben wir sehr formstarke Spieler, die eine Anpassung des Systems an Dynamo total logisch machen“, wie Koschinat es ausweichend formuliert.
Auch zu einem möglichen Einsatz von Torben Müsel hält sich Essens Trainer im Vorfeld bedeckt: „Ich will nicht zu viel erzählen.“ Klar ist hingegen, dass Thomas Eisfeld gegen Dresden wieder im Kader stehen wird, nachdem der Routinier längere Zeit ausgefallen war. Koschinat sieht in ihm einen „herausragenden Fußballer, der mit seiner Spielintelligenz auf ein Spiel vor allem in den letzten Minuten noch großen Einfluss nehmen kann“.